Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Freitag, 16. August 2013

Was tun bei Verdacht auf Herzinfarkt?


Uniklinik Regensburg, 2012

Selbstbildnis in der Uniklinik Regensburg, August 2012
Vor einem Jahr, am 11. August 2012 frühmorgens um sechs Uhr, erwischte es auch mich. Ein Herzinfarkt.  Und ich erkannte ihn nicht! Deshalb verging viel zu viel Zeit, bis wir den Notarzt riefen.

Wer denkt denn bei Rückenschmerzen in den Schulterblättern an Herzinfarkt, mit 56, als Nichtraucher, mit eher Normalgewicht (ja, ja, ich weiß, da ist noch diese kleine Delikatessengewölbe).

Heute weiß ich mehr. Heute verstehe ich die Anzeichen an diesem Tag und die Vorwarnzeichen in den Tagen davor.

Aber bevor ich davon berichte, möchte ich zuerst eine Botschaft loswerden, die Sie sich bitte einprägen, falls jemand in Ihrer Umgebung Herzinfarktsymptome bekommt.



Die  Anzeichen von Herzinfarkt sind schwere Schmerzen in Brustkorb, Armen und/oder Schulterblättern, kombiniert mit Atemnot, Übelkeit, Brechreiz, Schwitzen, und Angst


Was tun bei Herzinfarktverdacht?

  • Sofort 112 wählen (110 geht auch)
  • NICHT den ärztlichen Notdienst oder den Hausarzt rufen


Warum gleich 112?

Viele Menschen haben Scheu, sofort die Nummer 112 zu wählen, sagt der Sprecher der Herzstiftung. Stattdessen werde häufig der Hausarzt oder der ärztliche Notdienst verständigt. Dies ist aber "ein lebensgefährlicher Umweg. Selbst wenn der Hausarzt kommt, kann er nichts anderes tun, als die 112 anzurufen" (Zitat des Vorsitzenden der Stiftung, Prof. Hans-Jürgen Becker)

Jedes Jahr sterben in Deutschland über 60.000 Menschen an einem Herzinfarkt, berichtet die Stiftung in einer Kampagne. Jeder vierte sterbe bevor er in die rettende Klinik komme. "Bei einem Herznotfall geht es um jede Minute. Ein Herzinfarkt kann jederzeit lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen", betonte der Direktor der Kardiologie am Frankfurter Universitätsklinikum, Prof. Andreas Zeiher.
Je früher ein Patient aber in einer Klinik behandelt werde, desto mehr Herzmuskel - das heißt Pumpkraft des Herzens - könne erhalten werden

Alle Ärzte, auch die Notärzte und Rettungssanitäter, versicherten mir immer wieder: wir sind keinem böse, der voreilig die 112 wählt.  

Typische Alarmzeichen

Als typische Anzeichen für einen drohenden Herzinfarktgelten:

  • schwere, länger anhaltende (brennende) Schmerzen in Brustkorb und Armen und/oder bei den Schulterblättern. 
Es ist normalerweise kein Stechen, sondern eher ein brennender Schmerz. Schmerzen, die stechen ( im Bereich des Brustkorbes), sind eher auf ein HWS/ BWS Syndrom zurück zuführen.
Ich persönlich hatte nur am Rücken Schmerzen. Ein ähnlicher Fall kam nach mir in die Intensivstation: auch er hatte nur Schulterblätter-Schmerzen und hätte niemals auf einen Herzinfarkt getippt.

Oft kommen noch weitere Symptome dazu, z.B.:
  • Atemnot (ich sag mal lieber: "Kurzatmigkeit"; ich konnte nur abgehackte, kurze Sätze ausstoßen, habe das aber auf die Schmerzen und Verspannungen zurückgeführt und nicht als Atemnot gesehen; darum prägt sich "Atemnot" nicht richtig ein),
     
  • Schwitzen - ein sehr  typisches Alarmsignal, wenn es in Verbindung mit den Schmerzen auftaucht. Ich war völlig verschwitzt an diesem morgen, und das war auch das Signal für den Arzt, den meine Nachbarin am Telefon hatte: Verdacht auf Herzinfarkt. Bis dahin hat niemand von uns an diese Möglichkeit gedacht.
  • plötzliche Übelkeitsanfälle und Brechreiz (auch bei mir: als ich Anis-Samen als Mittel gegen die vermeintlichen Blähungen schluckte, musste ich mich übergeben; bei Frauen sollen die Übelkeitsymptome sogar viel vorranniger vor richtigen Schmerzen sein)
  • Herzinfarkt im Schlaf: ein nächtliches Erwachen mit Schmerzen im Brustkorb ist  ganz typisch für einen Herzinfarkt. So war es auch bei mir. 6 Uhr morgens aufgewacht mit höllischen Schmerzen in den Schulterblättern. 
Am Vorabend und in den Tagen davor hatte ich gelegentlich auch diese Schmerzanfälle in den Schulterblättern. Offenbar hatte sich da schon Blut an einer Engstelle gestaut und es kam zur Unterversorgung. Aber das verging nach ein paar Minuten wieder. Diesmal definitiv nicht.

Achtung Diabetiker: Durch Schmerzunterdrückung kann es zu einem stillen Infarkt ohne großartige Beschwerden kommen. Informieren Sie sich.


Fortsetzung folgt