Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Als in Regensburg die Waschmaschine erfunden wurde

Die Waschmaschine wurde von einem Regensburger Gelehrten erfunden: Jacob Christian Schäffer. Im Jahre 1767.  Er kam aus Querfurt (Sachsen-Anhalt), aber lebte und arbeitete in Regensburg. 


Die bequeme und höchstvortheilhafte Waschmaschine
Frankfurt 1767
von Jacob Christian Schäffer (1718-1790)
Der Regensburger Superintendent Jacob Christian Schäffer und die Prähistorie der Waschmaschine



Das Deutsche Museum hat drei Bücher von Schäffer:

  • Schäffer, Jacob Christian: Die bequeme und höchstvortheilhafte Waschmaschine. Frankfurt 1767. Sign.: 1982 A 2213
  • Ders.: Briefe eines Frauenzimmers an ihre Freundin in St.** die Waschmaschine betreffend. Regensburg 1767. Zitat daraus: "... daß das männliche Geschlecht diese Arbeit gar nicht verstünde, und also auch davon eben so wenig als der Blinde von der Farbe urtheilen könne." (S. 8) Sign.: 1982 A 2213 (An 1
  • Ders.: Gesammlete gute und böse Nachrichten von der Regensburgischen Waschmaschine. Regensburg 1767. Sign.: 1982 A 2213 (An 2

Aber man muss nicht nach München fahren, man kann die Bücher auch kostenlos über das Internet lesen. Eines der bücher habe ich unten eingebunden, ansonsten habe ich die Links herausgesucht.
Außerdem gibt es einen interessanten Hintergrundartikel auf den Webseiten des Museums, der dort inzwischen ins digitale Archiv gewandert ist: http://www.deutsches-museum.de/bibliothek/unsere-schaetze/technikgeschichte/schaeffer-waschmaschine/
Eine Zusammenfassung dieses Artikels:

Geboren 1718 in Querfurt, Thüringen. Vater starb, als er 10 war, und hinterließ sechs Kinder, eine mittellose Witwe und eine schöne Bibliothek.

Mit 18 Jahren ging Schäffer nach Halle. Dort studierte und hungerte er zwei Jahre.; oft bestand seine ganze Nahrung aus Brot oder Obst für einen Pfennig

Zwei Jahre später wurde bekam er eine Stelle als Hauslehrer ("Informant") bei einem Regensburger Kaufmann . Durch den Tod seines Herrn nach wenig mehr als einem Jahr verlor er diesen Unterhalt wieder.
Dann hatte der 22jährige das Glück zum Prediger bestellt zu werden. Trotz weiterer Schicksalsschläge kam er beruflich voran, und wurde 1779 zum Superintendenten der evangelischen Gemeinde von Regensburg ernannt.

Er war offenbar ein geschickter Mann und konnte optische Gläser schleifen, konnte drechseln, Intarsien machen, und war vielfältig interessiert. Zeitgenossen lobten an Schäffer "treue Erfüllung seiner Hauptpflichten und zweckmäßige Anwendung der Nebenstunden auf allgemein nützliche Beschäftigungen".

Er wurde zuerst mit naturkundlichen Schriften bekannt , über Pilze, Insekten und Vögel aus unserer Region. Anläßlich einer von ihm auf einem Spaziergang gefundenen höchst seltenen Sattelfliege trat er sogar in Briefkorrespondenz mit dem französischen Wissenschaftler Reaumur. Er lernte als Vierzigjähriger noch Französisch, um diesem in seiner Sprache schreiben zu können. Generell wurde er späterhin Korrespondent und Mitglied zahlreicher gelehrter Gesellschaften.

Schäffer und die Waschmaschine

Im Jahre 1766 las Schäffer einen Bericht über eine in England erfundene Waschmaschine, die ein Herr Stender in Kopenhagen nachgebaut habe. Schäffer, der gerade auf der Suche nach einem Holländer war, also einer Maschine zur Produktion eines Faserbreis für seine Papierversuche, hielt diese Waschmaschine für seine Zwecke geeignet. Er vertiefte sich in die Materie und entwickelte eine verbesserte Version der englischen Erfindung.

Schon 1767 veröffentlichte er seine Schrift: "Die bequeme und höchstvortheilhafte Waschmaschine".

Als guter Propagandist in eigener Sache schob er fiktive "Briefe eines Frauenzimmers an ihre Freundin in St** die Waschmaschine betreffend" nach, 
  und noch im gleichen Jahr "Gesammlete gute und böse Nachrichten von der Regensburgischen Waschmaschine".






 

Google-Books

Wo kann man die Werke kostenlos lesen und  sogar in PDF-Form herunterladen? Auf google-books. Ich habe die Links herausgesucht:
  • Die bequeme und höchstvortheilhafte Waschmaschine. 1766 Google
  • Briefe eines Frauenzimmers an ihre Freundin in St.** die Waschmaschine betreffend. Regensburg 1767. Google






MZ-Artikel

Einem Artikel von R. Retzlaff in der Mittelbayerischen  Zeitung vom November 2012 entnehme ich ferner, dass man in Querfurt einen Nachbau der Maschine realisierte: http://www.mz-web.de/merseburg-querfurt/querfurt-nachbau-einer--245-jaehrigen-waschmaschine-in-der-sparkasse,20641044,21199872.html