Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Samstag, 19. April 2014

Erkundet das Regensburg aus 1829 Teil 3

Teil 3 der Serie über die Karte von Regensburg aus dem Jahre 1829
Zoombare Version:  http://bavarikon.de/de/image/kpbO-BSB-BAR-0000000000118566

Die vollständige Reihe:


Heute sehen wir uns den südlichen Teil der Karte an, bis hin zu Dechbetten und Prüll

Die Prüfeninger Straße, oben St. Lazarus, die Schießstätte, links der Friedhof für die Protestanten. Heute ist das alles Stadtpark. Rechts das Jakobstor. Über die Reitbahn kann ich gar nichts sagen - eigentlich entdecke ich die jetzt gerade das erste mal.
Zum Vergleich: heute


Der heutige Stadtpark hat eine interessante Wandlung hinter sich. Zwischen dem Bild aus 1829 und der heutigen Satellitenansicht gab es zwei Weltkriege. Und 1910 gab es auf dem Gelände die Oberpfälzische Kreisausstellung mit eigens errichteten Hallen, die im 2. Weltkrieg größtenteils zerstört wurden. Aus den Resten entstand die Ostdeutsche Galerie (heute Kunstforum Ostdeutsche Galerie, denn man muss immer alles fleißig umbenennen).
Oberpfälzische Kreisausstellung 1910 - eine Art früher Expo mit Besuchern aus dem In- und Ausland.
Der Schießplatz - Schießstätte


Das Jakobstor. Damals noch mit Brückenbogen. Der wurde kurz nach 1900 für die Straßenbahn entfernt


Dechbetten im Jahre 1829 - heute zweigeteilt durch die Autobahn. Rechts der Königswiesner Berg, der in den sechziger Jahren mit Hochhäusern bebaut wurde. Man sprach von "Regensburg-Manhattan"
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Dechbetten in 1829. Heute wird es durch die Autobahn zerschnitten

Schloss Prüfening (früher Kloster Prüfening) im Jahre 1829







Wie man sieht: die Bahn gab es damals (1829) noch nicht, die kam erst ein paar Jahrzehnte später. Die Nibelungenbrücke natürlich auch nicht, die wurde im Dritten Reich gebaut.

Der Grünstreifen um die Stadt, auch Alleen-Gürtel genannt, war schon um 1800 angelegt worden und ist noch heute deutlich auf den Luftbildern erkennbar.



Die Verteidigungsanlagen (Fortifikationen) vor 1800. Sie wurden entfernt und Fürstl Dalberg ließ den Alleengürtel um die Stadtmauer herum anlegen.





Am unteren Rand der Karte sind die zwei historischen Stadterweiterungen verdeutlicht worden.
Ursprünglich nahm man das Kastell als Stadtgebiet, 920 wurde die Stadt erweitert, und 1320 folgte die zweite Erweiterung. Dieser Grundriss hielt sich dann bis 1810 - dann wurde Regensburg in Bayern "eingemeindet" und in den Jahrzehnten danach wurden die Stadtmauern entfernt.

500 Jahre lang war Regensburg in dieser Stadtmauer von 1320 eingepfercht und konnte sich nach außen hin nicht entwickeln.  Denn außenrum war "Bayern".

Das erklärt, warum die Viertel außerhalb der Stadtmauer überwiegend im Stil der Gründerzeit/Jugendstil (1850-1910) stammen. Auch die Inschriften über den Türen in den Vierteln rund um den Alleengürtel zeigen Jahreszahlen um 1900 herum.  Die Bebauungen waren erst möglich, nachdem Regensburg 1810 in Bayern eingegliedert wurde.


Burgweinging 1829

Rechts unten auf der Karte eine "Bodenansicht". Brücke und der Dom mit stumpfen Türmen, von Nordwest aus gesehen. Dürfte Ausgang Schelmengraben sein
 
Pürklgut. Napoleon hatte dort 20 Jahre zuvor genächtigt.



Das Siechenhaus St. Nicolaus. Damals schon als Gaststätte benutzt. Der Betreiber hat dann aber sein Lokal neben das Ostentor verlagert, Neu-St. Nicolaus, und das Anwesen in der Adolfschmetzerstraße wurde zur Unterscheidung fortan Alt St. Nicolaus genannt.


Auf einer Karte, 200 Jahre davor

Prebrunn - Westviertel in Regensburg, früher ein kleiner Vorort außerhalb der Stadtmauer. Rechts die Westspitze der Stadtmauer mit  Prebrunner Tor


Ich habe lange gebraucht, bis ich herausgefunden habe, wo sich diese "Restauration zum Thierpark" befand, die man auf alten Ansichtskarten findet. Es ist beim Schlössl in Prebrunn.