Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Sonntag, 20. April 2014

Regensburger Dialekt - Johann Ludwig Prasch, ein Regensburger Gelehrter

Johann Ludwig Prasch, ein Regensburger Gelehrter


Immer wieder ein schönes Unterhaltungsthema: bayerische Spezialausdrücke. Jeder kennt welche, die der andere nicht kennt.



MZ-Leser kennen natürlich die Artikelserie des Sprachprofessors Zehetner. Quasi ein Vorläufer von Prof. Zehetner war vor 300 Jahren Ludwig Prasch. Ein Regensburger Gelehrter, Exbürgermeister, Reichtstagsabgeordneter und mehr.

Prasch hat als erster die lebendige Regensburger Stadtsprache im Glossarium Bavaricum dokumentiert. So wird es genannt, aber der offizielle Titel ist anders, so dass man unter obigem Stichwort nichts findet. Richtig lautet der Titel:

Jo. Ludovici Praschii
Dissertatio altera de origine Germanica Latinae linguae:
qua dissertatio prior, una cum onamastico Germanico-Latino, aliquatenus suppletur & explicatur, adeoque via aperitur novo etymologico : accedit glossarium Bavaricum
Und das gibt es als kostenloses google-ebook (also online lesbar und downloadbar bei google-books = books.google.de). Der einführende Teil ist lateinisch, aber das Glossar selbst ist in deutsch (lies ab Seite 16). Allerdings: das ist Regensburger Dialekt, wie er im 17. Jahrhundert gesprochen wurde. Aber auch interessant.

https://books.google.de/books?id=EI9SAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0

Johann Ludwig Prasch
1689 - 26 Seiten (Glossar ab Seite 16)


Die anderen Bücher von Prasch sind mehr was für Wissenschaftler, aber das Glossar ist auch für den Durchschnittsleser interessant. Gefunden habe ich es auf google-books (s.o., unten eingebunden), und auf http://reader.digitale-sammlungen.de/....







Zur Person Johann Ludwig Prasch


Die Dokumentation über Prasch ist miserabel. Es gibt zwar einen Wikipedia-Eintrag, dort sind aber nur ein paar Daten und ein paar seiner Bücher erwähnt. Man muss zur Eigen-Recherche wechseln, um mehr zu erfahren. Dabei gibt es durchaus digitalisierte Bücher (also Scans) im Internet, aber sehr verstreut über Bibliotheken aus aller Welt.




Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Ludwig_Prasch

Johann Ludwig Prasch (* 1637 in Regensburg; † 11. Juni 1690 in Regensburg) war ein deutscher und lateinischer Schriftsteller und Poetiker.
Er war ein Sohn des Regensburger Senators Johann Wolfgang Prasch und besuchte das dortige Gymnasium, studierte sodann zunächst Geschichte in Jena, später Rechtswissenschaft in Straßburg, um schließlich in Gießen weitere juristische und staatspolitische Kenntnisse anzueignen. Wieder im heimatlichen Regensburg, machte er schnell Karriere und brachte es bald zum Bürgermeister und Reichstagsabgeordneten.

Trotz seiner diversen politischen Ämter fand er die Muße zur Veröffentlichung einer erstaunlichen Zahl schöngeistiger Schriften, denen selbst der oft kritische Zeitgenosse Erdmann Neumeister hohes Lob zollte. Lediglich seine theologischen Spekulationen brachten ihn in Streitigkeiten mit Christian Thomasius.
Werke (Auswahl)
Tragoedia Tullia. Fischer, Regensburg 1667 (Online)
Beiheft zu Tullia, Tragoedia. Fischer, Regensburg 1667 (Online)
Psyche Cretica. Regensburg 1674 u.ö.
Gründliche Anzeige von Fürtrefflichkeit und Verbesserung teutscher Poesie, hrsg. Gerhard Dünnhaupt. Stuttgart: Hiersemann 1995 (Rarissima litterarum, 3; Ndr. d. Ausg. Regensburg 1680) ISBN 3-7772-9426-8
Geistlicher Blumenstrauss bestehend aus allerhand...Liedern. Regensburg 1685; mit Musiknoten von Hieronymus Gradenthaler (1637-1700)
Neue, kurtz- und deutliche Sprachkunst. Regensburg 1687
Literatur (Auswahl)
Karl Dachs: Leben und Dichtung des Johann Ludwig Prasch. Regensburg 1957
Josef Dünninger: "Johann Ludwig Prasch und sein Glossarium Bavaricum", in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde. Regensburg 1954, S. 185-190
Jozef IJsewijn: "Amour et Psyche dans un roman latin de 1685: La <Psyche Cretica>", in: Hommages a Robert Schilling. Paris 1983, S. 337-345
Daniel Jacoby: Prasch, Johann Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 505–509.
Werk- und Literaturverzeichnis
Gerhard Dünnhaupt: "Johann Ludwig Prasch (1637-1690)", in: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock, Bd. 5. Stuttgart: Hiersemann 1991, S. 3194-3230. ISBN 3-7772-9133-1
Weblinks
Literatur von und über Johann Ludwig Prasch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Druckschriften von und über Johann Ludwig Prasch im VD 17
 Digitalisierte Drucke von Johann Ludwig Prasch im Katalog der Herzog August Bibliothek
Die bayerische Landesbibliothek meint:
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/personen/person.html?PND=100230792

Geschlecht männlich
Geboren 1637
Gestorben 1690
Tätigkeit(en) Jurist, Politiker, Sprachforscher, Dichter
PND 100230792
Quelle Regensburger Portraetgalerie


Walter Tauber über Ludwig Prasch:


Einem  wissenschaftlichen Buch von Walter Tauber (Mundart und Schriftsprache in Bayern, S. 218, kostenpflichtig) entnehme ich, dass Prasch schon zu Lebzeiten über Regensburg hinaus berühmt war, vor allem wegen seiner sprachwissenschaftlichen Arbeiten.

Wie alle Gelehrten (=Universalgelehrte) hat er Aufsätze über Rechtswissenschaft, Politik, Theologie geschrieben und einige literarische Werke verfasst, aber eben auch sprachtheoretiche Abhandlungen verfasst: 1686 schrieb er gleich zwei Bücher, Mysterium linguae Teutonicae, und Dissertatio de origine Germanica Latinae linguae.

Drei Jahre schrieb er die ähnliche klingende Dissertatio altera de origine Germanica Latinae linguae, dem ein Glossarium Bavaricum "beigegeben" war, ein Verzeichnis mundartlicher Wörter, und damit der Beginn der bayerischen Lexikographie.

100 Jahre später versuchte Zausper etwas ähnliches: " Versuch eines baierischen und oberpfälzischen Jdiotikions, 1789) und 150 Jahre später gab es das unter Insidern bekanntete Wörterbuch von Schmeller (erste Auflage 1827).

Im selben Jahr, als er das Bayerische Glossar veröffentlichte, also 1689, forderte Prasch die Gründung einer Sprachgesellschaft, in seinem Buch "Entwurf der Hochrühmlichen Gesellschaft". Er betrachtete die Pflege der Muttersprache als nationale Aufgabe, und beschäftigte sich nicht nur mit Bedeutungen, sondern auch mit Grammatik.

Auszüge aus dem Buch von Tauber findet man bei google-books hier: Mundart und Schriftsprache in Bayern (1450-1800): Untersuchungen zur Sprachnorm und Sprachnormierung im Frühneuhochdeutschen (Google eBook)


Kallilope-portal.de

http://kalliope-portal.de/cgi-bin/kalliope_pnd.pl?100230792
schreibt zu Ludwig Prasch:
Beziehungen
Prasch, Susanna Elisabeth; |2. Ehefrau (familiäre Beziehung)
Lebensdaten
1637 - 1690 (04.04.1637-11.06.1690)
Syndikus, Ratsherr, später Bürgermeister in Regensburg, Gesandter beim Reichstag; Dt. Jurist, Politiker, Sprachforscher und Dichter
Syndikus, Ratsherr, später Bürgermeister in Regensburg, Gesandter beim Reichstag
Dt. Jurist, Politiker, Sprachforscher und Dichter


Bücher auf openlibrary

Auf openlibrary.org sind drei Werke in verschiedenen Scans von ihm eingestellt:

Johann Ludwig Prasch
1637 - 1690




Ein deutsches Buch, gefunden auf digitale-sammlungen.de:

Der Unwissende keusche Liebes-Genuß Endymions und Hyperippe , Libretto, Regensburg, 1680
http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0006/bsb00060645/images/
Autor: Prasch, Johann Ludwig
Erscheinungsort: [Regenspurg]
Verlag: [Dalnsteiner]
Erscheinungsjahr: 1680
Anzahl Seiten: 102
Signatur: Slg.Her 3803






 Übrigens: wer sich sonst noch für historische Bücher interessiert, die in Regensburg publiziert wurden: