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Sonntag, 2. November 2008

Schummi, der Bleistift


Tagebucheintrag 2. November 2008

Er verfolgt mich schon seit langem, dieser Bleistift. Er ist völlig ungeeignet zum Zeichnen, noch nicht einmal für Übungsskizzen während des Frühstücks. Er ist billig, hat den falschen Härtegrad und vor allem: er ist so platt und ungespitzt, dass ich ihn dauern drehen muss, um überhaupt Graphit auf das Papier zu bringen. Das liegt daran, dass er bei irgendwelchen Tapezier- und Renovierungsarbeiten seinen Dienst tun musste.

Aber er liegt als einziger in der Nähe, wenn ich schnell einen Stift brauche. Alle anderen verstecken sich, lauern, freuen sich diebisch, wenn ich dann schimpfend merke, dass ich ihn wieder erwischt habe: Schummi, der Bleistift, der sich einschummelt.



Wie oft habe ich ihn schon weggesperrt, damit er mir nicht mehr in die Quere kommt. Aber die anderen Bleistifte befreien ihn und platzieren ihn ganz unscheinbar in meiner Nähe. Einmal habe ich ihn zur Bank gebracht, höchstpersönlich überwachend, dass er in einem Hochsicherheits-Tresor eingesperrt wird. Aber es half nichts. Am nächsten Tag fand ich keinen einzigen Bleistift im Haus und musste ihn reuig wieder abholen. Den Schummi.