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Montag, 11. April 2016

Archäologische Grabungen an der B15 Zeitlarn





Bei den Arbeiten an der neuen Bahnunterführung B15-Zeitlarn-Mühlhof, die ich laufend dokumentiere,  hat man offenbar etwas gefunden. Seit ein paar Tagen sind Archäologen auf dem Feld, graben Löcher und stecken kleine Markierungen in den Boden. An unterschiedlichen Sandfarben bzw. Erdfarben kann man Spuren menschlichen Ursprungs erkennen - hier könnten Mauern oder Gräben verlaufen sein.

Ich halte dort öfters an, um den Fortgang der Straßenarbeiten zu dokumentieren, und besuche dann schon mal auch Verwandte. Meine Familie stammt von der Siedlung neben der Unterführung, ein Teil der Familie wohnt noch dort.

Und bei einem Besuch am gestrigen Sonntag bekam ich den Hinweis auf die archäologische Funde, und darauf, dass das Interesse der Archäologen u.a. den unterschiedlichen Sand- und Erdfärbungen gilt, die auf Besiedlung hinweisen. An diesem Tag machte ich nur Handy-Fotos, eine Kamera hatte ich nicht dabei.








Als ich heute (Montag) wieder durchfuhr, hatte ich meine Kamera mitgenommen, um die Baustellen vor und nach der Unterführung zu dokumentieren. Dabei sah ich aus der Ferne schon die Archäologen

Ich fasste mir ein Herz, ging zu den Leuten und sprach eine freundliche Archäologin an. Archäologie fasziniert mich von jeher, und einige Bekannte von mir arbeiten in der Freizeit bei solchen Projekten mit. Ich erfuhr: man habe aktuell einen Brunnen gefunden.  Ein Brunnen? Das klingt  allerdings sensationell. Für einen Laien wie mich, jedenfalls. Ich wollte aber die Leute, die gerade beim Aufräumen waren, nicht weiter belästigen und ging wieder vom Gelände. Ich fotografierte die Umgebung und beobachtete, wie die Archäologen ihren Arbeitsplatz räumten.

Nachdem ich dann die Fotos von heute mit denen von gestern verglichen habe, war mir klar: der Brunnen wurde erst heute freigegraben, gestern waren nur die Steine ganz oben sichtbar.

Nachtrag: Später sollte man in einer Mitteilung der MZ (anlässlich einer Pressemitteilung des Straßenbauamtes) erfahren, dass es ein "mittelalterlicher" Brunnen war. Das wäre noch erstaunlicher, denn dass man in der Umgebung mit frühzeitlichen Funden rechnen muss, ist bekannt. Auf der Denkmal-Landkarte im Bayern-Viewer, die jeder einsehen kann, kann man das nachverfolgen. Allerdings liegen die ausgewiesenen Fundgebiete etwas nördlichöstlich und nordwestlich davon:


http://geoportal.bayern.de/bayernatlas/?X=5438989.23&Y=4509021.88&zoom=12&lang=de&topic=pl_bau&bgLayer=atkis&layers=6f5a389c-4ef3-4b5a-9916-475fd5c5962b&catalogNodes=1








Geschichtliche Überlegungen zu diesen Funden

Warum ausgerechnet Siedlungsreste an dieser Stelle? Da ist doch kein besonderer geographisch vorteilhafter Punkt, wohl auch kein Verkehrsknotenpunkt. Und die Kreuzung B 15 und Bahn war vor 1870 auch nicht da. Möglicherweise spielt es eine Rolle, dass hier ein Bachrinnsal vorbeifließt, der hundert Meter weiter in den Regen fließt?

Als geschichtsbegeisterter Laie forschte ich sofort auf google-earth und alten Landkarten.

Man sieht  auf folgenden Fotos die kleine Stützbrücke. Hier unterquert der Bach die B15.


Der  obere gelbe Strich quer durch die Fahrbahn zeigt die Stelle an, an der der Bach unter die B15 hindurchfließt.










Anmerkung:
Dieser Artikel erschien am 11.04.16 in etwas ausführlicherer Form. Auf ein Schreiben der Archäologiefirma hin habe ich den Artikel deaktiviert, damit deren Arbeit nicht durch Neugierige gestört wird oder jedenfalls die Archäologen keine Angst davor haben müssen. Nach Rückfrage im Staatl Bauamt erfuhr ich dann, dass es  hier bald einen Pressetermin geben werde und es einigen Verantwortlichen lieber wäre, wenn erst danach die Informationen an die Öffentlichkeit kommen (eine Veröffentlichung hat  mir das Bauamt nicht untersagt, da gab es keinen Druck und keine Forderung). Diesen Pressetermin wartete ich freundlicherweise ab (bzw. die entsprechende Veröffentlichung in der MZ, gewissernmaßen der "richtigen" Presse).

Da jetzt die archäologischen Funde über die Presse bekannt sind, kann ich meinen Artikel (zumindest in dem Umfang, wie in der Presse berichtet wurde) wieder aktivieren, ohne dass ich den Archäologen Schaden zufüge.  Im übrigen hat sich alles, was ich damals schon im Umfeld von Mühlhof/Zeitlarn erfahren hatte, bestätigt - es waren keine falschen, voreiligen Informationen dabei. Aber wichtig war mir, den Verantwortlichen Gegenheit zu geben, die Grabungsstellen vor "Raubgräbern"  abzusichern.