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Montag, 6. August 2018

Der Weiberstreik in der Waldbühne Bad Kötzting


Dieses Jahr klappte es wieder mal mit einem Besuch der Waldfestspiele Bad Kötzting - im Gegensatz zum Vorjahr, wo wir umsonst anreisten, spielte diesmal das Wetter mit, und zwar auf optimale Weise. In der Waldbühne bei Bad Kötzting war es bis Mitternacht so mild, dass wir im T-Shirt sitzen blieben.



Die Waldfestspiele in Bad Kötzting sind ein Festival, das seit 1989 Klassiker der Weltliteratur "in bairischer Sprache" zur Aufführung bringt.  Es ist ein "Laientheater unter professioneller Regie und Inszenierung", die Schauspieler kommen überwiegend aus der Region. Inzwischen hat die Festspielgemeinschaft  250 Mitglieder , und diese bringen jedes Jahr in den Sommermonaten Juli und August einen Klassiker in bairischer Sprache auf die Waldbühne am Ludwigsberg.  Mehr Infos findet ihr in Wikipedia.

Wer noch nie dort war - das ist wirklich ein Erlebnis.


Waldbühne Bad Kötzting, Kulisse für Der Weiberstreik (Lysistrata)


Das letzte Mal war ich 2002 dort, vor 16 Jahren, das war damals gleichzeitig das erste Mal für mich. Und was für ein Zufall - heuer Jahr gab es genau das Stück, das es auch 2000 bis 2002 gab, nämlich "Der Weiberstreik - Lysistrata in Bayern". Dabei wurden bisher die Stücke nie wiederholt, es gibt durchschnittlich alle 2 Jahre ein neues Stück und kein Rotationssystem.

Was uns aber vom ersten Moment an auffiel: das Stück wurde neu konzipiert und geschrieben, es war nicht ganz identisch mit dem Stück von damals. Und, obwohl es eine Komödie ist, hatte es am Ende einen sehr ernst-nachdenklichen Moment, auch dieses Element war neu. Immerhin geht es um das Thema Krieg, und das ist ein bedauerlicherweise immer noch aktuelles Thema.

Das Geschehen war wieder in die Zeit von Asterix und Obelix versetzt, die Kulisse und einzelne Figuren (wie z.B. der Barde) sind deutlich erkennbare Elemente aus dieser Comix-Reihe. Ansonsten ist es  das Stück "Lysistrata" von Aristophanes, das als Vorlage dient, und das  in bayerischer Sprache gespielt wird.

Die vor 2400 Jahren geschriebene Komödien von Aristophanes findet man als Reclam-Heftchen und sind satirische, auf damalige Gesellschaftsthemen abzielende Komödien, aber in deftiger Sprache, vergleichbar zu Bauerntheater oder Boulevardkomödien (Germanisten mögen mich jetzt zerfetzen, aber ich schreibe den Artikel für Laien, und will eine ungefähre Vorstellung erzeugen).  Um seine Stücke zu genießen, muss man ständig in den Anmerkungen nachsehen, die sich am Ende des Reclam-Heftchens befinden, wo die Anspielungen auf die damaligen Vorgänge erklärt werden. Es ist, als wenn sich in 2000 Jahren jemand eine Kabarettsendung ansieht, und vieles erst dann versteht, wenn man die Hintergründe erklärt.

"Lysistrata" ist seine wohl bekannteste Komödie, auch wenn es meines Erachtens genialere gibt (z.B. die Wolken).  Aber Lysistrata taugt natürlich wunderbar als Symbol:  man benutzt nämlich gern diese Figur als eine der ältesten Beispiele der Frauenbewegung. Der Grund: Lysistrata hetzte die Frauen im Dorf auf, in Sex-Streik zu treten, damit die dämlichen Ehemänner, die jahraus-jahrein in irgendwelche Kriege zogen, endlich Frieden vereinbaren. Wobei die Frauen und letztlich auch sie selbst doch sehr unter dem Zölibat litten. Lesenswert, auch wenn das Ganze nicht wirklich was mit Frauenbewegung zu tun hat.

https://www.waldfestspiele.de/

https://de.wikipedia.org/wiki/Waldfestspiele_Bad_K%C3%B6tzting
https://de.wikipedia.org/wiki/Lysistrata

https://www.mittelbayerische.de/region/cham-nachrichten/geheimnis-am-ludwigsberg-ist-gelueftet-20909-art1585395.html