Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Freitag, 13. September 2019

Künstler Gustav Kraus, das Oktoberfest und Regensburg

Dieser Beitrag hat etwas mit dem Geschichte des Oktoberfestes zu tun, aber auch mit einem Künstler, dem wir  historische Ansichten von Regensburg verdanken: Gustav Kraus. Und es gibt eine Schnittstelle: den Oktoberfestzug 1842, wo auch Regensburg vertreten war. Dieses Detail war Anlass für mich für weitere Recherchen.


Der Reihe nach:

Das Oktoberfest

Anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese am 12. Oktober 1810 fanden in München zahlreiche private und öffentliche Feiern statt.  Auf dieses geht das Oktoberfest zurück. Bei den Festen gab es natürlich auch Festzüge. Bildhaft dokumentiert sind der Festzug 1835 und der von 1842.


Der Künstler Gustav Kraus

Vom Künstler Gustav Kraus kennen wir historische Abbildungen von Regensburg und Stadt am Hof.


Gustav Kraus wiederum ist bekannt für seine detailgetreuen Lithographien über den   Oktoberfestzug 1835 (24 Litos) und den Oktoberfestzug 1842 (mit 3 Lithographien). 

Gustav Kraus (geb. 30. August 1804 in Passau; gestorben 15. November 1852 in München) war ein bayerischer Lithografiekünstler der Biedermeierzeit. er wurde am 30.8.1804 in Passau geboren un starb am 15.11.1852 in München.

Der Oktoberfestzug 1842

Bei den drei Bildern vom Oktoberfestzug 1842 ist Regensburg mit im Bild, genaugenommen, Brautpaare aus Regensburg.

Der Hintergrund: am 12. Oktober 1842, dem Hochzeitstag seiner Eltern, heiratete Kronprinz Maximilian von Bayern  die preußische Prinzessin Marie Friederike. Dieses Ereignis strahlte  auch auf das Oktoberfest des Jahres aus, und zur Feier der Hochzeit wurden vier Tage später 35 Brautpaare aus allen Regierungskreisen Bayerns in München getraut und zogen anschließend festlich geschmückt am Königszelt auf der Theresienwiese vorüber.



Aus allen Regierungsbezirken wurden jeweils mehrere Brautpaare "von unbescholtenen Sitten und unzweifelhafter Würdigkeit" ausgewählt. Sie durften beim Oktoberfestzug 1842 prozessieren. Hier der Brautzug aus Regensburg





Der Ausschnitt stammt aus folgender Tafel:



Sogar die Namen der hier gezeigten Brautpaare ist bekannt. Ich zitiere aus "Bavarikon" :

V. Die Brautzüge aus Oberpfalz und Regensburg.

Ein Fahnenträger mit dem oberpfälzischen Wappen.
Der Zug der Bergknappen aus Amberg mit Musik.
Ein Fahnenträger mit dem Wappen der Stadt Regensburg.

13) Das Brautpaar der Stadt Regensburg: Wilhelm Heinrich Erdmann Kaufmann, angehender Kufnermeister in Regensburg und Anna Katharina Hagen, Metzgerstochter, protestantisch. Mit denselben ist eine Kranzljungfer als Begleiterin der Braut, der Brautführer, der Ehrenvater, die Ehrenmutter, ein männlicher und ein weiblicher Zeuge.

14) Das Brautpaar des königlichen Landgerichts Hemau: Joseph Weiß, Häusler von Pölndorf, und Barbara Mirbeck, von Aichkirchen, katholisch. Diese werden begleitet von zwei Kranzljungfern, dem Brautführer, und den Vätern der Brautleute als Zeugen.

15) Das Brautpaar des königlichen Landgerichts Kemnath: Mathäus Weyh, Metzgerssohn aus Kemnath, und Anna Murr, Metzgerstochter, katholisch. Denselben folgen zwei Kranzlfungfern, der Brautführer und die Aeltern der Brautleute als Zeugen.

16) Das Brautpaar aus dem königlichen Landgericht Neunburg vorm Wald: Joseph Probst, angehender Schuhmachermeister in Neunburg vorm Wald, und Katharina Brunner, Schuhmacherstochter, katholisch, mit zwei Kranzljungfern, dem Brautführer und zwei Zeugen.


Die anderen beiden Blätter sehen übrigens so aus:





Titel des gesamten Werks:

Festzug der 35 Brautpaare zur Vermählungsfeyer Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen Maximilian von Bayern und Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzeß Marie von Bayern im Vorbeiziehen vor dem Königszelt bey dem Octoberfeste in München den 16ten October 1842

Link zu diesem Werk:




Weiterer Hintergrund zum Festzug 1842:


Durch eine Gruppenhochzeit von Brautpaaren aus allen Teilen Bayerns und allen Volksschichten sollte die Verbindung von Dynastie und Land symbolisch gefestigt und gefeiert werden. Im März 1842 informierte das Präsidium der königlichen Regierung von Oberbayern alle Gemeinden des Königreichs vom Wunsche des Königs. Aus allen Regierungsbezirken sollten jeweils mehrere Brautpaare "von unbescholtenen Sitten und unzweifelhafter Würdigkeit" ausgesucht werden, um an der gemeinsamen Trauung in München teilzunehmen.

Außer Zeitungsberichten können vor allem drei Quellen für den Festzug der Brautpaare herangezogen werden: Neben dem offiziellen Programm der Stadt München liegen im Buch von F. Rudolph über das Oktoberfest 1842 detailgetreue Beschreibungen der Brautpaare und ihrer Trachten vor (Seite 49ff.) Schließlich erschien bereits kurz nach dem Festzug eine Reihe von drei Lithographien, erstellt von Gustav Kraus (1804-1852), die mit hoher Genauigkeit den Brautzug abbilden.

Um möglichst viel Platz zu sparen, windet Kraus den Brautzug schlangenförmig in vier Reihen übereinander - eine Darstellungsform, die sich bereits seit Jahrhunderten für derartige Abbildungen bewährt hatte.

Auf Blatt 2 findet man die Brautpaare aus Regensburg

Gustav Krauses noch bekannteres Werk, der Oktoberfestzug 1835 mit 24 Lithographien (allerdings ohne Bezug zu "Regensburg"), ist hier zu finden: https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-CMS-0000000000000581


Mehr zum Künstler Gustav Kraus

Ein paar seiner Bilder hatte ich bereis 2016 vorgestellt. Er wurde 1804 in Passau geboren und starb 1852 in München. Gelegentlich wird er auch als Gustav Friedrich oder Gustav Wilhelm bezeichnet (was bei Recherchen zu beachten ist).

Er war ein bayerischer Lithografiekünstler der Biedermeierzeit. In der Kindheit wohnte er zeitweise in Donauwörth. Als Erwachsener verschrieb er sich der Lithographie. Er selbst sah sich mehr als Gebrauchsgrafiker denn als Künstler, aber er seine Bilder werden durchaus auch wegen seiner künstlerischen Qualität geschätzt.


Er verfasste zahlreiche, oft großformatige Lithografien, häufig nach Vorlagen von Heinrich Adam, aber auch nach eigenen Zeichnungen und Aquarellen aus dem süddeutschen Raum. Er druckte viele  Ansichten Münchens – Stadt- und Architekturveduten, Ereignisbilder (u. a. Manöverbilder, Umzüge, Prozessionen, Einweihungsfeiern), Porträts von Hof und Adel, Trachten und Uniformen .

Seine Bilder waren bei Verlagen vor allem für Reiseführer sehr beliebt. Seine Bilder waren detailgenau und trotzdem künstlerisch. Gustav Kraus hatten bald den Ruf des „Bildberichterstatters der Biedermeierzeit“ in der Zeit von 1825 bis 1850.

Mehr Informationen findet man auf einer speziellen Wikipedia-Seite: https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Kraus , ferner auf http://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-CMS-0000000000000581


Gustav Kraus und Regensburg-Ansichten

Gelegentlich findet man im Internet (vor allem auf Auktionsseiten) Bilder von Regensburg oder  "Stadt am Hof".

Hier ein Kupferstich von Gustav Kraus, 1687, 8 x 14 cm (Verkäufer Peter Bierl Buch- & Kunstantiquariat (Eurasburg, Deutschland)




Hier eine Regensburg-Stadtansicht von den Winzerer Höhen aus gesehen. Links vorne Stadt am Hof, das Hausdach am unteren Rand könnte zu Pfaffenstein gehören.



Hier eine kolorierte Version:



Hier ein Bild zur Walhalla-Eröffnung (Lithographie aus 1842:


Gustav Kraus: Die Eröffnung der Walhalla
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:KrausWalhalla.jpg