Das diesjährige Gassenfest der sozialen Initiativen ist vorbei. Ich möchte hier nicht - wie in früheren Jahren - die üblichen stimmungsvollen Fotos abdrucken (ich habe im Gegenteil nur simple Handy-Fotos mit dokumentatorischen Charakter), sondern darauf eingehen, wie das neue Konzept auf mich wirkte.
Zunächst für diejenigen, die noch nicht den Hintergrund kennen: der Verein Soziale Initiativen e.V. ist ein Dachverband für die sozialen Initiativen in Regensburg und existiert seit 1974; geleitet von Reinhard Kellner. Seit 2005 veranstaltet der Verein so genannte "Gassenfeste", anfangs in der Altstadt, später in der Ostengasse (daher der ab dann verwendete Name Ostengassenfest), und das Fest fand in der Regel alle zwei Jahre statt.
Bei den letzten Malen wurden auch Gebiete an der Donau einbezogen (Brüchnergelände, das Gebiet vor dem Pulverturm).
Das neue Konzept
Diesmal hat man auf die Ostengasse ganz verzichtet und ist auf das Donauufer und den Sportplatz ausgewichen. Denn Kosten und Aufwand für die dreitägige Sperrung war den Veranstaltern zu hoch. Das Festname wurde wieder mal angepasst und zwar in "Gassenfest an der Donau".
Es verteilte sich auf die drei Areale an der Donau: das Areal vor dem Museum, wo der Biomarkt stattfindet (so genannte Donauterassen und in Zusammenhang mit dem Gassenfest Neuland), die Donaulände (das restliche Gebiet von Museum bis zum Pulverturm kurz vor der Königlichen Villa) und der AAG-Sportplatz, der eigentlich auch bisher mit dabei war und hauptsächlich den Kindern und Jugendlichen gewidmet war.
Die Organisatoren
Organisatoren waren:
- für die Donauterassen beim Museum Daniel Frost vom Freitags-Biomarkt in Zusammenarbeit mit dem Ghost-Town-Radio; dort gab es auch eine der drei Bühnen
- die Donaulände organisierte die Sozialen Inititativen selbst (unter Leitung von Kellner); auch hier gab es eine Bühne
- das AAG-Gelände managte sourverän Sabine Watzlawik mit ihrer Organisation "AktionKulturSozial" (sowohl die gemeinnüztige GmbH als auch der Förderverein). Natürlich gab es auch hier eine Bühne.
Mein Resumee
Wie ich in der Blogüberschrift schon verraten habe: ich fand das Gassenfest 2024 gelungen. Es erfüllte seinen Hauptzweck, wonach sich die Organisationen vorstellen können und es lieferte eine schöne Atmosphäre, im AAG-Bereich auch sehr viel Mitmachmöglichkeiten.
Gut, aus Fotografensicht gab es nicht die genialen Fotos, die man bei Sonnenuntergang in der Ostengasse machen kann. Aber dafür ist das Fest nicht da. Und die Atmosphäre an der Donaulände in der Stunde, in der die Sonne tief steht und diesen Bereich aushellt, ist für die Besucher wunderbar.
Im ersten Moment wirkte das Fest auf mich kleiner als in der Ostengasse. Aber das täuschte, und zwar gewaltig: die vielen Stände und Zelte verteilten sich viel stärker auf den Arealen an Donau. In Wirklichkeit waren sehr viele Organisationen vertretem, und es gab ein sehr umfangreiches Programm an Veranstaltungen und Mitmachaktionen.
Die Liste der Mitmacher habe ich - aus dokumentatorischen Gründen- am Ende des Blogartikels eingebunden, man kann sie auch auf der Homepage der Sozialen Initiativen nachlesen (und zwar
hier)
Die Kooperation mit dem Bio-Markt
Verwirrend war für mich anfangs, dass sich im Bereich der "Donauterassen" beim Museum die Stände der sozialen Organisationen mit den Ständen des Biomarktes vermischten - die eigentlich gewerblich sind, wenn auch natürlich "sympathisch-gewerblich". Wer hier landete, wusste zuerst nicht "habe ich jetzt das Gassenfest verlassen und bin beim Bio-Markt, der sich am Rande angeschlossen und die Öffnungszeit verlängert hat?" Erst bei näherem Hinsehen sieht man dann, dass sich Stände der Sozialen Initiativen dazwischen befinden und man kam zögerlich zum Schluss: "das gehört wohl doch noch zum Gassenfest".
Und die sozialen Stände dort profitierten durchaus von dem Gemengelage. So war Dr. Morsbach von den Altstadtfreunden sehr zufrieden von der Örtlichkeit neben dem Museum, da es sehr viel Publikumskontakt gab.
Die Kooperation mit dem Biomarkt ist insgesamt wohl eine akzeptable Zusammenarbeit, dachte ich beim letzten Spaziergang am Sonntag - und hörte dann im Hintergrund eine Sprecherin der Sozialen Initiativen, die auf der Bühne an der Donaulände darauf hinwies: keiner der Standbetreiber hier verdient etwas, alle arbeiten ehrenamtlich. Das stimmt dann natürlich nicht so ganz, schmunzelte ich vor mich hin. Andererseits: auch in den früheren Ostengassenfesten haben gewerbliche Gastronomen mit teil genommen, also gab es schon immer diese Mischung von ehrenamtlich und kommerziell. Das ist in Ordnung. Massen an Besuchern müssen versorgt werden - die bekommen Hunger und Durst und das alles können die Sozialen nicht alleine abdecken. Ich musste mich dreimal anstellen, um einen Kaffee beim "Kreuzbund" zu erhalten. Der war immer schnell alle. Aber ich wollte diese geniale Organisation unterstützen. Also gab es extra-Trinkgeld und nicht den angebotenen reduzierten Preis, "weil Sie so lange warten mussten".
Das AAG-Gelände
Was mich besonders begeistert hat, war der AAG-Sportplatzbereich. Hier entdeckte ich dann auch zum ersten mal die Organisation "AktionKulturSozial" die mit Kindern an einer Friedenssäule bastelten. Leiterin ist Sabine Watzlawik, von der wir Regensburger schon öfters in der Zeitung gelesen haben, und eine treibende Kraft der Organisation ist unter anderem Stephanie Zuber. Die kannte ich von früher, und sie sprach mich an und erklärte mir die Aktion und vor allem die Organisation.
Hinter dem unscheinbaren Namen steckt im Kern die Idee, Kindern das Thema Archäologie und Geschichte näher zu bringen. Mittlerweile haben sich so viele anderere Freiwillige angeschlossen, dass es nicht nur um Geschichte alleine geht. Sondern um Kultur. Aber die Archäologie ist das Hauptthema. So gibt es auch für Schulen oder Kinderfeste lehrreiche Konzepte, zum Beispiel die Ausgrabungs-Box. Mit der können die Kinder lernen, worauf bei Ausgrabungen zu achten ist (siehe
https://aktionkultursozial.de/, dort "Archäologie in der Box". Ich kann diesen Abschnitt leider nicht direkt verlinken)
Was die Friedenssäule-Aktion betrifft: Vorbild ist die Marc-Aurel-Säule in Rom. Die Kinder konnten mit Modelliermasse Friedenssymbole gestalten. Die werden spiralförmig an der Säule befestigt und bemalt. Die Friedenssäule soll im Anschluss im Foyer des Historischen Museums ausgestellt werden und im kommenden Jahr für ein guten Zweck versteigert werden. Hierzu folgt ein gesonderter Artikel von mir.
Das Wetter? Naja, der Freitag abend war verregnet und für die Katz. So einige Standbetreiber gingen frierend nach Hause - weit früher als gedacht. Aber Samstag und Sonntag herrschte wunderbares Wetter, und es gab schöne Sonnenuntergänge.
Am Sonntagabend führte ich dann noch interessante Gespräche über die Stadtentwicklung beim Stand der Altstadtfreunde. Ich wollte noch schnell ein Foto machen, bevor der Stand abgebaut wird, und da kam auch noch die Oberbürgermeisterin vorbei. Die musste dann natürlich auch mit drauf.
Ich blieb noch länger und hörte mir das wunderschöne Konzert an der Donaulände an, bevor ich nach Hause fuhr.