Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Montag, 28. Januar 2019

"RLeuchtet" im Neuen Kunstverein - Satire auf Regensburger Stadtgeschehen

Eine äußerst interessante Ausstellung gibt es im Neuen Kunstverein am Schwanenplatz vom 25.01. bis 24.02.2019 - eine Ausstellung, die auch für diejenigen interessant sein dürfte, die sich weniger für Kunst als solches, aber für die satirische Aufarbeitung des Geschehens in Regensburg interessieren.

Die Ausstellung heißt "RLeuchtet" (und das ist wirklich als mehrfaches Wortspiel gedacht) und ist eine Gemeinschaftsaktion mehrerer Künstler:

 Klaus Schwarzfischer (schwafi), Hubert Lankes, Andreas Hanauer (hangover),
Helmut Wolf und Tony Kobler. 



Klaus Schwarzfischer (schwafi), Toni Kobler, Helmut Wolf, Andreas Hanauer (hangover)
es fehlt im Bild: Hubert Lankes (Foto weiter unten)

Und wenn offiziell bei der Auflistung der Künstler zusätzlich "Touristifikation" genannt wird, so sind das wiederum schwafi und Hubert Lankes, die vor Jahren das satirische Portal "Touristifikation" geschaffen haben - eine herrliche Persiflage auf das Regensburger Tourismuspolitik, die viel Aufsehen erregt hatte  (auch überregional; vgl. Erwähnungen in "urbanshit" und "vice").

Die Satire auf das Regensburger Vorgänge ist letztlich auch der Kern der ganzen Aktion. Dabei hat "schwafi" in den letzten Jahren nicht nur mit Lankes, sondern auch mit anderen Künstlern zusammen gearbeitet. So hat er  in den Jahren 2007 bis 2011 drei Romane herausgebracht, die in einer fiktiven Partnerstadt von Regensburg spielen, nämlich  "Randsperg".  Illustriert wurden die Bücher vom Künstler Andreas Hanauer ("hangover").


In der fiktiven Provinzstadt Randsperg  (letztlich eine satirische Variante von Regensburg) vermischt sich makabrer Krimi mit Kommunalgeschehen und Kommunalpolitik. Den ersten Roman der Randsperg-Trilogie hatte schwafi dann 2015 verfilmt ("Der Verein, der Metzger und der Tod"; vgl. Besprechung hier)

Die  Illustrationen der Randsperg-Bücher und weiterer kommunalpolitische Cartoons von hangover sind ausgestellt, ebenso  gemeinsame Werke mit Hubert Lankes im Rahmen der Touristifikation, und Werke von Tony Kobler und Helmut Wolf.

Ferner laufen Videos in originellen Displays, und es liegen die satirischen Flyer und Hefte aus, die schwafi und Lankes im Rahmen ihrer Touristifikation erstellt und verteilt hatten. Es gibt viel zu entdecken, und der eine andere Besucher wird anschließend weiteres Material im Internet finden. Zum Beispiel Cartoons von schwafi/hangover in regensburg-digital, die  2016  bis 2018 unter dem Titel "Strippen für Regensburg" erschienen; die herrlichen Details auf der Plattform "Touristifikation.de"; die in diesem Zusammenhang erstellten "Werbevideos" der fiktiven "Ratisbest Immobilien", die man auch auf youtube findet, und mehr.


Klaus Schwarzfischer und Hubert Lankes

Die Vernissage fand am 24. Januar statt und war ein Bombenerfolg. Die Räume waren so rappelvoll, dass die erste dreiviertel Stunde die Besucher kaum die Türe öffnen konnten. Zum Fotografieren hatte ich hier keine Chance.

In dieser Zeit gab es nach der Ansprache von Reiner Schmidt (1. Vorsitzender des Vereins) eine Kurzlesung von schwafi aus dem ersten Randsperg-Buch und Musikalisches von "The Radi". Die Lieder kannte ich von youtube, wo Schwarzfischer zusammen mit den "spackos" sang.

Vernissage zur Ausstellung "RLeuchtet" im Neuen Kunstverein am 24.01.2019




Bildhauer Helmut Wolf

Bildhauer Helmut Wolf vor zwei seiner Skulpturen. Den Schafskopf hat er nachträglich erstellt - Vorlage war das Titelbild zur DVD "Der Verein, der Metzger und der Tod" (Verfilmung des ersten Romans der Randsperg-Trilogie)

Tony Kobler

Der Neue Kunstverein , seit 2015 am Schwanenplatz, davor in Königswiesen


Eine schöne Idee: 12 mal dasselbe Bild mit unterschiedlichen
Dialogen zwischen Wolbergs und Schaidinger, die sich in der Zukunft an frühere Zeiten erinnern
(hier bewusst unscharf abgebildet - geht hin und lest dort)


Prof. Pedro Alvarez (cinescultura)
Unter den Besuchern traf ich auch Pedro Alvarez, bekannt als Gründer und Leiter der jährlichen "cinEScultura". Er kennt den Künstler Schwarzfischer, seitdem er zusammen mit seinen Studenten eine von schwafis Kinderbüchern in das Spanische übersetzt hatte.



Die größte Überraschung für mich waren die Bilder von Andreas Hanauer, einem Kunstlehrer, der unter dem Künstlernamen hangover auftritt. Er arbeitet nicht nur mit Comics, sondern in verschiedenen Techniken und Stilen und beweist mir wieder einmal mehr, wieviel hervorragende Künstler sich unter den Kunstlehrern verstecken.

Vielleicht sollte man bei uns in Deutschland auch so ein Projekt wie das der gemeinnützigen Organisation "Artstarts" in Kanada aufziehen, das Ressourcen von Schulen, Kunstlehrern, und externen Künstlern verbindet (siehe meinen Aufsatz hier: https://www.regensburger-tagebuch.de/2017/04/projekt-artstarts-und-vancouver.html)




Übrigens: die Randsperg-Bücher sind sprachlich brilliant (ihr findet eine Leseprobe auf der Webseite des Battenberg-Gietl-Verlags), sollen aber alle sehr makaber sein (übrigens auch die Verfilmung, mit der schwafi damals wohl viele Leute erschreckt hat). Also nichts für schwache Nerven, wie es heißt. Aber keine Angst, davon merkt man bei der Ausstellung nichts.

Ehrlich!

Regensburger Tagebuchschreiber zwischen Messer und Axt


Ausstellungsdauer: 25. Januar bis 24. Februar 2019

Neuer Kunstverein
Schwanenplatz 4, Regensburg
Geöffnet: Do-Fr: 16-18 Uhr, Sa-So: 12-14 Uhr

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