Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Donnerstag, 15. Februar 2024

Begleitprogramm zur "Pardon"-Ausstellung im Kunst- und Gewerbeverein




Mehrere Veranstaltungen begleiten die Ausstellung über die ehemalige Satire-Zeitung "Pardon" im Kunst-und Gewerbeverein.

  • Am Donnerstag 22. Februar um 19 Uhr: „Pardon wird nicht gegeben . . . oder doch?" Über die Ethik der Satire“. Vortrag von Prof. Dr. Jochen Mecke. Eintritt frei.
     
  • Am Donnerstag 7. März, 19 Uhr ein Gespräch mit Laura Trelle und Prof. Dr. Guido Pollak, moderiert von Ingo Kübler: „Von PARDON zu Charlie Hebdo oder: was soll/darf/kann Kunst?“ Eintritt frei
     
  • Außerdem bietet Tony Kobler am 18. Februar und am 10. März jeweils um 14 Uhr Führungen durch die Ausstellung an. Führungsgebühr 6 Euro zuzüglich Eintritt 4 / 2 Euro ermäßigt. Anmeldung über VHS oder direkt vor Ort am Empfang.

Die Ausstellung

Die Ausstellung selbst ist absolut sehenswert. Es gibt so viel Material, dass ich mir das Studium der Exponate auf mehrere Termine aufteilen muss. Zwei Besuche habe ich schon hinter mir, ein dritter Besuch wird in diesen Tagen folgen.

Zu sehen sind nämlich weit mehr als nur Auszüge aus satirischen Beiträgen (bzw. die Original-Vorlagen zu den Beiträgen), was bei den vier-ein-halb Hallen des Vereins sowieso schon viel wäre. Sondern auch Informationen über satirische Aktionen, in denen Politiker und Institutionen verarscht wurden (mitsamt Korrespondenz, Fotos von Aktionstage, einstweilige Verfügungen) und das ist höchstinteressanter Lesestoff. Ebenso einstweilige Verfügungen oder Prozesse gegen Artikel und die zugehörigen Hintergrundinfos.

Das sind Dokumente, die man normalerweise nicht zu Gesicht bekommt - insofern liefert die Ausstellung einmaliges Material.

Natürlich gibt es auch Auszüge aus der "WiMs - Welt im Spiegel", einer Nonsensdoppelseite, mit der ursprünglich die Welt am Sonntag karikiert wurde. 

Man sieht ferner die Original-Vorlagen von den später berühmten Zeichnern wie Waechter, Traxl, Gernhardt, Halbritter und Poth.

Die ersten der oben genannten zwei Veranstaltungen beinhalten eine Happy Hour, das heißt, von 18 bis 19 Uhr ist der Besuch der Ausstellung frei. Aber wenn man das Potential der Ausstellung ausschöpfen will, sollte man weitere Besuche einplanen.








Auszüge aus Wikipedia zu "Pardon":

pardon war eine deutschsprachige literarisch-satirische Zeitschrift, die von 1962 bis 1982 erschien. Markenzeichen von pardon war F. K. Waechters Teufelchen, das seine Melone lupft. Ihr Ziel war, ein kritisches Klima und etwas Farbe in die aus Sicht der pardon „verkrusteten Verhältnisse“ der Adenauer-Ära zu bringen.

Mit einer Auflage von bis zu 320.000 Exemplaren und mehr als 1,5 Millionen regelmäßigen Lesern wurde der Titel während seiner ersten Inkarnation bis 1982 zeitweilig zur größten Satirezeitschrift Europas.

Mitarbeiter

pardon verband Politik mit Humor, Information mit Satire und Philosophie mit Grafik. Zu den Autoren gehörten die damals noch unbekannten und erstmals veröffentlichenden Studenten Robert Gernhardt und F. W. Bernstein sowie die Zeichner Kurt HalbritterHans TraxlerF. K. WaechterVolker ErnstingHeiner H. Hoier, Arno Ploog, Stano Kochan und Chlodwig Poth. Es gab die ständige Nonsensdoppelseite WimS – Welt im Spiegel, viele Jahre vorwiegend von Bernstein, Gernhardt und Waechter bestritten. In pardon veröffentlichten Alice SchwarzerGünter Wallraff und Gerhard Kromschröder ihre ersten großen Rollenreportagen, Freimut DuveRobert Jungk, Hagen Rudolph und andere ihre viel beachteten Meinungskolumnen. Auch Wilhelm Genazino war einige Zeit Redaktionsmitglied. Im Februar 1979 waren Paul Badde und Albert Christian Sellner für den allgemeinen Teil der Zeitschrift verantwortlich, den Badde in einem Buch ironisch das „Ressort Theologie und Pornographie“ nennt, sowie für Musik- und Literaturkritik der Zeitschrift.[1]

pardon entwickelte als weitere internationale Besonderheit des Journals auch andere, nicht nur satirische Schwerpunkte, u. a. durch Gerd Winklers bilder- und informationsreiche Kunstwetterlage (Vorbild für die spätere Zeitschrift art), durch kritisch-witzige Literaturrezensionen (etwa Otto Köhlers Seller-Killer) und durch ein Film-Magazin, vor allem aber durch den Sonderteil ANDERS LEBEN mit Berichten über Zukunftswerkstätten. „Zu Zeiten, als die grüne Partei noch nicht einmal erdacht war, hatte der pardon-Chef das Thema Ökologie schon besetzt, über das er den Zukunftsforscher Robert Jungk schreiben ließ“.[2]


Start und Erfolge: 1961–1971

Mit einer Auflage von (zu Höchstzeiten) 320.000 Exemplaren und mehr als 1,5 Millionen regelmäßigen Lesern wurde Pardon zeitweilig zur größten Satirezeitschrift Europas. Nach einer Nullnummer 1961 und einem internen Vorausheft erschien am 27. August 1962 die erste Ausgabe von Pardon, gegründet von den Verlegern Hans A. Nikel und Erich Bärmeier. Nikel gewann Erich Kästner als Paten, auch Loriot, der das erste Titelblatt gestaltete, und Werner Finck, auch Literaten wie Wolfgang BauerHans Magnus EnzensbergerMartin Walser und Günter Grass waren als Autoren aktiv.[3] Erich Bärmeier war zuständig für die Verlags- und Vertriebsgeschäfte, Chefredakteur war Hans A. Nikel, er entwickelte Konzept und Themen.

Trotz ihres hohen Anspruchs hatte Pardon von Anfang an Erfolg. Die von Pardon neu erfundene Institution der Pardon-Aktion sorgte regelmäßig für Aufregung in der Bundesrepublik. Veränderungen wurden bis in den Bundestag hinein angestoßen. Zumeist waren es Aktivitäten auf der politischen Rechten, die Pardon angriff. Es gab auch satirische Analysen, Aktionen und Angriffe auf den Spiegel, den Stern oder die Frankfurter Rundschau. Bezüglich der Bild des Axel Springer wurde eine Sonderausgabe unter der Titelschlagzeile Pardons großer Freizeit-Knüller: Finden Sie doch mal eine wahre Geschichte in der Bild! herausgegeben, in der die Nachrichten in der Bild überprüft und entdeckte Fälschungen dokumentiert wurden.[4] Die FAZ musste ein Vierteljahrhundert später konstatieren: „Pardon hat unter Nikels Leitung mit dessen literarisch-satirischem Spürsinn 18 Jahre lang Einfluss auf den Zeitgeist der Republik genommen – eine markante Phase der Nachkriegsgeschichte.“

So wurde etwa im Herbst 1963 eine Günter-Grass-Büste in der Walhalla bei Regensburg aufgestellt. Nachdem die Frankfurter Rundschau einen Bericht über eine vermeintlich „skandalöse LSD-Party“ veröffentlicht hatte, die tatsächlich von der FR-Chefredaktion selbst finanziert worden war, inszenierten Pardon-Mitarbeiter eine solche angebliche „LSD-Party“. Die Frankfurter Rundschau berichtete auch über diese Party. Daraufhin wurden die tatsächlichen Hintergründe von Pardon enthüllt. Mit der Aktion sollte ein Beweis für die Manipulierbarkeit der Medien geliefert werden. Ein anderes Mal schickte die Redaktion unter dem erfundenen Namen eines Amateur-Schriftstellers acht Maschinenseiten aus Robert Musils berühmtem Werk Der Mann ohne Eigenschaften als „Probe eigener Arbeit mit der Bitte um Veröffentlichung“ an mehr als 30 Verlage, die das Manuskript ausnahmslos ablehnten.

Aufgrund seiner Aktionen wurde Pardon auch häufig verklagt. Nachhaltige Auseinandersetzungen gab es insbesondere mit dem Politiker Franz Josef Strauß, der Pardon insgesamt 18 Mal verklagte – und dabei jedes Mal vor Gericht verlor.[3]