Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Mittwoch, 13. November 2019

Wolfgang Maas und der inklusive Tanz

Durch eine Tanzeinlage beim Regensburger Künstlerempfang 2019 wurde ich auf den Tanzpädagogen Wolfang Maas aufmerksam.

Die Tanzgruppe nennt sich "Upside Down" und der Performance-Titel war schlicht "Kunst". Da ich auf hinteren Rängen saß, wollte ich zuerst nicht glauben, dass da mittendrin eine Querschnittsgelähmte auftauchte und mit herum wirbelte. Aber es war so. Und im anschließenden Gespräch im Foyer wurde mir klar, dass es einen so genannten "inklusiven Tanz" gibt, ein äußerst interessantes Thema.
 
Wolfang Maas ist ein seit 2006 in Regensburg lebender Tänzer, Choreograph und als Tanzpädagoge. Mit seiner ansteckenden Art schaffe er, es jung und alt für zeitgenössischen Tanz zu begeistern, heißt es in Medienberichten. Das kann man sich bei einem Gespräch mit ihm sehr gut vorstellen.




Upside Down, Produktion „Passen“ von 2018. Foto: Nasser Hashemi

Bekannt wurde Wolfgang Maas in Regensburg unter anderem  mit Projekten wie das Mehrgenerationenprojekt "Eine Stadt tanzt" (2012).

Bereits seit 2011 besteht damit auch die Tanztheatergruppe „Die Herbstzeitlosen“, zunächst gegründet für das Projekt „Eine Stadt tanzt“ im Rahmen des Kultursommers der Stadt Regensburg im Stadtpark, Juni 2012, wo 108 Tänzer und Tänzerinnen von 8 bis 80 Jahren gezeigt haben, dass jeder tanzen kann egal welchen Alters.

Wer sich übrigens als Senior für diese Tanztheatergruppe interessiert: hier ist die einschlägige Webseite des Mehrgenerationenhauses: https://www.regensburg.de/mehrgenerationenhaus/angebote/gruppen/tanztheater-fuer-menschen-etwas-aelteren-jahrganges

 Aber vor allem bekannt wurde er durch die Kooperation mit Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Beeinträchtigung und somit dem "inklusiven Tanz". Den Anfang machte die tanzpädagogische Tätigkeit bei der Bischof-Wittman-Schule, und so gibt es offenbar auch eine Gruppe von dortigen Schülern und OTH-Studenten.


Eine weitere Gruppe war denn, wie  einem Interview aus dem Jahre 2018 zu entnehmen ist, die 2014 gegründete inklusive Company „Upside Down“. Die besteht aus Tänzerinnen und Tänzern der Stadt Regensburg mit und ohne Behinderung. Mit ihnen gibt es eine ganz intensive Zusammenarbeit bereits auf semiprofessionellen Niveau.

Diese Gruppe war es, die beim Künstlerempfang auftrat.

Ich hatte Wolfgang Maas um weitere Informationen zu dieser Aufführung und die "inclusive Tanzcompany" namens Upside-Down gebeten, und folgende Antwort erhalten:
Unsere inklusive Company hat sich 2014 gegründet aus einer Idee heraus, besonders begabte Tänzer aus dem Projekt „Tanzprojekt“ der Bischof-Wittmann-Schule weiter zu fördern und das ganze qualitativ auf eine höhere Stufe zu stellen. So tanzten in der ersten Produktion „Hundskerle II“ neben zwei professionellen TänzerInnen und zwei semiprofessionellen Tänzern auch 2 Tänzer mit Trisomie 21. In den folgenden Jahren tauschten sich immer wieder Tänzer aus, aber ein harter Kern blieb immer bestehen.

Aktuell tanzen in der Company „Präsident“ und „Joijo“ beide mit Trisomie 21, Verena Balling, querschnittsgelähmt (sie war meine Studentin an der OTH), Dorothee Janssen, Tanzpädagogin, Tanju Girisken, Schauspieler und Regiestudent und Benedikt Mühle, Sozialarbeiter und semiprofessioneller Tänzer.

Die Stücke entstehen bei uns immer im Team, ich halte nur die Fäden in der Hand und beginne mit einer Grundidee. In diesem Fall war es die Diskussion über Kunst, die Diversität und das Zulassen von allen Meinungen, Sichtweisen und Können. Der Aufbau war der Probensituation geschuldet. Somit begann es mit 4 Tänzern, dann kam der Schauspieler dazu und im letzten Teil die querschnittsgelähmte Tänzerin. (Sie hatte nur an den letzten beiden Wochenenden Zeit)

Im Oktober 2020 wird man hoffentlich mehr sehen können! Dann veranstalten wir zum 4. Mal das Festival für Inklusiven Tanz, (...) . An diesem Abend sind geplant 2 Produktionen von mir und ein Gastspiel aus Bremen. (Tanz_Bar Bremen – eine professionelle inklusive Company).
 
Der erste Teil wird das Ergebnis einer gemeinsamen Arbeit mit ca. 70 TänzerInnen von Jung bis Alt, mit oder ohne Behinderung sein, die zweite Produktion eine Weiterentwicklung des Performance vom 22.10. mit der „Upside Down“ – Company.


Links:

Interview aus Oktober 2018:
https://www.regensburgnow.de/interview-mit-wolfgang-maas/

Tanzgruppe die Herbstzeitlosen
https://www.regensburg.de/mehrgenerationenhaus/angebote/gruppen/tanztheater-fuer-menschen-etwas-aelteren-jahrganges