Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Dienstag, 24. Juli 2012

Historisches: Das Römer-Kastell in Prüfening

Ein römisches Kastell in Prüfening, das erst in den neunziger Jahren  so richtig entdeckt wurde. Die aktualisierten Bilder in Google-Earth und die Timeline-Funktion von Google-Earth haben mich veranlasst, die Informationen über dieses Kastell zusammen zu tragen.

 




Um die Naabmündung besser kontrollieren zu können, wurde - vermutlich zeitgleich mit Castra Regina (179 n.Chr.) - ein Kleinkastell als Außenposten der III.Italischen Legion errichtet. Es gab wohl auch einen vorrömischen Flussübergang. Ferner gab es eine kastellbegleitende  Zivilsiedlung, die etwa 14 Gebäude umfasste.

Möglicherweise zählte dazu auch eine Brauerei, die älteste Braustätte nördlich der Alpen, wobei diese Nutzung mittlerweile in Frage gestellt.  Bei Grabungen in den 70er Jahren sind die betreffenden Gebäudereste freigelegt worden und können angeblich am Römerpark/Kornweg besichtigt werden.

Erst gegen Ende der Grabungen wurde das Kastell selbst entdeckt. Es ist eine Rechteckanlage 60 x 80 m mit Ecktürmen, und einer hohen Wehrmauer von 8 - 9 m Höhe

Die römische Siedlung erstreckte sich ca 1000 m lang entlang der Uferstraße und war bis 250 m breit.  Zerstört wurde sie bei den Germaneneinfällen um das Jahr 244 zerstört. Man vermutet, dass sie bis ins 4.Jahrhundert bewohnt wurde.

(Quelle: http://www.st-bonifaz-regensburg.de/PruefWeb/PrfZweck.htm)

Das zeigt Google-Earth heute an dieser Stelle:



Leider wurde das Gelände mittlerweile neu bebaut. Zu meiner Überraschung waren deshalb die bis dahin ersichlichen Grundrisse verschwunden, als im Jahre 2011 Google-Earth für den Bereich Regensburg aktualisiert wurde.

Aber die Time-Line-Funktion hilft weiter. Man klickt auf das Symbol mit der Uhr und kann dann auf dem erscheinenden Schieberegler frühere Bilder einblenden. Das war die letzte Version, die bis Mitte 2011 bei Google-Earth sichtbar war. Die Aufnahmen stammen aus 2004.


 Neu hinzugekommen sind Schwarz-Weiß-Aufnahmen von den Alliierten aus dem Jahre 1943, die benötigt wurden, um das Kriegsgelände zu erkunden. Der Regler lässt sich also in diesem Gebiet auf 1943 zurückregeln. Die Bilder kannte ich bis dahin nur aus amerikanischen Public-Domain-Foto-Sammlungen. Schön, dass sie Google-Earth zur Verfügung gestellt wurden.


Eine Vergrößerung der 2004-Version:
  
im Vergleich zu heute:



Weitere Quellen:

DER DONAULIMES IN BAYERNWolfgang Czysz, Andrea Faber, Christof Flügel und C. Sebastian Sommer ,http://www.limesprojekt.de/regensburg3.htm



Hinweis: Die Infos in Wikipedia und anderen Internetseiten sind zu diesem Thema fragmentarisch und/oder veraltet.

Nachtrag Okt 2012: Zum Eintrag "Kneiting" fand ich in Wikipedia folgenden Abschnitt:
Im 2. Jahrhundert nach Christus verlief die Grenze des römischen Reichs im Bereich Kneiting am südlichen Ufer der Donau. Auf der gegenüberliegenden Donauseite von Mariaort befand sich dabei das Prüfeninger Kleinkastell, welches um das Jahr 179 erbaut wurde und wohl zur Beobachtung von Germanenvorstößen aus dem Pettendorfer Tal oder über die Naab dienen sollte. Die Lage des römischen Kastells deutet darauf hin, dass dieser Raum schon in der Antike als Aufmarschbasis für Vorstöße in den Zentralort Regensburg diente.

Zudem erscheint es laut Manfred Kroneder[2] wahrscheinlich, dass die Römer bei Kneiting, also nördlich der Donau, einen Siedlungsposten unterhielten. Kroneder verweist darauf, dass einige topographische Besonderheiten und spätere geschichtliche Entwicklungen es nahelegen, dass die Römer von Kneiting aus Weinberge bei Winzer (heute ein Ortsteil von Regensburg) bewirtschafteten. Auch der Historiker Schuegraf verwies auf einen strategisch wichtigen Wach- und Signalturm der Römer nördlich der Donau bei Kneiting.[3]


Nachtrag April 2021: Es gibt einen eigenen Wikipedia-Eintrag:


Kleinkastell Großprüfening
https://de.wikipedia.org/wiki/Kleinkastell_Gro%C3%9Fpr%C3%BCfening