Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Samstag, 19. August 2023

Bereit zum Abflug: Versammlung der Störche bei Regenstauf


Versammlung der Störche bei Regenstauf, 14.08.2023

Jeweils Mitte August erleben die Regenstaufer eine Versammlung der Störche in den Wiesen südlich des Marktes. 

Am 14. August sah ich eine solche Versammlung, neben dem Autobahnzubringer, auf den Wiesen südlich von Diesenbach. Es waren etwa drei Dutzend Störche, ein paar flogen herum. 

Ich dürfte sich dabei um die Jungstörche handeln.  Laut allgemeinen Darstellungen fliegen nämlich normalerweise zuerst die Jungstörche nach Süden. Sie finden ihren Weg erstaunlicherweise ohne die Eltern, und bleiben dann auch ein paar Jahre im Süden. Dann folgen die älteren Störche, die aber jährlich zurückfliegen. Gemäß der neuesten Meldung des LBV (vom 17.08.2023) sind es die Jungvögel, die sich in Bayern versammeln; die alten warten noch. Also nehme ich an, dass ich die Jungstörche gesehen habe (am Nachmittag waren sie übrigens weg und auch in den Tagen danach sah ich nur noch einen einzelnen Überwinterer am Sportplatz bei Diesenbach)

Auf den Wiesen versammelten sich wohl auch andere Störche aus der Umgebung. In Regenstauf selbst gab es dieses Jahr 15 Störche - das kann man der genialen, interaktiven Storchenkarte des LBV entnehmen, bei dem auf google-maps-Basis die beobachteten Störche in ganz Deutschland festgehalten werden. So hatten wir in 2023 ein Storchenpaar mit 4 Jungen in der Wassergasse, ein Paar mit 3 Jungen am Mehrgenerationenhaus und ein Paar mit 2 Jungen in der Vogelstation. Letzteres war wohl das Paar, das vergeblich versucht hatte, am Mehrgenerationenhaus zu nisten, bis ein heftiger Sturm dazwischen funkte.



Meister "Adebar" im Flug


Nicht alle Störche fliegen die gleiche Flugroute nach Süden. Es gibt zwei Hauptrouten: Eine führt über Gibraltar (Westroute) und die andere über den Bosporus (Ostroute) nach Afrika. Nur wenige nehmen den direkten Weg über Italien und Tunesien. Die Westzieher bleiben übrigend mittlerweile oft in Spanien "hängen" und überwintern dort.

Ob "unsere" Störche Ostzieher oder Westzieher sind, weiß ich nicht. Von der Wahrscheinlichkeit her müssten es eher Ostzieher sein, denn es gibt eine Art Zugscheide, die (ungefähr über Nürnberg - Augsburg verlaufend)  die beiden Gruppen trennt. Aber das sagt nicht viel. Es gibt ein paar der beringten Störche, deren Flugrouten vom LBV verfolgt werden (ebenfalls über eine höchst interessante, interaktive Karte des LBV einsehbar), und dieser Karte entnehme ich einen Storch aus der Nähe von Augsburg, der als Ausnahme von der Zugscheide nach Osten fliegt (er heißt übrigens "Klippi"), und einen Storch aus der Nähe von Ingolstadt ("Steppach 4"), der nach Westen fliegt.

Regenstauf Störche werden übrigens nicht getrackt. 

Was generell die GPS-getrackten Vögel betrifft, so haben die mittlerweile solarbetriebene leichte Sender. 

Früher wurden ähnliche Projekte mit Satelliten-Sendern immer dadurch erschwert, dass man zum Auslesen der Daten den Tieren folgen musste, um die Daten mit Handscanner und Antenne runter zu laden. Die neuen Sender des LBV hingegen nutzen das gut ausgebaute Handynetz. Befindet sich ein Vogel in einer Gegend mit gutem Handynetz, so schickt er alle seine Daten einmal am Tag verschlüsselt an eine spezielle Internetseite, von wo aus die Leute vom LBV die Daten anschauen und weiter verarbeiten können (siehe diesen Aufsatz).



Unter den Regenstaufer Störchen, die ich fotografiert habe, ist auch einer mit einem melierten, dunklen Gefieder. Ein Schwarzstorch scheint das nicht zu sein, und über eine weitere Storchenart fand ich nichts. Normalerweise haben auch Jungstörche ein weißes Gefieder (nur ihre Schnabelspitzen sind die ersten Wochen schwarz). War das also nur eine Laune der Natur? Oder eine Mischung mit einem Rauhhaardackel? Vielleicht sendet mir jemand eine entsprechende Information.


Dazwischen: ein Storch mit dunklem Gefieder













Wir wissen nicht, ob Westzieher oder Ostzieher. Aber `
jedenfalls gehts wohl erst mal über "Lappersdorf, Regendorf, Edlhausen".


Anlässlich des Artikels habe ich weitere Informationen über Störche zusammengestellt:


Kennzeichen des Weißstorchs:
  • Gefieder weiß, nur Schwungfedern und Teil der Oberflügeldecken schwarz. Schnabel und Beine rot. Im Flug Hals gerade nach vorn gestreckt. 
  • Stehend etwa 80 Zentimeter hoch, 2600 bis 4400 Gramm schwer. Flügelspannweite bis zu 2 Meter, Schnabellänge 14-19 Zentimeter. 
  • Speiseplan: Frösche, Reptilien, Mäuse, Insekten und ihre Larven, Regenwürmer und Fische. 
  • Geschlechter nur sehr schwer zu unterscheiden, Schnabel des Männchens meist etwas länger und stärker. Jungvögel nach dem Ausfliegen nur während der ersten Wochen noch durch schwärzliche Schnabelspitze von den Altvögeln zu unterscheiden 
  • Die Stimme des Weißstorchs ist nur schwach ausgeprägt. Er verständigt sich durch Klappern mit dem Schnabel, deshalb wird er auch Klapperstorch genannt. Geklappert wird zur Begrüßung des Partners am Nest und zur Verteidigung gegen Nestkonkurrenten. Auch das Balzritual geht mit gemeinsamem Schnabelklappern einher.
  • Orientierungshilfen eines Storches beim Flug:
  • Sonnenkompass
  • Sternenkompass
  • Magnetkompass

Und woher kommt der Name "Adebar"?

In deutschen Märchen und Fabeln nennt man den Storch auch Adebar (Meister Adebar, entspricht Herr Adebar). Die Wortbestandteile sind germanisch auda Glück, Heil + bera tragen, gebären


Der Klapperstorch als Baby-Bringer


Man sagt, der Klapperstorch (also der Weißstorch) bringe die Babys. Die Sage stammt aus nordischen Erzählungen, in denen es heißt, dass der Storch ein Kind aus dem Brunnen zieht und es dann der Mutter bringt.

Meine Oma und meine Mutter erzählten mir in meiner Kindheit, dass bei meiner Geburt ein Storch über das Haus geflogen sei. Als Erwachsener dachte ich mir, dass das nur so eine Erfindung war, wie man sie Kindern erzählt. Erst vor kurzem erfuhr ich von meiner Mutter, dass das durchaus der Wahrheit entsprach. Ich war eine Hausgeburt in Mühlhof bei Zeitlarn, und damals flog wirklich ein Storch über das Haus, was wohl noch längere Zeit eine amüsante Anektode bei Gesprächen im Verwandtenkreis war.

Links

Flugrouten einzelner überwachter Störche auf Satellitenbild#
https://www.lbv.de/naturschutz/artenschutz/voegel/weissstorch/satelliten-telemetrie

Storchenkarte des LVB:
Auf googlemaps-Satellitenbild eingeblendete Nistplätze mit Anzahl der Jungen
https://www.lbv.de/naturschutz/artenschutz/voegel/weissstorch/storchenkarte/


Informationsschriften des LVB:
LBV Leitfaden Weißstorch für Horstbetreuer*innen (2,3 MiB)
LBV Leitfaden Weißstorch für Haus
besitzer*innen und Gemeinden (2,4 MiB)

Interessanter Überblick über den Weißstorch:
https://www.zoobasel.ch/de/aktuelles/blog/1/zwischen-den-gehegen/141/wann-fliegen-stoerche-in-den-sueden/