Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Mittwoch, 19. August 2009

Amaro Ameise verabschiedet sich

Artikel wiederhergestellt im August 2014


Regensburg am 19.08.2009: in Straßenkreide auf den Fußweg der Burggraben-Brücke geschrieben erklärt  der Regensburger Burggraben-Gärtner Amarao Ameise seine Arbeit für fertig.

Amaro Ameise verabschiedet sich mit Kreide auf der Mauer


Amaro Ameise "besetzte" vor 4 Jahren den  Regensburger Burggraben, der ein historisches Element Regensburgs ist und mittlerweile unter Denkmalschutz steht.

Seitdem hat er den Graben Quadratmeter für Quadratmeter von Bauschutt und Sperrmüll befreit, den Boden bestellte und auf sympathische und fantasievolle Weise bepflanzt. Zwischendurch gab es  Schwätzchen mit den Passanten oben auf der Brücke. Durch seine Aktion wurde er überregional bekannt - bis hin zum japanischen Fernsehen interessierten sich die Medien für ihn.



Der Hintergrund: das Grundstück war in Privatbesitz eines Architekten, der dort ein Hochhaus errichten wollte und bereits eine Genehmigung dafür hatte. Wegen finanzieller Schwierigkeiten verzögerte sich die Umsetzung. Vor einem Jahr war die Genehmigung verfallen, schon in der Zeit davor bahnte sich die Insolvenz des Besitzers an. Dieser wiederum versuchte mit einer Räumungsklage den Gartenkünstler zu vertreiben, damit der Verkauf nicht erschwert wird.

Das verwahrloste Grundstück wurde Ende des letzten Jahres zum ersten mal versteigert; der Bieter zog sich jedoch zurück. Es kam zu einer zweiten, diesmal erfolgreichen, Versteigerung in diesem Jahr. Die neuen Besitzer schienen dem Guerilla-Gärtner wohlgesonnen zu sein. So wie mir Amaro vor einiger Zeit erzählte, seien zwei Damen der Hausverwaltung (ich glaube aus Frankfurt) da gewesen und hätten sich das Grundstück angesehen. Von konkreten Plänen wurde nichts gesagt und er erhielt auch keine Aufforderung, das Grundstück zu verlassen.

Amaro, der inzwischen schon einen Briefkasten unterhielt und von den Bürgern sowohl mit Sachspenden (Blumensamen etc) und Zuspruch unterstützt wurde, werkelte sich weiter durch das Gelände. In den letzten Tagen fand ich nun eine Erklärung von ihm, in Straßenkreide auf dem Gehweg der Brücke geschrieben (keine "Inschrift" sondern eine "Aufschrift" und damit wie alles andere auch der Vergänglichkeit unterworfen).  Es ist ein Glück, dass ich die Erklärung noch rechtzeitig entdeckte und fotografierte, inzwischen (25. August) ist die Schrift kaum mehr lesbar. Leider hatte ich noch eine unglückliche ISO-Einstellung, die ich für Innenaufnahme in einem Kloster benötigte, so dass die Bilder etwas verrauscht sind.

Hier ist die Erklärung im Wortlaut:



Ich bin fertig !



Die Fragestellung war folgende:

1. Wie verhindere ich das Installieren einer Bausünde (Beton)?
2. Wie reinige ich das Grunstück von jeglichem Müll?
3. Wie verhindere ich, dass der Platz weiterhin vermüllt wird?
4. Wie erzeuge ich einen schöneren Anblick?


Die Antwort hat fast vier Jahre gedauert.


amaro ameise



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Siehe auch:

Neues von Amaro Ameise (August 2009)