Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Sonntag, 11. Dezember 2016

Zur Geschichte Regensburger Galerien Teil 3

Fortsetzung zu Geschichte der Regensburger Galerien Teil 2

Das ist Teil 3 der Artikelserie über die Geschichte Regensburger Galerien - und es ist immer noch nicht der letzte. Ich habe noch einen vierten Teil geplant.

Der Grund: was ursprünglich als "Schnell-mal-zwischendurch-Artikel" geplant war, hat sich zu einer mühsam recherchierten Reportage gewandelt. Ich entdeckte so viel interessante Fakten, verbohrte mich in die Suche nach geschichtlichen Daten, machte kleine Interviews, und habe mittlerweile so viel Informationen, dass ich sogar mit der Arbeit einer Timeline-Grafik beginnen konnte.

Arbeit an  einer Timeline über Regensburger Galerien (Entwurfsstadium)
Hier ist also der dritte Teil


City Galerie - Christine Stadelmayer

1992 bis heute

Diese Galerie war die größte Überraschung für mich. Sie existierte in Regensburg von 1992 bis 2012 in der Viereimergasse. Wie viele anderen dachte ich, die Galerie sei 2012 aufgegeben worden. Sie existiert aber immer noch, und gehört damit mit zu den dienstältesten Galerien in Regensburg, die noch in Betrieb sind.

Früherer Standort der City Galerie (bis 2012)


Zwar hat die Galeristin die alten Räume aufgegeben, ist aber nur umgezogen. Und zwar betreibt sie - mangels kostengünstiger Räume in der Stadt -  die Galerie jetzt in ihre Wohnung in Ziegetsberg (siehe www.city-galerie-regensburg.de).  Das ist  in der  Johann-Schwaebl-Straße 4 auf dem Ziegetsberg.
Das alles  entnahm ich einem sehr interessanten Artikel von Susanne Wiedamann in der MZ aus dem Jahre 2014.

Im ersten Geschoß präsentiert sie in ihrer neuen Adresse ihre Bilder für ihre Kunden. Die Kunden schätzen  die häusliche Atmosphäre in der Johann-Schwaebl-Straße 4. Außerdem ist sie viel unterwegs und fährt zu interessierten Kunden.

Möglich ist das alles, weil Frau Stadelmayer eine enorme Kundenkartei hat und einen sehr guten, überregionalen Ruf bei den Künstlern. Auch heute noch melden sich Künstler bei ihr, um sich von ihr vertreten zu lassen.

Heute wie früher macht sie echte Galeristen-Tätigkeit: dazu gehört Vertretung der Künstlerinteressen hinter den Kulissen der Galerie, Marketing-Tätigkeit und Kontaktschiene zwischen Sammlern und Künstlern. Insgesamt habe sie 34 Jahre Erfahrung auf diesem Gebiet, heißt es in dem MZ-Artikel, denn die Enkelin eines Bilder- und Schmuckhändlers hat offenbar schon vor der Galeriegründung jahrelang mit Kunst gehandelt.

Die Galerie ist auf ostbayerische Künstler spezialisiert und hat unter Kunstinteressierten einen hervorragenden Ruf.

Die Galerie führt rund 45 ostbayerische und niederbayerische Künstler der klassischen Moderne, darunter viele, die zu ihrer anfänglichen Schaffenszeit umstritten waren oder von den Nazis diffamiert wurden. Das enorme Stadelmayer-Depot wird nicht in der Galerie, sondern in einem Lagerhaus verwahrt.  Beispiele für vertretene Künstler: Xaver Fuhr, Rupert Preißl, Kurt von Unruh, Willi Ulfig Künstler der „Münchner Schule“,   Peter Löffler und Jenny de Bloot, Josef Georg Miller, Otto Baumann, Manfred Dinnes,  Künstler der Donau-Wald-Grupp, Sepp Hetzenecker und Josef Sühs.

Frau Stadelmayer wies mich noch darauf hin, dass sie schon vor 1992 mit Kunst handelte, und zwar ab 1972. Aber ich wollte den Einleitungssatz nicht abändern - denn in Regensburg selbst gibt es die Galerie ab 1992. Insgesamt ist sie allerdings mehr als 40 Jahre in diesem Bereich tätig.

Weblinks:

Für Interessierte gibt es eine Webseite: www.city-galerie-regensburg.de

Fotos von der alten Galerie in der Altstadt fand ich nicht, aber es gibt ein altes 360-Grad-Panoramabild von dem Platz: http://www.regensburg-entdecken.de/#/adressen/regensburg-entdecken/sehenswertes/galerien/11976+6460-city-galerie.html (Panorama-Funktion, Viereimergasse, MZ-Service)

Artikel von S. Wiedamann: http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-stadt-nachrichten/eine-galerie-ueber-den-daechern-der-stadt-21179-art1006906.html




Trixie Hermann-Müller - Galerie Bild und Rahmen

1983 bis 2010

Diese Galerie  zu erwähnen, ist mir sehr wichtig. Siebenundzwanzig Jahre lang sah man sie in der Wahlenstraße Nr. 20,  und sowohl im Schaufenster als auch im Verkaufsraum fand man immer etwas Interessantes.

Viele werden jetzt einwenden: "das war doch nur ein Geschäft für Rahmungen, mit angehängtem Verkauf von Kunstdrucken?". Aber das stimmt so nicht. Man fand dort immer auch Originale und die Inhaberin  hat sich um echte Galeristenarbeit bemüht - also um die Förderung der Künstler. Daher gab es dort auch Ausstellungen.

Eine befreundete Künstlerin machte mich Anfang der 90er Jahre darauf aufmerksam, dass dieses Geschäft sehr ernst zu nehmen sei, auch wenn sie nach außen hin nicht wie eine klassische Galerie erscheint. Seitdem verfolgte ich das Geschäft mit Interesse. Ich bin dort bei jeder nur denkbaren Gelegenheit  zum Stöbern rein.  Ich war traurig, als ich 2010 erfuhr, dass sich Frau Hermann-Müller in den Ruhestand begeben will.

Auch die City-Galerie warb übrigens mit Rahmungen. Und das ist auch ein wichtiger Punkt: ich selbst und viele befreundete Künstler können bestätigen, dass ein Bild, sei es Radierung oder Foto, erst durch die richtige Rahmung zur Geltung kommen. Größe des Außenrahmens, Innen- und Außenmaße des Passepartouts, das Glas, und ein bisschen auch der Rahmen im engeren Sinne machen unglaublich viel aus.

Linksim Bild: Galerie Bild und Rahmen (mit Ausverkaufsschild)



Daten über die frühere Galerie zu erfahren, war hier sehr mühsam. Zeitungsartikel über Frau Hermann-Müller erwähnten die frühere Galerietätigkeit nur am Rand, enthalten aber zumindest ein Foto der Galeristin.

Erst über die Nachfolgerin  habe ich Gründungs und Aufgabejahr erfahren.


Die Nachfolge: Kunstraum bzw. Bild und Rahmen, Wahlenstraße

seit 2010


Galerie Bild und Rahmen, Gassenfest 2016




Damit komme ich zu einer guten Nachricht. Frau Hermann-Müller war glücklich darüber,  Nachfolger zu finden, die das Geschäft im bisherigen Stil fortführen wollen. Genaugenommen erfuhren diese Nachfolger - Frau Grit Schneider und befreundete Partner, von den Aufgabeplänen der Galeristin und fragten wegen einer Übernahme an. Und tatsächlich führen sie das Geschäft bis heute fort.

Sogar der Name "Galerie und Rahmen" blieb. Zusätzlich wurde der Name "Kunstraum" für den linken Teil der Räume eingeführt, wo ausschließlich Ausstellungen mit Originalen zu sehen sind. Also eine Galerie im klassischen Sinne.

Aber auch im Hauptverkaufsraum (rechts) findet man neben Kunstdrucken viele Originale. Daher gibt es zwei Webseiten für dasselbe "Geschäft":
Offizielle Inhaberin ist  die "einBild einRahmen GmbH". Treibende Kraft und Ansprechpartnerin in Regensburg ist Frau Grit Schneider. Mit im Boot der Gesellschafter sind zwei Galeristinnen aus Cottbus und Hoyerswerda, deren Wissen und Erfahrung mit ins Geschäft einfließen. Über diese Galerien kann man sich hier informieren:
Das Regensburger Geschäft hat mittlerweile eine Filiale in Kumpfmühl (Kumpfmühlerstr. 42, gegenüber der Theresienkirche). Diese dient der Unterstützung des Rahmungsdienstes. Der Vorteil dieser Filiale: dort ist ein Parkplatz. Das ist gut für alle Kunden, die größere Bilder zum Rahmen vorbeibringen.



Galerie "konstantin b"von Bernhard Löffler

2001 bis heute



Galerie "konstantin b"


Diese Galerie war anfangs  in Stadtamhof, ist aber seit 2007 in der Altstadt, und zwar gegenüber dem Cafe Rehorik: Am Brixener Hof 11.

Öffnungszeiten: Freitag 16.00 - 21.00 Uhr und nach Vereinbarung, 0179-3220064

Bernhard Löffler ist Sozialpädagoge und arbeitet hauptberuflich mit behinderten Erwachsenen. Die Galeristentätigkeit führt er nebenher aus.

Der ungewöhnliche Name kommt daher, dass er in Stadtamhof eine winzige Galerie mitsamt dem Namen "konstantin b" vom Vorgänger übernommen hat. Es war die kleinste Galerie Regensburgs, nicht viel breiter als die Eingangstür - "Klosterzellen sind geräumiger", wie Peter Lang es in einem Artikel formulierte.  Witzig: in dasoertliche.de findet man noch die alte Adresse: Stadtamhof 2, 93059 Regensburg, Stadtamhof

Laut Galerienführer existiert konstatin b seit Ende 2001 und versteht sich als Plattform für zeitgenössische Kunst, internationale, überregionale und regionale Künslter. Was ihm positiv angerechnet wird: er vertritt alle Arten von Künstlern, auch unbekannte, nicht renommierte und nicht akademische.

Manchmal bezieht er die alte Schlosserei Scheuerer mit ein, die sich im Hinterhof des Anwesens befindet. Dessen Betrieb ruht seit 1985, trotzdem haben die Besitzer des Anwesens sich Mühe gegeben, um das kunstvoll geschmidete Schild mit goldenem Schlüssel an der hausfront zu restaurieren. Die Schlosserei befindet sich noch in ursprünglichem Zustand. "Der Schlossermeister ist nur kurz eine Brotzeit holen und muss gleich wieder da sein, denkt man. Jede Feile, jede Maschine liegt in nostalgischer Patina und schwerer Schönheit da und wartet auf die Rückkehr des Schlossers" (Zitat aus Artikel http://www.kultur-ostbayern.de/?p=2955)


Und diese Räume durfte der Galerist mit einbeziehen. Zum Beispiel bei der Ausstellung Drahtgewebe und Eisengesenk - Fotografien von Rose Heuberge im Jahre 2010, oder im Jahre 2007, während der Ausstellung Storyboard. Bei der letzten Einzelausstellung von Wolfgang Grimm, konnte man eine Installation des Künslers in der Werkstatt sehen.


Alte Räume von konstantin b in  Stadtamhof:
Dort ist jetzt airbrush-Künstler Klaus Melzer drin. Ich musste ein bisschen suchen, bis ich endlich Fotos aus dem Jahre 2014 fand. Damals habe ich ihn in seinem Atelier fotografiert, und man sieht sehr schön, wie klein die Räume sind. Im Grunde nicht viel breiter als die Eingangstür.

Nicht viel breiter als die Eingangstür. Wohlbemerkt: die gläserne Tür, nicht das blaue Tor

Links und Daten


galerie konstantin b, Bernhard Löffler
Am Brixener Hof 11,93047 Regensburg
 Weitere Links:


Galerie Hammer 

1990 bis heute




Die Galerie Hammer zählt zu den ältesten Galerien in Regensburg - und sie ist bis heute in Betrieb. Mittlerweile sogar mit einem zusätzlichen Raum in der Brückstraße, gegenüber dem Buchgeschäft.

Die Hauptgalerie ist aber versteckt in der Passage zwischen Unterer Bachgasse und "Vor der Grieb". Ganz klarer Schwerpunkt ist die Vermarktung der Arbeiten von Helene Beauvoir, der Schwester von Simone de Beauvoir.  In einem Abschnitt in Wikipedia zu Helene de Beauvoir heißt es:

Besonders hervorzuheben ist ihre Beziehung zu dem Galeristen Ludwig Hammer, den sie 1970 auf der Schifffahrt von Yokohama nach Russland kennenlernte. Eine lebenslang anhaltende Freundschaft entstand. „C´est au cours de ce voyage que je rencontrai Ludwig Hammer qui m´organisa différentes expositions à l’étranger. Un ami très cher.“ S. 248, Souvenirs, Hélène de Beauvoir[1]. 
Heute befindet sich in der Galerie Hammer in Regensburg ein beachtlicher Teil ihrer mehr als 3000 farbenprächtigen und ausdrucksstarken Werke. Der Nachlass wird in der Staatlichen Bibliothek Regensburg aufbewahrt.

Das Eröffnungsjahr der Galerie konnte ich zunächst nicht herausfinden, weder über die Webseite, das Internet im allgemeinen oder frühere Galerienführer. Ich fragte dann direkt beim Galeristen an und erhielt folgende interessante Anwort:

Meine Galerie hat ihren Anfang in Weiden schon vor 1960 als Malerei Galerie Hammer. Das war die erste ! in der Oberpfalz ? Seit 1988 sind wir in Regensburg. Zuerst in der Wollwirkergasse ein kleines Fenster, dann ab 1990 in der Unteren Bachgasse 6.
Wenn man nicht auf die Galerie als solche, sondern auf die Galeristentätigkeit in Regensburg abstellt, könnte man als Gründungsjahr also auch 1988 angeben.


Links und Daten

Ludwig Hammer, 93047 Regensburg, Untere Bachgasse 6 (Durchgang Bachgasse zu Haidplatz)


Altstadtgalerie

Eva Bachfischer & Anna Joachimbauer,
1996 bis heute





Die im April 1996 gegründete Altstadtgalerie Regensburg befindet sich in der Rote-Stern-Gasse 2, also mitten in der Altstadt.

Sie wird betrieben von Eva Bachfischer & Anna Joachimbauer und ist eine Produzentengalerie. Das heißt, die Künstlerinnen stellen ihre eigenen Bilder aus und geben anderen Künstlern die Möglichkeit, ihre Bilder auszustellen, indem sie Ausstellungsflächen vermieten.

Laut Kulturdatenbank der Stadt Regensburg heißt es in der Selbstbeschreibung (also "über uns"):
Die im April 1996 gegründete Altstadtgalerie Regensburg zeigt laufend wechselnde Ausstellungen von Bildern regionaler Künstler, in den Techniken Acryl, Aquarell und Öl. Die Arbeiten erstrecken sich über ein Spektrum von gegenständlicher bis abstrakter Malerei.

Links und Daten

Eva Bachfischer, Anna Joachimbauer, Rote-Stern-Gasse 2, 93047 Regensburg
 
Fortsetzung folgt in Teil 4