Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Montag, 8. August 2011

Die Protzenweiherbrücke und der alte Dultplatz, Teil 3:

Protzenweiher, das war offenbar ein feuchter Graben; bei Hochwasser war dieser, so wie der gesamte alte Dultplatz, geflutet. Angeblich gab es wirklich einen zum Baden geeigneten Weiher, erzählte jemand, aber genaueres konnte mir sonst niemand sagen. Auch die alten Pläne helfen nicht allzu sehr weiter. War hier einfach nur sumpfiges Gebiet, wo je nach Wetterverhältnissen  mehr oder weniger Wasser angesammelt war?


Hier ein Ausschnitt aus der Karte von Radefeld aus Meyers Handatlas, 1860. Sie zeigt tatsächlich einen Weiher.


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Karte von Radefeld in Meyers Atlas, 1858


Die so genannten Uraufnahme-Ortsblätter waren Grundlagen für die Vermessungskarten und sind noch erhalten. Folgende Auschnitte betreffen das Jahr 1812. Hier zeigt sich ein angedeuteter Weiher. Der Protzenweiher?


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Vergrößert:


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Zur Orientierung habe ich den geschätzten Verlauf der heutigen Frankenstraße eingezeichnet. Übrigens: die alte Regenbrücke hatte damals wirklich steinerne Pfeiler.


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Folgende Karte (Ausschnitt) erfasste den Bereich links von obiger Karte, also den Nordwesten, dort, wo heute der Kanal durchfließt.


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Einem Buch des Kunst und Gewerbevereins Regensburg, "20er Jahre in Regensburg", fand ich eine Karte des Stadtbauamtes aus 1930, wo der gesamte Platz als "Flutmulde (Protzenweiher)" bezeichnet wird. Das Buch ist übrigens wirklich empfehlenswert.


Weitere Fotos vom alten Dultplatz fand ich in den Büchern "Die Regensburger Straßenbahn" von Walther Zeitler und "Das Walhalla-Bockerl". Über den Platz gingen nämlich die Straßenbahn und die 1m-Spur-Bahn zur Walhalla, das Walhalla-Bockerl. ich hatte noch keine Zeit um Genehmigungen einzuholen und die Urherberrechtssituation ist nicht sicher genug feststellbar, also verweise ich auf die Bücher, die sie auch beim Pustet finden.


Eine Überraschung war allerdings ein Fund, den ich im Mai 2011 machte. Einer Meldung zufolge hat google für die Software GoogleEarth ein paar alte historische Luftaufnahmen bekommen, die man in den entsprechenden Gebieten einblenden kann (über den Zeitregler). Dabei ist auch ein Foto der Luftwaffe über das Gebiet von Regensburg, auf dem man deutlich den alten Dultplatz sieht. Zeitpunkt: 1943


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Auf folgendem Bild habe ich einen Ausschnitt aus der OpenstreetMap-Karte von Regensburg so retuschiert, dass man den alten Dultplatz erkennen kann. Auf der rechten, östlichen Seite gab es typischerweise die Warendult, den Gemüsemarkt und den Viehmarkt, auf der westlichen Seite gab es den Hauptteil der Dult mit Karussell und Geisterbahn.  Schräg über den Platz fuhren Straßenbahn und Zug. Die Verbindung nach Norden erfolgte über die Straße, die so heißt, wie das Viertel: "Steinweg". Die Frankenstraße (B 8) habe ich ebenfalls entfernt.


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Auf der Suche nach Material entdeckte ich mehr und mehr, dass der Ort "Statt am Hof", also der heutige Ortsteil Stadtamhof, äußert interessant ist und ein eigenes Kapitel verdient. Bei den Recherchen unterhielt ich mich bei jeder Gelegenheit mit Leuten, so auch mit  folgendem alteingesessenem Stadtamhofer, dessen Realnamen ich nicht weiß. Allgemein wird er mit dem Spitznamen "Bürgermeister" gerufen, weil er einer der ältesten Bewohner von Stadtamhof ist. Der "Bürgermeister" ist Ausbilder bei einer Hubschrauber-Rettungsstaffel.


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Er erzählte mir von dem Viehmarkt, von dem Kaufhaus, den Straßenbanden und mehr. Aber dazu ein anderes mal.


Im  Anschluss an diese Reihe will ich historisches Material aus den letzten Jahrhunderten zeigen; Grafiken, Drucke, Stiche, Zeichungen, die das Gebiet nördlich der Donau, also heutiges Stadtamhof und Steinweg. Da es sich von dem Protzenweiher stark entfern, habe ich ihm einen eigenen Titel gegeben: Stadtamhof und der Stadtnorden aus historischer Sicht. Der Artikel ist bereits angelegt und wird Mitte August erscheinen.


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