Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Samstag, 23. Juli 2016

Regensburger Kneipen in den 80ern

Hier kommt er also nun, der von Vielen schon ersehnte Artikel über die Kneipen in den 80ern.

Unten seht ihr ein Abbild derjeniger Kneipen, die mir und meinen Freunden aus meiner Studienzeit in den 80er Jahren in Erinnerung sind. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit . Und mit Dank an die facebook-Gruppe "Regensburg damals", die einige wertvolle Hinweise geliefert haben.

Wo immer ich das Thema in den letzte Jahren angesprochen habe, gab es begeisterte Resonanz. Und viel Diskussionen darüber, wie das Lokal nun in den 80er Jahren hieß, und wie davor und wie danach. Und ob die Vögel brüllten, wenn man von dem Lokal nach Hause wankte.



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Zum Vergrößern bitte anklicken. Eventeull müsst ihr dann nochmal auf das +-Symbol klicken, das beim Maus-Cursor erscheint, damit sich das Bild ganz entfaltet.

Ich hätte das Bild aufteilen können. Aber das wäre urheberrechtlich riskant, denn auf google-earth-Karten müssen google-Logo und Urheberhinweise erscheinen. Also wenn ich Teilkarten anstrebe,  dann kann ich nicht einfach obige Karte teilen, sondern muss  von Grund auf neue google-earth-screenshots erstellen und dort die Kneipen neu eintragen. Aber habt Geduld, auch das kommt irgendwann.


Hier meine Liste (letztes Update 04.08..2016)

  • Adabei (Glockengasse)
  • Allegro (Weiße Lammgasse, ehemalige "Sonne"; geniales Meisterstück von Detlef Karstedt, der später das Allora führte, das mittlerweile auch nicht mehr existiert)
  • Alte Filmbühne (die "alte" alte Filmbühne, in der Engelburgergasse, ungefähr 1982 von Karin Griesbeck und 4 Compangons gegründet, 1995 umgezogen in das der Uni gehörendem "Haus der Begegnung" Hinter der Grieb, unterm Vituscafe, musste dann 2013 schließen, weil Mietvertrag nicht verlängert wurde, vgl. SZ-Artikel)
  • Altstadtcafe, später Vitus (hinter der Grieb) 
  • Amalfi, Pizzeria in der Drei-Mohren-Straße (dort wo heute Mirabelle ist), mit legendären Riesen-Pizzas. Der einzige Grund, warum man damals in die dunkle, nicht restaurierte Gasse ging.
  • Ambrosius (Brückstraße)
  • Banane (Goldene Bärenstraße, ist mittlerweile umgezogen an den Römling)
  • Bei Marina (legendäre Absturzkneipe in der Blauen Sterngasse, für Spätgänger und Nachtvolk)
  • Cactus (Fischmarkt - hier habe ich noch tolle Stories auf Lager, aus erster Hand, vom damaligen Besitzer)
  • Cafe Lila (Pfarrergasse, 2010 umgezogen in die Rote Hahnengasse)
  • Cafe-Bar (Gesandtenstraße, gibt es auch noch heute)
  • Chaplin (beim Ostentorkino)
  • Da Tino (In den 80er Jahren befand es sich noch neben dem Goldenen Kreuz, Haidplatz, später umgezogen auf die gegenüberliegende Seite des Platzes, dort, wo es heute noch ist)
  • Würstl-Toni am Alten Kornmarkt (keine Kneipe sondern ein Imbiss-Bude, die ab 3 uhr morgens offen hatte und damit Anlaufstelle für Nachtschwärmer, Nachhausegeher, Taxifahrer, Zuhälter, Polizisten und Discogänger war; aber es ist einhellige Meinung, dass diese Institution in die Liste sollte. Die derzeitige Imbiss-Bude an dieser Stelle kann mit dem Würstl-Toni nicht gleichgesetzt werden)
  • Ei (mit den Riesenschnitzeln von Helge, dem dänischen Koch; Keplerstraße)
  • Einhorn (seit ein paar Jahren nicht mehr existierende Kulturkneipe am unteren Wöhrd, wurde bis in die 80er Jahre von Winfried Freisleben und Frau geführt, bis sie die Chance bekamen, den renovierten "Leeren Beutel" zu übernehmen. Das Einhorn existierte aber bis in die 2010er Jahre weiter, fiel der Block-Renovierung zum Opfer )
  • Eulenspiegel, Weißgerbergraben
  • Goldene Ente (Oberer Wöhrd, mit Biergarten)
  • Grüner Kranz (Obermünsterstraße, sehr späte Sperrstunde, daher Anlaufstelle für Nachtvolk)
  • Haxnwirt (Pfarrergasse, eigentlich keine typische Studentenkneipe, aber doch recht bekannt)
  • Hinterhaus (Rote Hahnengasse; wie das Namenlos äußerst beliebt und urig. Zwar gibt es heute noch ein Lokal mit diesem Namen dort, aber das ursprüngliche Hinterhaus wurde ca um 1985 durch ein Vegetarierlokal namens Antagon abgelöst; die vielen Kerzenrauch-Unterschriften legendärer Besucher wurden übertüncht und die Räume umgestaltet. Nach ein paar Jahren wurde es wieder das Hinterhaus. Ob alles unter derselben Führung ist mir nicht bekannt)
  • Irish Harp (Brückstraße, Ecke Thundorfer, hält sich hartnknäckig; ist in der Karte versehentlich als Irish Pub bezeichnet)
  • Jenseits (das ganze alte Jenseits! Sehr kultig und mehr für Spätausgeher. Am Römling, später war dort ein Lokal namens Amapola, danach gab es weitere Wechsel. Heute ist dort die "Banane")
  • Kinokneipe (bis heute: im Ostentorkino)
  • Leerer Beutel (bis heute: Bertholdstraße)
  • Metropol (schluchz. WARUM HABT IHR DAS AUFGEGEBEN!?. Pustetpassage. Es gab nie etwas Vergleichbares. Zog um zum Fischmarkt, wo es aber nun mal nicht mehr DAS Metropol war)
  • Milijö (unterhalb der Banane, also Goldene Bärenstraße 10; jetzt ist dort Tom Bockes' Orange Club Bar )
  • Namenlos (Rote Löwenstraße Nr. 10, mit dem berühmten Spaghetti-Teller; neben dem Hinterhaus und dem Jenseits zu den Top-Studentenkneipen zählend)
  • Neue Filmbühne (bis heute: Bismarckplatz; es löste dort ein Bistro namens Fiasko ab)
  • Ohm (Hinter der Grieb, zuerst Godot, dann Mizurb, dann Ohm, zeitlich noch zu klären)
  • Oma Plüsch (Roter Lilienwinkel, das war der ganz ursprüngliche Ort, wo es legendär wurde, später umgezogen in die Pfarrergasse, seit kurzem in der Goldenen Ente am oberen Wöhrd, womit es endlich gutes Essen dort gibt; http://oma-plüsch.de/?page_id=15; in den ursprünglichen Räumen im Roten Lilienwinkel (Emmeramsplatz ums Eck) ist heute ein Lokal von Peter Kittel namens "Emma")
  • Orphee (bis heute: untere Bachgasse)
  • Palletti (Pustet-Passage, die erste Cafe-Kneipe im italienischen Stil, gibt es noch heute und wird es hoffentlich noch lange geben) 
  • Peaches (zuerst am Ölberg, bis Ende der 80er Jahre dort die Spaghetteria einzog, das Peaches ging gleichzeitig in die Keplerstraße in die Räume des ehemaligen Studentenkellers)
  • Pam Pam (für den Studentenbauch, gibt es heute noch, am Haidplatz)
  • Pelikan/Carambolage (Keplerstraße)
  • Perplex (Weißgerbergraben, ab 1987 , Wolfgang Grimm, erste Neon Kneipe)
  • Potator, später Picasso (Weiße Hahnengasse/Unter den Schwibbögen 1, gemäß facebook-Gruppe hieß es ursprünglich Potator; Zeitpunkt der Umbenennung unbekannt)
  • Rapunzel (Wollwirkergasse)
  • Regensburger Weißbierkeller (Spiegelgasse, ab 1985, heute Murphys Law)
  • RESI-Zentrum (Blaue Liliengasse 1, seit 1985, Vereinslokal von R.E.S.I. e.V., der Regensburger Schwulen- und Lesbeninitiative, oft auch nur ZENTRUM genannt).
  • Ringelnatz (Rote Löwenstr. 11, heute ist dort das Cafa dAdA)
  • Rock-Cafe (Rote Hahnengasse, dort ist jetzt das Cafe Lila)
  • Scala (Pustet-Passage, seit 1985, eigentlich Disco, wurde aber von vielen Studenten wie eine Ausgehkneipe behandelt. Hatte - jedenfalls Ende der 90er Jahre - Tischtelefone)
  • Schwedenkugel (Wollwirkergasse Ecke Haaggasse 15, heute ist dort das kurdische Lokal Lokanta)
  • Spanisches Zentrum (kultige und auch bei Studenten beliebtes Spanischlokal in Stadtamhof, ursprünglich Grieser Spitz im Haus Gries 17, dann in die Stadtamhofer Hauptstraße umgezogen; gegründet von einem deutsch-spanischen Freundschaftsverein, nach jahrelanger Pause wieder existent mit alter Mannschaft als "Bruckmandl" in Stadtamhof; der frühere Name durfte leider nicht verwendet werden)
  • Studentenkeller, später Peaches (Keplerstraße)
  • Sudhaus (legendäre Disco, ungefähr dort, wo jetzt das Bodega ist)
  • Tangente (im Keller des ehemaligen Petersweg-Parkhauses, Eingang im Süden)
  • Teestube (neben Hinterhaus, erreichbar im Innenhof,  im 1. Stock, gab es nur ein paar Jahre lang) 
  • Türmchen (Goldener Turm)
  • Unterholz (Silberne Fischgasse)
  • Wirtschaftswunder (Obere Bachgasse, später durch das "Pony" abgelöst)
  • Wunderbar (Keplerstraße 11, seit 1988)
  • Zarap zap zap (nicht nur Disco, sondern Studentenclub, bis heute in der Augustinerstr. 2)
  • Zille (Badstraße)



Aus der Karte zu löschen:

  • Lokal In (so hieß das Lokal, einfach "In"; am Fischmarkt). Wie sich herausgestellt hat, schloss das Lokal schon 1975 oder 1976.

In der Lederergasse existieren angeblich noch zwei weitere Lokale, die aber wegen Umzüge schwer in die 80er-Karte einzuordnen sind
  • Valentin (Lederergasse)
  • Krone (Lederergasse, später Kowalski?)

Zeitlich noch unklar, ob  80er Jahren zuzuordnen:

  • Jazzclub o.ä. (Maximilianstraße Ecke Fuchsengang, 70er Jahre, existierte möglicherweise noch Anfang der 80er Jahre)
  • Shalom (Goldene Bärenstraße / Wiedfang; genauer Eröffnungszeitpunkt unbekannt, evtl. erst in den 90ern eröffnet)
  • Kaminski (Hinter der Grieb 6,
Erst ab den 90ern (aber oft vorgeschlagen in facebook & Co):
  • Hemmingways (Obere Bachgasse)
  • Rive Droite (Ludwigstraße, allerdings traf man Studenten dort eher selten)
  • Tapas  (Am Ölberg)
 Natürlich verkehrten Studenten auch in
  • der Pizzeria an der Uni
  • dem Universo in Kumpfühl
  • Pizzeria Gondola
  • Bellevue am Sallerner Berg 
  • diversen anderen Pizzerien und Griechen, die sich in den 70er un 80er Jahren in Regensburg niederließen - Folge der Gastarbeiterwelle in den 70ern.
  • in den Biergärten, Esslokalen und Borzn


Ausgehbereiche

Folgende Karte zeigt die Kernbereiche, in denen wir Studenten (oder sonst ausgehwilliges Jungvolk) hauptsächlich flanierten, wenn wir nicht gerade ganz zielgerichtet eine bestimmte Kneipe aufsuchten. Die Karte spiegelt natürlich nur meine subjektive Einschätzung wieder.


Gedanken zur Stadtentwicklung

In den 80er Jahren war eine neue Fußgängerzone entstanden, westlich der Maxstraße. Der Verkehr wurde verbannt. Diese Zone war nach l8 Uhr tot. Dort entwickelten sich auch keine Kneipen. Dabei galt damals noch ein andere Ladenschlusszeit - üblicherweise schlossen alle Läden um 18.00 Uhr, Großmärkte und Großkaufhäuser erst um 18.30. Die Fußgängerzone war damit  ab 18.00 Uhr fast menschenleer.

Das dürfte wohl auch einer der Gründe sein, warum sich dort partout keine Ausgehkneipen ansiedelten. Alles konzentrierte sich auf den (damals noch nicht verkehrsberuhigten) westlichen Teil der Altstadt, den ich unten orange umrandet habe. Es wurde damals die Trennung "Läden" und "Leben" deutlich, und die unterschiedliche Auswirkung des Verkehrs.

Erst die letzten zehn Jahre gibt es eine nennenswerte Kneipenszene in der Gegend um die Maxstraße, allerdings sind es nach wie vor Kneipen anderer Art als in der sonstigen Altstadt. Oder besser: Kneipen mit anderem Publikum.

Was die 80er und die Jahrzehnte danach betrifft: typische Studentenkneipen haben diese Gegend offenbar gemieden.

Überhaupt: wer sich für Stadtentwicklung interessierte, konnte in den 70er und 80er Jahren interessante Privatstudien anstellen.



Auch interessant:

Pizza, Döner, McKropolis: Entwicklungen, Erscheinungsformen und Wertewandel internationaler Gastronomie ; am Beispiel der Stadt Regensburg, von Manuel Trummer

Gibt es nur noch als ebook über google-books, Preis 15,90




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