Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Kunst: Lesung und Comicausstellung "Alois Nebel – My Life"- 17. bis28. Oktober 2008


Dieser Artikel wurde, wie alle Artikel von 2008-2010,  wo weit wie technisch möglich wiederhergestellt im Januar 2013. Das ursprüngliche Bild mit dem Ausstellungsplakat ist nicht mehr verlinkbar. Ich habe es 2014 durch einen Screenshot der Homepage von Alois Nebel ersetzt.
Die Artikel und ein Teil der zugehörigen Bilder waren wegen eines hackerbedingten Umzugs für lange Zeit verloren gegangen.



Alois Nebel – My Life



- Ein schwarz-weißer Eisenbahnblues aus dem Sudetenland -


17. bis 28. Oktober

Kunstverein GRAZ Regensburg, Schäffnerstrasse 21

Offnungszeit: täglich von 16 bis 19 Uhr


Eröffnung: 17.10. 2008 um 20 Uhr mit Jaromir 99

Lesung: 24. Oktober um 20 Uhr, Eintritt 5,- / 4,- Euro




Film zu Alois Nebel





Die Comictrilogie „Alois Nebel“ erfreut sich in ihrem Erscheinungsland, der Tschechischen Republik, großen Erfolgs, aber auch über die Landesgrenzen hinaus ist der „Bahnerer“ bekannt geworden. Mit Hilfe der Hauptfigur Alois Nebel ist es dem Text-Autor Jaroslav Rudis und dem Zeichner Jaromír 99 gelungen, die bewegte Geschichte des Sudentenlandes sowie der damaligen Tschechoslowakei in ihren Comics Revue passieren zu lassen.

Der Held dieser Geschichten, Alois Nebel, halb Tscheche, halb Deutscher, arbeitet als Fahrdienstleister - ein sogenannter „ajznbonak“ – auf einem kleinen Bahnhof im ehemaligen Sudetenland.

Alois hat das Gefühl, dass er ab und zu Dinge sieht, die andere nicht sehen können: wie beispielsweise die Züge der Jahre 1918, 1945 oder auch 1968. Diesen Zügen entsteigen unter anderem pöbelnde Nazis, marschierende Russen oder auch protestierende tschechische Jugendliche.

Die Comictrilogie erlaubt einen Einblick in deutsch-tschechische und natürlich europäische Geschichte - ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit tschechischem Humor und in exzellenten, kraftvollen Graphiken.

Beide Autoren der Comicbände sind etablierte Akteure in der tschechischen Kulturwelt:


  • Jaroslav Rudis ist Schriftsteller, Dramatiker, Journalist und Drehbuchautor und durch seine Bücher, wie Der Himmel unter Berlin, auch in Deutschland sehr bekannt.

  • Jaromír 99 ist Sänger und Texter der Rockband Priessnitz und hat unter anderem die Storyboards für so erfolgreiche Filme wie Samotaří (2000) und Jedna Ruka netleská (2003) geschrieben. 

Beide Künstler werden in Regensburg zu Gast sein!

Die Comicausstellung Alois Nebel – My Life ist in zwei Teile von 16 Drucken (70 x 100 cm) gegliedert. Der erste Teil gibt Aufschluss über die Biographie der fiktiven Hauptfigur Alois Nebel und der zweite Teil stellt Szenen aus den Comicbüchern dar.

Am 24. Oktober um 20 Uhr wird Jaroslav Rudis aus seinen Büchern „Der Himmel unter Berlin“ und „Grand Hotel“ lesen.

Die Figur des Alois Nebel hat mittlerweile in Tschechien ein Eigenleben entwickelt und zahlreiche Blogs, ein Theaterstück und die Band The Bombers hervorgebracht; demnächst folgt ein Film.

Der KunstvereinGRAZ Regensburg freut sich sehr, die Ausstellung Alois Nebel – My Life in Regensburg zeigen zu können, bevor sie nach New York weiterreist.

Kuratorin: Marian Mure

Mit Unterstützung der Stadt Regensburg, des Tschechischen Zentrums München, von Bayhost Uni Regensburg und der Bayerischen Staatskanzlei. Dafür bedankt sich der KunstvereinGRAZ ausserordentlich.


Nachtrag 2014:

Der Film ist mittlerweile preisgekrönt und hat einen eigenen Eintrag in Wikipedia

http://www.radio.cz/en/section/curraffrs/alois-nebel-wins-european-film-award-for-animation

 

Wikipedia:


Alois Nebel (Graphic Novel)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Alois Nebel ist der Titel einer Graphic-Novel-Trilogie von Jaroslav Rudiš und Jaromír Švejdík. Die einzelnen Bände Bílý potok (Weißbach, 2003), Hlavní nádraží (Hauptbahnhof, 2004) und Zlaté Hory (Zuckmantel, 2005) erschienen ab 2003 in tschechischer Sprache, 2006 als Gesamtausgabe. 2012 veröffentlichte Voland & Quist die deutsche Übersetzung von Eva Profousová. Außerdem wurde die Graphic Novel ins Polnische und Französische übersetzt.
2005 bis 2007 wurden in der tschechischen Zeitschrift Reflex kurze Erzählungen veröffentlicht, die 2008 in Buchform erschienenen, 2013 in deutscher Übersetzung (Alois Nebel – Leben nach Fahrplan).

Inhalt

Alois Nebel ist Fahrdienstleiter an einem kleinen Bahnhof in Bílý Potok, einem abgelegenen Ort an der tschechoslowakisch-polnischen Grenze, dem früheren Sudetenland (Als Vorlage diente der Bahnhof in Horní Lipová[1]). Das einzige Hobby des Einzelgängers ist das Sammeln alter Fahrpläne. Doch wenn sich der Nebel über die Bahnstation legt, sieht Alois Züge mit Geistern und Schatten aus der dunklen Vergangenheit Mitteleuropas: dem Zweiten Weltkrieg, der Vertreibung der Deutschen, der sowjetischen Besatzung. Alois Nebel wird diese Alpträume nicht los und endet schließlich in einer Nervenheilanstalt. Dort lernt er "den Stummen" kennen, der bei dem Versuch, die Grenze zu überqueren, verhaftet worden ist. Dieser wird zum unfreiwilligen Auslöser für Alois' Entschluss, den Kampf gegen die Dämonen aufzunehmen, die ihn nächtlich heimsuchen.

Verfilmung

Im Jahre 2011 nahm sich der tschechische Regisseur Tomáš Luňák des Stoffes an und verfilmte ihn unter Nutzung des Rotoskopieverfahrens. Der Film erhielt 2012 den Europäischen Filmpreis in der Kategorie Bester Animationsfilm.

Rezeption

Das deutschsprachige Feuilleton nahm die Graphic Novel bisher überwiegend positiv auf. Focus Online bezeichnet sie als „eine humorvolle Comic-Reise in die deutsch-tschechische Beklommenheit“.[2] Die Übersetzung von Eva Profousova sei kongenial, bemängelt wird lediglich der „Verlust eines gewissen Sprachwitzes“, der aber „unvermeidbar“ sei. Gesa Müller von EinsLive nennt die im Buch beschriebenen Charaktere „schrullig und liebenswert zugleich“.[3]
Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2013 verkehrt das Zugspaar R 1412/1413 mit dem Namen Alois Nebel auf der Strecke JeseníkZábřeh na Moravě über den schlesischen Semmering. In Zábřeh erfolgt eine Kurswagenübergabe wodurch die Wagen des Alois Nebel über Olomouc hl.n.Brno hl.n. bis nach Praha hl.n. gelangen.[4]

Ausstellungen

Textausgaben

  • Jaroslav Rudiš, Jaromir 99: Alois Nebel. Aus dem Tschechischen von Eva Profousová. Voland & Quist, Dresden/Leipzig 2012, ISBN 978-3-86391-012-9.

Literatur

  • Stefanie Flamm: Die Welt des Alois Nebel. In: DIE ZEIT, Nummer 36, vom 29. August 2013, S. 57-58.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Welt des Alois Nebel. In: Zeit, 29. August 2013. 
  2. Alois Nebel bei Focus Online
  3. Alois Nebel bei einslive
  4. R 1412 auf zelpage.cz
  5. Mitteilung zur Ausstellung, abgerufen am 5. August 2014