Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Freitag, 21. Dezember 2018

In Gedenken an Rita


Wir trauern um Rita Dendorfer. Die Schockstarre ist noch groß unter uns, den Freunden, den Angehörigen,  und den Mitgliedern  des von Rita gegründeten Vereins "Regensburger Charity Art Group", und es fällt mir wirklich unendlich schwer, diesen Nachruf zu schreiben. Aber er muss sein.

Rita Dendorfer, 21.12.1957 bis 22.11.2018

Viel zu jung musste sie gehen, kurz vor ihrem 61. Geburtstag.

Das Schicksal riss sie schon Wochen vorher aus den Vorbereitungen für die jährliche Benefiz-Ausstellung beim Gartencenter Hauner, die sie mit dem üblichen Elan und Engagement durchführte.

Ihre Schaffenskraft war bis zu diesem Moment ungebrochen - noch in diesem Jahr hatte sie nicht nur  weitere Wohltätigkeitsveranstaltungen der Charity-Art-Group organisiert, darunter die extrem aufwändige DEZ-Aktion, sondern auch für eine Verjüngung im Verein durch neue Mitglieder gesorgt und neue Kontakte für die Zukunft geknüpft. Ein Schlaganfall änderte alles.

Nach einigen Wochen des bangen Wartens wurde es dann traurige Gewissheit. Am 22.11.2018, am Eröffnungstag des "Kunstpfads", ging sie uns endgültig voraus.



Ich hatte sie vor ungefähr sieben Jahren kennen gelernt. Karl-Heinz Weiß, Leiter des Thomas-Wiser-Hauses in Regenstauf, hatte sie mir vorgestellt, als sie gerade eine Benefiz-Ausstellung im DEZ organisierte. Er hatte zu Recht von ihr geschwärmt. Wir verstanden uns auf Anhieb, sie hatte das Herz auf dem rechten Fleck.

Später sollte sie mich überreden, dem Verein beizutreten und bei Wohltätigkeitsveranstaltungen mitzuwirken.



Im Jahre 2013 überzeugte sie mich zu einem gemeinsamen Galerieprojekt, der Galerie "Kunstzelle" in der Obermünsterstraße. Eine kleine, feine Galerie, betrieben von ihr, Beate Stich und Ulrike Buck, wo wir hauptsächlich unsere eigenen Werke ausstellten. Dass aus den unscheinbaren Räumen diese prächtige Galerie wurde, von der noch heute meine Bekannten schwärmen, hatten wir Rita und ihrem Mann zu verdanken.




Beim Umzug in die Thundorfer Straße schied ich aus - aber nur aus organisatorischen Gründen, nicht aus personellen. Im Gegenteil, die Freundschaft wurde durch die Zusammenarbeit verstärkt. Diese war kein Problem, denn  Rita war während dieser Zeit der Zusammenarbeit stets darauf bedacht, dass sie nicht dominiert, dass  jeder von uns seinen Platz in der Galerie hat und neue Kunden gewinnen kann. 





 
Rita Dendorfer war Autodidakt und trat ab 2003 als freischaffende Künstlerin auf. Bevorzugte Techniken: Acryl, Aquarelle, Zeichnungen, Objekte und Collagen. Die künstlerische Qualität ihre Bilder ist unbestritten. Ihr Ehemann, den sie vor 20 Jahren kennen gelernt hatte, ermöglichte es, dass sie ihren Verwaltungsjob aufgeben und sich ganz der Leidenschaft der Kunst widmen konnte.

Rita Dendorfer bei einer Einzelausstellung im Spindlhof

Ihre größte Leistung aber war die Gründung und Führung des Wohltätigkeitsvereins "Regensburger Charity Art Group". Damit hat sie sich in der sozialen Szene sowie in der gesamten Stadtverwaltung höchsten Respekt erworben.

Auslöser für die Gründung war ein Gespräch  mit dem Leiter des Thomas-Wiser-Hauses  Regenstauf bei einer Hilfsaktion im Museumscafe. Bei dieser sprach  Herr Weiß über die Nöte der Kinder und deren Schicksale.

Rita hat in sozialen Dingen eine sehr sensible Seele und  ich kann mir gut vorstellen, wie betroffen sie damals war. Besonders schlimm für sie war der Anblick der leer dastehenden Spendenbox, ein Plexiglaswürfel, erzählte sie.

Noch vor Gründung eines Vereins organisierte sie mit Kunstfreunden eine Aktion mit großer Tombola im Donaueinkaufszentrum - ein gelungener Coup, denn für eine solche Aktion benötigt man gute Beziehungen, geschicktes Management und überzeugendes Auftreten. Seitdem hat sie diese Veranstaltung, jeweils für mehrere Wochen im DEZ, 11 mal organisiert und geleitet, neben zahlreichen anderen jährlichen Benefizaktionen z.B. bei Hauner oder Haubensak.

Rita Dendorfer in der Gemeinschaftsausstellung im BRK Minoritenhof, 2014

Ich habe in den letzten Jahren bei den Vorbereitungen zu den Aktionen mitgewirkt und weiß, wieviel mehr als nur der  Zeitaufwand notwendig ist, um diese Aktion zu stemmen. Denn wichtige Einnahmequelle ist - neben den Erlösen aus dem Kunstverkauf -  auch die Tombola.

Rita Dendorfer in einer DEZ-Aktion im Jahre 2014
Dazu muss ein Multitalent da sein. Jemand, der die Fähigkeit und Kontakte besitzt,  Spender für die Losgewinne zu aktivieren. Er muss die durchgehende Besetzung von zwei Loskassen über drei Wochen hinweg im Schichtbetrieb organisieren.

Ebenso Schirmherren gewinnen und einbinden (für einige Jahre war das First-Lady Karin Seehofer), die Pressetermine organisieren, die Preisverleihung auch, und natürlich, so nebenher, die Mitglieder zum pünktlichen Aufbau und Abbau der Bilder und ihre richtige Beschriftung anzuleiten. Muss das Essen für die Vernissage organisieren, das wir Mitglieder jedesmal selbst stemmen. Und für die passende Auswahl und richtige Hängung der Bilder sorgen, wobei ihr Ehemann natürlich half.


All das hat Rita Dendorfer beherrscht, und das wurde auch von vielen Rednern bei vielen Ausstellungen ausdrücklich hervorgehoben.

Aber was mir an dieser Stelle viel wichtiger ist, als alle diese Leistungen: Rita Dendorfer ging es wirklich um die soziale Sache und nie um sich selbst als Person.

Weder als Künstlerin noch als Organisatorin wollte sie im Vordergrund stehen.

So hat sie ihre Bilder so ausgewählt und gehängt, dass sie andere Mitglieder gute Chancen haben, Bilder zu verkaufen und bekannter zu werden. Ihr war auch bewusst, dass sie viele Werke  unterbewertet anbot, aber ihr war das nicht wichtig.

Wichtig sei der Gesamtumsatz für den wohltätigen Zweck. Und da konnte sie schon mal kratzbürstig werden, wenn sie  das Gefühl hatte, jemand steht nicht hinter der Sache. Wenn jemand den Preis anhob, um die Spendenprovision auszugleichen, oder  Tricks veranstaltete, um die Aktion nur als Werbeplattform und nicht zur Erzielung von maximalen Spendeneinnahmen zu benutzen. Solche Leute wollte sie nicht im Verein. Zu Recht, wie wir anderen Mitglieder meinen.

Es ging ihr um die Sache, nicht um ihre Person.  Das ist das, was ich an ihr mochte, an ihr schätzte.

Dass das so ist, kann ich aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit versichern. Das ging sogar soweit, dass sie sich über einen Zeitungsartikel aufregte, bei der sie eigentlich ganz positiv anlässlich einer Charity-Aktion im DEZ  gelobt wurde. Wir verstanden das zunächst nicht. Aber sie erklärte uns, sie wolle nicht, dass ihre Person so im Vordergrund stehe. Der Verein sei schließlich der Träger, er sei wichtig, der Wohltätigkeitsgedanke müsse im Vordergrund stehen.

Heute endete die jährliche Kunstpfad-Aktion. Und heute wäre auch der Geburtstag von Rita Dendorfer gewesen.

Alles Gute, Rita. Ich hoffe es geht dir gut, dort wo du jetzt bist. Du hast es verdient.



Rita Dendorfer, 21.12.1957 - 22.11.2018