Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Freitag, 17. März 2017

Impressionen von der Ausstellungseröffnung Fred Andrade im Leeren Beutel

Passend im Vorgriff zur anstehenden CINESCULTURA hat PanamericanArte eine Ausstellung zum Künstler Fred Andrade im Leeren Beutel organisiert. Die Eröffnung war gestern abend; der Künstler selbst ist noch in Kolumbien und kann erst zur Finissage persönlich kommen. Mittlerweile ist Andrade auch in Regensburg sehr bekannt und auch bei Künstlerkollegen geschätzt.


Hier ein paar Impressionen von dem Abend:






Die Mehrzahl der Bilder ist im Restaurant zu besichtigen, ...

... die großformatigeren Bilder konnten wir gegenüber im Veranstaltungssaal bewundern. Dort hatten wir Besucher noch ein Stunde Zeit, bevor im Saal ein Konzert begann.

 


Künstler M. Moesslang im Gespräch mit Kurator Michael Schäffer

Die Kuratoren: Mariane Steiner, Michael Schäffer
(PanamericanArte-Projekt)

Dr. Wolf Erdel (Erdel-Galerie), Renate Christin
beim Betrachten der Bilder





Dr. Wolf Erdel

Mariana Steiner, Künstlerin Wenke Gebhard


"Winni" Winfried Freisleben hat alle Hände voll zu tun.





Bei den beiden folgenden Bildern muss ich an die Zeile in "My fair lady - Ascot Gavotte" denken: "everey one who should be here is here" -  Kunstsammler, Galeristen, Künstler, Kuratoren, Charity-Art-Group-Leiter. Na ja, nur Fred Andrade nicht, der kann erst zur Finissage kommen, denn der ist derzeit noch in Kolumbien.





Der kolumbianische Künstler Fred Andrade mit Ehefrau bei einer früheren Ausstellung im Jahre 2014





Über den Künstler und seine Ausstellungen in Regensburg habe ich hier schon genug berichtet. Ich möchte nur noch mal seine erstaunliche Lebensgeschichte abdrucken, in der übrigens auch zweimal Deutschland als Lebens-Station vorkommt.


Die bewegte Lebensgeschichte von Fred Andrade Mora (FAMO

Fred Andrade Mora (FAMO) wird 1940 in Palmira, Valle de
Cauca, in Kolumbien geboren. Schon als Kind ist er der Kunst
sehr zugeneigt. Sein künstlerisches Talent erbt er von seiner
Mutter Julia, einer Modedesignerin.

Zwischen 1957 und 1960 besucht FAMO die Kunsthochschule in
Cali. Während dieser Zeit erzielt er auch große Erfolge als Leistungssportler:
Er wird Südamerikanischer Meister im Turmspringen,
1960 nimmt er in derselben Disziplin bei den Olympischen
Spielen in Rom teil.

In Rom findet er Gefallen an Europa, weshalb er den Beschluss
fasst, dort zu bleiben. Von nun an will er sich ganz der Kunst, insbesondere
der Malerei und Bildhauerei widmen.

Seine erste Station führt nach Deutschland ins Ruhrgebiet, wo er
sich zum Maschinenbauer ausbilden lässt.

In dieser Zeit arbeitet
er intensiv an seiner künstlerischen Entwicklung in der Malerei
und dem Zeichnen. Er lernt die deutsche Sprache und wird
nach und nach zum Liebhaber der deutschen Kultur, die ihn
noch heute sehr interessiert.

1964 erhält FAMO ein Stipendium von der schwedischen Regierung.
Er wird schließlich nach Göteburg eingeladen, wo er
fünf Jahre lang Kunst an der „Konstslöjd Förening“ studiert.

1969 kehrt er nach Deutschland zurück, doch schon bald verschlägt
es ihn wieder in seine Heimat Kolumbien. Davor verbringt er noch
ein Jahr auf Mallorca, wo er als Fotograf arbeitet und einige Malereien
realisiert.

In Kolumbien verfeinert er seine Technik, zudem probiert er neue
Techniken aus, wie z. B. Batik, Ei-Tempera und Siebdruck. Viele
seiner Kunstwerke werden in den südamerikanischen Galerien
ausgestellt. Sein Schaffen wird 1977 mit einer der höchsten Auszeichnungen
Westkolumbiens, dem 1. Preis im „Salon der Malerei“,
belohnt.

Dadurch wird er auch in den Vereinigten Staaten
bekannt, weshalb ihn die Kommission für Kunst in West Carolina
dazu einlädt, am „College of Columbia“ zu unterrichten. Nebenbei
stellt er in Columbia, in Charleston (Spoletto Festival), in Atlanta,
in New York und in Los Angeles aus.

Europa lässt ihn nicht los: 1979 geht er für einen Sommer nach
Lucca in Italien, wo er bei Luis Camnitzer studiert und mit ihm an
verschiedenen Drucktechniken, wie auch der Lithografie arbeitet.


Anschließend kehrt er zurück nach Schweden an die Universität
in Göteburg und studiert drei Jahre lang in den klassischen Techniken
wie Ei-Tempera, außerdem studiert er noch Kunstkritik
und Kunstgeschichte.

Zurück in Kolumbien malt Fred Andrade 1982 großflächige
Bilder in Ei-Tempera Technik. In den folgenden Jahren entstehen
viele Kompositionen, die allesamt geprägt sind von Feinfühligkeit
und Virtuosität.

1999 stellt das Museum für Spanische Kunst in Miami (MOLAA)
ein neues Werk von ihm aus, welches voll von Leben und
Farbe ist und gleichsam ein Spiegelbild seines Lebens darstellt,
das voller Veränderungen und Erfahrungen ist, die er
auf der ganzen Welt sammeln durfte. FAMO malt von nun ab
frei von dem klassischen akademischen Kunststil. Er will die
Welt so zeigen, wie er sie sich wünscht: bunt wie die Tropen,
ein Leben ohne „Rodeos“, voller intelligentem Humor und
einer Prise Ironie. Seine Werke sind dem Surrealismus nahe,
durch welchen er inspiriert wird.

Sein neuer Stil findet auch in Atlanta/USA und Panama Anklang.
Dazu wird er von der Staatsregierung der Republik
Panama eingeladen, seine Werke im Museum Gongora auszustellen.
Immer mehr verwurzelt FAMO mit seinem Heimatland.
Daher stellt er seine Werke in den darauffolgenden
Jahren nur noch in den großen Städten
Kolumbiens aus.

Heute lebt er in Kolumbien, nahe Villa de Leyva – Boyacá. Er
hat ein Haus in den Bergen, in dem sich auch sein Atelier befindet.
Hier hat er die Muse und die nötige Ruhe, unermüdlich
weiter zu malen.