Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Dienstag, 11. Januar 2022

Eine moderne "Wunderkammer" in der Pustetpassage - das aktuelle Projekt im "neunkubikmeter"




Die künstlerische Aktion "neunkubikmeter" in der Pustetpassage geht erfreulicherweise weiter, genau genommen bis Ende 2022. Alle paar Wochen dürfen andere Künstler ein von der Stadt angemietetes Schaufenster benutzen, und , und wer sich für bewerben will, kann das noch bis 23.1.22 hier.

Aktuell sind das die Künstlerinnen Renate Höning und Barbara Sophie Höcherl, die das Fenster nutzen. Sie haben mit zahllosen kuriosen Exponaten und künstlerischen Objekten in eine moderne Form der so genannten "Kunst- und Wunderkammern" der Renaissance verwandelt. 

Eigentlich ist diese schöne Idee die beste Nutzungsform für das "neunkubikmeter"-Konzept




Was versteht man unter einer "Wunderkammer"?

Die Wunderkammern, Kunstkammern oder Kunstkabinette der Spätrenaissance gingen aus den früheren Raritäten- oder Kuriositätenkabinetten (Panoptika) hervor. In der Renaissance wuchs nämlich das wissenschaftliche Interesse an Natur und Kunst und führte zur Sammelleidenschaft: Wer es sich leisten konnte, häufte allerlei kuriose Objekte aus Natur, Kunst und Handwerk an, darunter Tierknochen, Edelmetalle, Kunsthandwerk, Skulpturen oder ausgestopfte Tiere. Diese Objekte wurden speziellen Räumen oder Kabinetten ausgestellt.

Diese frühen Vorläufer unserer heutigen Museen wurden ab 1564 als „Kunst- und Wunderkammern“ bezeichnet. Wieder was gelernt - dank Wikipedia und dank der Pressemitteilungen der Stadt Regensburg.

Die ich ab hier übernehme, da sie die aktuelle Ausstellung beschreibt:
Zu entdecken gibt es verschiedene Stücke aus dem Oeuvre der beiden Künstlerinnen, zum Beispiel Bronze-, Silikon- und Glasgüsse, Stricksachen aus Draht, Latexabformungen und Papierarbeiten. Dazwischen tummeln sich jedoch auch Objekte aus vermeintlich minderwertigen Materialien, im Stil der arte povera, und zufällige Fundstücke, objets trouvés, die als Ausstellungsstücke im Schaufenster ihre Daseinsberechtigung als Kunstwerk erlangen.

Im begrenzten Raum des Glaskastens schafft das Künstlerinnenduo so einen Mikrokosmos seiner eigenen Lebens- und Arbeitswelt. „Die Fülle an Dingen, Schaustücken und Vitrinenobjekten macht so den Schaukasten ‚neunkubikmeter‘ zu dem, was er ist: Ein Ort des Schauens, des Entdeckens und (optional: – im besten Fall –) auch des Empfindens.“, beschreibt Peter Lang, Herausgeber des Kulturjournals, und konstatiert weiter: „Wie alle Kunst stellt diese Wunderkammer […] nichts anderes als den Versuch dar, die Geheimnisse der Natur und so die Stellung des Menschen innerhalb des Universums, wenigstens innerhalb der Gesellschaft, zu ergründen.“ (https://www.regensburg.de/kultur/veranstaltungen-des-kulturreferats/neunkubikmeter)

Über die Künstlerinnen

Barbara Sophie Höcherl, Jahrgang 1983, studierte an der Westböhmischen Universität für Kunst und Design in Pilsen und arbeitet seit ihrem Bachelor-Abschluss in Illustration und Grafik als freischaffende Künstlerin. Sie ist Mitgründerin des Künstlerkollektivs Šiška und beschäftigt sich insbesondere mit Plastik, Installation und Zeichnung. 

Renate Höning, Jahrgang 1958, ist Leiterin des Ateliers „Kunst inklusiv“ im Künstlerhaus Andreasstadel und arbeitet vor allem mit Objektkunst, Skulptur und Zeichnung. 

Beide sind gebürtige Oberpfälzerinnen und haben ihren Arbeitsschwerpunkt in Regensburg.