Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Freitag, 1. Juli 2011

Premiere für die Blues Brothers im Luisenburgtheater




Gestern, am 1. Juli 2011, fang im Luisenburgtheater bei Wunsiedel die Premiere für das Musical "Blues Brothers". Moderiert vom Entertainer und Kabarettisten Ron Williams, der auch gleich mehrere Rollen in de Stück spielte. Es war ein wunderschöne Premiere und eine witzige Umsetzung des ersten Flms der Blues Brothers. Gerade die Naturbühne des Luisenburg-Theaters macht es möglich, rasante Verfolgungsszenen auf einer "Bühne" zu zeigen.



Nach über einer Stunde anstrengender Fahrt bei eher schlechtem Wetter brach nach meiner Ankunft die Sonne heraus. Glück für die Schauspieler, denn diese müssen bekanntlicherweise in diesem Freilichttheater auch bei Regenwetter spielen. Nur die Zuschauer sind unter Dach.

Auf dem folgenden Bild sieht man im Hintergrund die Tribüne. Unmittelbar davor ist die Sonne durchgebrochen. Die Fotos auf dieser Seite habe ich spontan  mit meinem neuen 7-Zoll Galaxy Tab (einer iPad-ähnlichen Tablet-Smartphone-Kombination, die ich als Navigerät und Handy dabei hatte) gemacht - ohne große Erwartungen, aber die Qualität ist überraschend gut und die Handhabung war optimal.


Viele Zuschauer kamen in schwarzem Blues-Brother-Kostüm - wie es sich für diese Kult-Geschichte gehört. Das Musical orientiert sich an dem Film, den man am besten vorher gesehen haben sollte. Weil er Kult ist, aber auch, weil man die szenischen Zitate besser versteht. Übrigens: die offizielle Vatikanzeitung „L'Osservatore Romano“ hat die Geschichte der Rhythm- & Blues-Band, die „Blues Brothers Im Namen des Herrn“ zugrundeliegt als „besonders wertvoll“ empfohlen.


Die Geschichte


Die kleinkriminellen Musiker Jake und Elwood beschließen, ihr Waisenhaus, in dem sie sich als Kinder geborgen gefühlt hatten, vor der Schließung zu bewahren. Da ihnen aber von Schwester Oberin verboten wird, das nötige Geld auf „krummen“ Wegen zu „beschaffen“, machen sie sich „im Namen des Herrn“ auf den Weg und versuchen, ihre legendäre Band „The Blues Brothers“ wieder zusammenzutrommeln, um dann 5000 Dollar zu verdienen. Doch das ist bei dem diplomatischen und organisatorischen Geschick der Brüder und ihrem fatalen Hang, sich unentwegt mit der Polizei anzulegen, schlichtweg unmöglich. Unmöglich? Gibt es nicht! Und das ist gut so, denn es war einfach eine wahnsinnige Musik, die die „Blues Brothers“ gemacht haben, die niemanden auf dem Sessel hält – und von der dieses Stück lebt!  Am Ende gab es zu Recht Standing Ovations bei der gestrigen Premiere.



A pro pos Ron Williams


Nur ein  Intendant wie Lerchenberg kann es wahrscheinlich schaffen, eine Persönlichkeit wie Ron Williams für eine Musicalaufführung zu gewinnen. Für Ron Williams war es sichtlich eine Paraderolle. Zum einen, weil er sein Multitalent ausspielen konnte - als Moderator, als Schauspieler und gelegentlich als Sänger. Aber auch weil er dafür bekannt ist, dass er stets gegen Rassismus und braunem Gedankengut gekämpft hat. Und da passt die Tatsache, dass in der Geschichte auch eine Gruppe amerikanischer Möchtegernnazis verarscht wird (schon im Film, wohlgemerkt!). Und schließlich konnte er seine Ray-Charles-Imitation, mit der er in 2010 erfolgreich auf Tournee ging, wunderbar in das Stück mit einbauen.

Mein Begleiter, Herr Gerhard Prokscha von extra radio Hof, hatte im Vorfeld ein Interview mit Ron Williams geführt. Sobald ich den von ihm versprochenen Link habe, werde ich das Video oder den podcast in dieses Tagebuch einstellen.

Für jüngeres Publikum ist Ron Williams nicht so bekannt, weshalb ich an dieser Stelle etwas über ihn erzählen möchte:

Nach seiner Ausbildung als Militärpolizist bei der US-Army kam Ron Williams in den sechziger Jahren als GI nach Stuttgart, wo er als erster Afro-Amerikaner als Radiosprecher beim amerikanischen Militärsender AFN anfing und als Zeitungsreporter für verschiedene amerikanische Zeitungen schrieb.

Es folgte eine Kariere als Sänger, Kabarettist, Schauspieler, Entertainer und Moderator. Er ist stolz darauf, dass er als erster Schwarzer im Kabarett auftrat: bei den Berliner Stachelschweinen und im Düsseldorfer Kommödchen.

Ron Williams ließ sich nie auf eine Sparte festlegen und entwickelte sich zum Multitalent. Die zahlreichen Medienauftritte wurden begleitet von seinem Engagement für Verständigung und Toleranz sowie gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Neben Auftritten als Sänger und Kabarettist übernahm Williams auch Schauspielrollen in Film und Fernsehen, beispielsweise in Kondom des Grauens (nach Ralf König), Die Bombe tickt, Die Bubi Scholz Story sowie in der Fernsehserie Salzburger Nockerln. Einem jüngeren Publikum wurde dann Williams vor allem als Moderator der ARD-Serie Spaß am Dienstag bekannt. Überdies lieh er in der deutschen Version des Films Nightmare Before Christmas seine Stimme dem Bösewicht Oogie Boogie (hier hört man auch seinen amerikanischen Akzent). In Arielle, die Meerjungfrau (Neu-Synchronisation, 1998) und Arielle, die Meerjungfrau 2 – Sehnsucht nach dem Meer sprach er Sebastian, die Krabbe.

Der Wikipediaartikel über ihn ist etwas spartanisch. Das Multitalent und seine Einstellung zeigt sich beeindruckend auf Unterseiten seiner Homepage im Bereich "Aktivitäten" Dort findet man Einzelheiten zu seinen Engagements im Bereich  Theater,  TV & Hörfunk (Mitwirkung in 800 Fernsehsendungen!),  Filme,  Synchronisation,  Discographie, Ron Williams & Band,  Galas,  Initiativen  und  sonstige Auftritte.

Bei Beginn seiner Karriere in den Achtzigern stand von Anfang an das gesellschaftspolitische und politische Engagement und nicht das Entertainment im Vordergrund, was mich und viele andere beeindruckt hat. Auf seiner Homepage fand ich folgende Zusammenstellung seiner Initiativen:

Schirmherr von:

  -  "Kinderkultukaravanen" 

  -  Stiftung "Leben ohne Rassismus" www.nrwgegendiskriminierung.de

  -  Netzwerk für Demokratie www.netzwerk.vhs-sonneberg.de

TV-Auftritte, u.a. zum Thema Rassismus und rechte Gewalt

10.09.98 Konzert gegen Rechts, Marktplatz Rinteln
30.07.00 "Sabine Christiansen", ARD
19.09.00 "Abendschau", SWR / ARD
27.09.00 GIGA-FS
02.10.00 "Brisant" ARD
07.11.00 "Abendjournal", ORB / ARD
25.11.00 Großdemonstration am Jakobsplatz München mit OB Christian Ude



29.11.00 "Fröhlicher Weinberg",  SWR / ARD
30.11.00 "17:30 Live" SAT.1
30.11.00 "Wir tun was", Staatskanzlei Rheinland-Pfalz
07.12.00 "Aktuelle Schaubude", NDR
08.12.00 "Tabaluga", KiKa / ZDF
12.12.00 "B.trifft", WDR / ARD
14.12.00 "Morgenmagazin", ZDF
21.12.00 Deutsche Bahn Azubis gegen Haß und Gewalt, Tränenpalast Berlin
23.01.01 "Heartbeat Live", NBC / Giga
30.12.00 Abschiedsgala für INFO-Box Berlin Versteigerung im Namen von Gesicht zeigen


Rock Gegen Rechte Gewalt
Tour mit Udo Lindenberg, Söhne Mannheims,  u.a.

Auftritte

04.02.01 Alter Schlachthof in Dresden
06.02.01 Hamburg, Sporthalle
08.02.01 Rostock, Stadthalle
10.02.01 Berlin, Velodrom

11.02.01 "Kultur-Café" SWR / ARD
03.02.01 "Bärbel Schäfer" - RTL
 

  16.02.01 "Fliege" 1000. Sendung - ARD
  15.03.01 "DAS" NDR / ARD
  10.03.01 Eberswalde Gegen Rechts – für ein tolerantes Eberswalde
  17.06.01 "München Bewegt Sich", München am Odeonsplatz,
               Auftritt mit Band für OB Christian Ude

  Christopher Street Day CSD für "Gesicht zeigen"
  23. und
  24.06.01 Berlin
  08.07.01 Köln
  21.07.01 Frankfurt

  Tour für Toleranz mit Band
  06.09.01 Ludwigshafen
  08.09.01 Düsseldorf HBF, Deutsche Bahn

 
"From Heart To Soul Tour", eine Aktion der Deutschen Bahn

  20.09. bis 24.10.2001 in Mainz, Stuttgart, Dortmund, Köln, Berlin, Leipzig, Hamburg, Hannover, München,
  Erfurt, Regensburg, Frankfurt und Düsseldorf

  02.10.01 "Tigerenten-Club" mit Sohn Julian, Gespräche mit einer Berliner Schulklasse über Fremdenfeindlichkeit, SWR / ARD
 

Solche Leute braucht es, davon kann es nicht genug geben. Wenn also der eine oder andere Leser, der bisher seine erbärmliche Existenz mit Komasaufen, Herunterladen von Klingeltönen und Angucken von Big-Brother-Folgen gefristet hat, neue Perspektiven für den Lebenssinn sucht, der kann sich hier mal Gedanken machen.