Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Mittwoch, 7. Juni 2017

Das zweite Buch der Dominschriften wird vorgestellt

Am Dienstag 13. Juni in der Ulrichskirche wird nun der zweite Band der Dominschriften vorgestellt:  "Die Inschriften des Regensburger Doms von 1051 bis 1700"

Die Inschriften des Regensburger Doms
von 1501 bis 1700;
Nachfolger von Teil 1, das die Zeit bis 1500 erfasst


Das wissenschaftlich ausgerichtete Buch ist eigentlich schon seit 2016 erhältlich. Da auch bei der Vorstellung des zweiten Bandes wieder viel Prominenz beteiligt ist, deren Terminpläne zu berücksichtigen waren, ist die Vorstellung erst jetzt möglich. Ich will hier auch nicht Werbung für die wissenschaftlich ausgerichteten Bücher machen, sondern über die Hintergründe berichten.

Über das erste Buch hatte ich 2008 berichtet. 

Sechs Jahre lang haben die  Kunsthistoriker Werner Mayer und Walburga Knorr die Inschriften in Dom und Domkreuzgang erforscht. Sie haben mühsam die alten, verwitterten Texte enträtselt und übersetzt, schließlich wissenschaftlich dokumentiert. Der Wälzer ist natürlich für die Fachwelt gedacht - aber durchaus nicht nur für die theologische Fachwelt.


Für die Regensburger Geschichtsforschung ist er z.B. deshalb interessant, weil er Informationen über die Geschichte des Regensburger Bürgertums enthält

"Inschriften" befinden sich nämlich hauptsächlich auf Grabplatten, daneben auch in den gotischen Fenstern oder auf Messgewändern und liturgischen Geräten. Hauptsächlich die Grabinschriften sagen etwas aus über die Stifter, z. B. ob sie aus Adelsfamilien kamen oder reiche Regensburger Kaufleute waren. Es konnte sich schließlich nicht jeder leisten, im Dom begraben zu werden.

Grabplatten in Kirchen?

Vielleicht ist Ihnen das schon mal aufgefallen: in Regensburger Kirchen, also auch dem Dom und im Domkreuzgang, findet man hunderte von Grabplatten - sowohl in die Wand eingelassen oder im Fußboden integriert, auch an Außenwänden (betrachten Sie doch mal das Peterskirchlein am Bahnhof etwas genauer).

Wie schwer die Texte zu enträtseln sind, die man in verschiedenen Sprachen und in altdeutschen Schriftarten und zudem abgewetzt vorfindet, habe ich über die Jahre hinweg mit verfolgt, weil mir der Autor Werner Mayer immer wieder mal Beispiele demonstrierte, z.B. bei der Besichtigung des Domkreuzgangs kurz vor dessen renovierungsbedingter Schließung.



Werner Mayer erklärt mir eine Inschrift im Regensburger Domkreuzgang
Besuch am Tag der offenen Tür, 2015

Dass die Böden der Domkreuzgänge fast ausschließlich mit steinernen Grabplatten gepflastert sind, hatte mich  schon sehr verwundert - da gehen die Gottesdiener, Klosterbrüder und Theologen zwangsweise über die unebenen, reliefartigen Grabplatten, das muss doch komisch sein, zudem unbequem. Aber das sei bewusst gewählt worden, erfuhr ich. So wurde man stets an den Tod erinnert. 


Der Mittelweg und somit Hauptdurchgang im Regensburger Domkreuzgang
Tag der offenen Tür 2015



Die Geschichte des zweiten Bandes


Anfang 2009 berichtete ich darüber, dass die Finanzierung des zweiten Bandes gesichert war und die beiden Kunsthistoriker Knorr und Mayer wieder den Auftrag erhielten. Die Forschungsarbeiten konnten beginnen. Das dauerte erneut einige Jahre. Der zweite Teil war dann 2016 verlagsfertig.


Die Autoren

Die Autoren, die enormes Spezialwissen erworben haben, arbeiten mittlerweile schon wieder an einem anderen, ähnlichen Forschungsprojekt.


Der Regensburger Kunsthistoriker Werner Mayer bietet seit einigen Jahren auch einen Service bei der Ahnenforschung an, hauptsächlich soweit sich dies auf den Bistumsbereich Regensburg bezieht. Hier kennt er sich im Umgang mit Kirchenbüchern und Dokumenten aus, ebenso bei der Enträtselung alter Schriften: http://ahnenforschung-bistum-regensburg.blogspot.de/


Er hatte mir auch geholfen, einen allgemeinen Artikel über Ahnenforschung in Regensburg zu erstellen: http://www.regensburger-tagebuch.de/2015/05/genealogie-familienforschung.html



Frühere Blogbeiträge zum Buch:

Die Inschriften der Stadt Regensburg II - Der Dom St. Peter, 12.11.2008 http://www.regensburger-tagebuch.de/2008/11/die-inschriften-der-stadt-regensburg-ii.html

Inschriften im Regensburger Dom - Startschuss für die Fortsetzung des Forschungsprojekts, 27.5.2009 http://www.regensburger-tagebuch.de/2009/05/inschriften-im-regensburger.html


Die beiden Bücher

Man findet sie am einfachsten auf amazon. Es sind allerdings Fachbücher, nicht etwas für die Allgemeinheit aufbereitete Lektüre.

Falls Sie doch interessiert sind: wundern Sie sich nicht über die Bandnummern in den Buchtiteln.  Da das von den Wissenschaftsakademien betriebene Projekt deutschlandweit Inschriften erforscht und schon ein Band über eine andere Kirche erschienen war, sind die zwei Bücher über den Regensburg Dom praktisch Band 2 und Band 3 der Inschriftenreihe. Man sollte deshalb besser von den beiden "Teilen" statt den Bänden sprechen.

  • Band 2 (also Teil 1 der Bücher über den Dom) war auf die Zeit von 1050 bis 1500 beschränkt
  • Band 3 (also Teil 2 der Bücher über den Dom) betrifft die Zeit von 1501 bis 1700.


Die offizielle Beschreibung der Bücher

Die Inschriften der Stadt Regensburg: II. Der Dom St. Peter (1. Teil bis 1500) (Münchener Reihe)

Der Band enthält die kommentierte Edition von 355 Inschriften aus dem Dom St. Peter, dem Domkreuzgang und dem ehemaligen Domfriedhof in Regensburg von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zum Jahr 1500. Wegen der großen Fülle des Materials wurde dieses Jahr als Grenze des Bearbeitungszeitraumes gewählt. Zum erfassten Bestand, der zu fast drei Viertel im Original erhalten ist, gehören auch die nur durch Abschriften, Abzeichnungen oder Photomaterial überlieferten Denkmäler.Den Schwerpunkt bilden die Inschriften auf Totengedächtnismalen, deren Bandbreite vom monumentalen und repräsentativen Grabmal bis zur einfachen Gedenkinschrift reicht. Sowohl Bischöfe, der hohe Klerus, Adel und Patriziat als auch zunehmend die wohlhabende Bürgerschaft wählten die Domkirche und den Domkreuzgang als Begräbnisstätte. Eine weitere große Gruppe bilden die Inschriften auf den hoch- und spätgotischen Glasfenstern. Hinzu kommen noch Baumeisterinschriften, Inschriften auf sakralen Geräten und Paramenten und Jahreszahlen, die den Baufortgang dokumentieren. Der Einleitungsteil bietet eine Zusammenfassung der Baugeschichte des hochgotischen Domes und einen Überblick über die Lage, das Schicksal der einzelnen Denkmäler und deren Gestaltung und künstlerische Ausführung. Ein eigenes Kapitel widmet sich der Regensburger Sepulkralskulptur vom 13. bis zum 15. Jahrhundert. Bedeutende Künstler und Steinmetze schufen hier Werke von überragender Qualität. Ausführlich wird auch die Entwicklung der Schriftformen und deren Sprachlichkeit dargestellt. Die große Zahl von Namen und Daten erweist sich als eine reichhaltige Quelle für die Personengeschichte der Stadt Regensburg.



Die Inschriften der Stadt Regensburg: III. Der Dom St. Peter (2. Teil 1501 bis 1700) (Münchener Reihe) Gebundene Ausgabe – 25. August 2016  von Walburga Knorr (Autor), Werner Mayer (Autor)

Der zweite Band der Inschriften des Regensburger Doms, des Domkreuzgangs, des Kapitelhauses, des Domfriedhofs und des Bischofshofs beginnt mit dem Jahr 1501 und endet um 1700. Die Nummerierung schließt an den ersten Band an und reicht von Katalognummer 356 bis 672.Der Band enthält die kommentierten Editionen von Bauinschriften und Inschriften auf Grabmälern, Epitaphien, Glasfenstern, Sakralgeräten, Paramenten und Deckenfresken. Zu dem erfassten Bestand der 223 im Original erhaltenen Inschriften wurden weitere 94 durch Abschriften, Abzeichnungen und Fotomaterial überlieferte Objekte im Katalog aufgenommen. Während der Bearbeitungszeit sind vierzehn Inschriftendenkmäler aufgefunden worden, die im Anhang ediert sind.Der Einleitungsteil bietet einen kurzen historischen Überblick über die Geschichte Regensburgs und des Bistums. Weitere Kapitel sind der nachmittelalterlichen Baugeschichte, der kunsthistorischen Entwicklung der Denkmäler und der Schriftformen gewidmet. Die Kurzbiographien des Personenkreises spiegeln den Weg von der bedeutenden mittelalterlichen Handelsmetropole hin zu einem der politischen Zentren Europas wieder.