Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Sonntag, 8. Juni 2014

Sammlung Moll

Artikel-Update: 8.6.2014

Ein deutscher Diplomat namens Bernard Paul Moll besaß im 18. Jahrhundert eine Sammlung historischer Stiche, Bilder und Landkarten, den "Katalog von Bernhard Paul Moll". Diese befindet sich in der "Mährischen Landesbibliothek", das wiederum diese Sammlung (und möglicherweise mehr) unter der domain "mapy.mzk.cz" online zur Verfügung stellt.

Die einzigartige Kartensammlung von Bernhard Paul Moll, erhielt die Bibliothek in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert. In zwei ihrer Teile – dem Atlas Austriacus und dem Atlas Germanicus befinden sich 10.000 Blätter: einfarbige und manuell kolorierte Stiche, Karten, Veduten, Plänen und Ansichten verschiedener Städte oder geografischer Lokalitäten. Die Sammlung wird durch ein handschriftliches Register ergänzt.

Jedes der Bilder, das viel Material zu Regensburg und Bayern enthält, ist bis in das kleinste Detail erforschbar (Zoom-Funktion wie bei google-maps und google-earth)


 


Zur Sammlung Moll
Die Bezeichnung "Sammlung Moll" hat sich als Name für den Atlas eingebürgert, den der deutsche Diplomat Bernhard Paul Moll. im 18. Jahrhundert angelegt hat. Die Sammlung umfasst - entsprechend der damaligen Auffassung eines Atlas - sowohl grafische Abbildungen von Städten und Landschaften als auch deren generalisierte schematische Darstellungen – Landkarten. Auf Bestellung des Sammlers wurde er mit einer Reihe von Zeichnungen von Bergwerken und antiken Denkmälern ergänzt.

Für das Werk, das Anfang des 19. Jahrhunderts Teil der Sammlungen des Franzensmuseums (später Mährisches Landesmuseum) wurde, äußerte ganze Jahrzehnte lang kaum jemand Interesse. Beachtung fand es erst Mitte des 20. Jahrhunderts, als der erste gedruckte Katalog ausgearbeitet war. Um die Jahrtausendwende wurde eine Rekatalogisierung durchgeführt, die das Werk in der elektronischen Datenbank zugänglich machte, und schlussendlich wurde es komplett digitalisiert.


Was mir gefällt, ist die Einstellung des tschechischen Museums Moll, das die Karten der Allgemeinheit präsentiert (und zwar in tschechisch, deutsch und englisch)

Hier herrscht in Deutschland noch nicht ganz die Einstellung, wie im Ausland. Ein Beispiel: nachfolgendes Bild stammt aus der Mollsammlung (http://mapy.mzk.cz/de/mollova-sbirka/vodstvo/)
Ein Bild von Schloss Kapfelberg bei Kelheim, zoombar bis in kleinste Details auf http://mapy.mzk.cz/de/mollova-sbirka/




Arx Kapfelberg = Das Schloss Kapffelberg
Autor: Wolf, Jeremias, 1663-1724 


Bei einer Recherche zu weiteren Bildern von Kapfelberg stieß ich auf folgendes Bild, das von der Staatsbibliothek Passau eingescannt wurde:
 



Dort kann man zwar nicht zoomen, aber eine höherere Auflösung anzeigen lassen. Diese enthält aber dann als Wasserzeichen die Schrift Staatliche Bibliothek Passau.

Man will also keine hochauflösende Version kostenlos zur Verfügung stellen. Verständlich, und vielleicht stehen auch staatliche Anweisungen dahinter. In anderen Ländern aber ist das längst unüblich. Dort werden hochauflösende Versionen gemeinfreier Bilder im Internet zur Verfügung gestellt - ohne Wasserzeichen oder Einschränkungen.

Seit Jahren rsammliche im Internet Scans von alten Bildern über Regensburg, und meistens werde ich auf ausländischen Bibliotheken fündig.




Auch über die Struktur der Web-Darstellung hat sich das Moll-Museum gute Gedanken gemacht:
Die Präsentation der Sammlung Moll auf einer eigenen Webseite wurde vor allem auf Grund ihres einzigartigen kompakten Charakters gewählt, der die von Bernhard Paul Moll selbst Mitte des 18. Jahrhunderts vorgeschlagene Anordnung verhältnismäßig treu widerspiegelt und die Sammlertätigkeit zu dieser Zeit anschaulich dokumentiert.

Im gewöhnlichen Onlinekatalog der Bibliothek würde diese Struktur völlig untergehen.

Dank der vollständigen Digitalisierung der Sammlung, einschließlich der handschriftlichen Kataloge, wird in Zukunft eine Verknüpfung zwischen den ursprünglichen Aufzeichnungen Molls und den Karten mit den einzelnen Werken möglich sein.
Und das erklärte Ziel der Webseite ist:
Ziel dieser Webseite ist es nicht nur Dienste für den engen Kreis von Experten anzubieten, sondern auch Laien anzusprechen, die sich für die Kartografie der vergangenen Jahrhunderte interessieren. Speziell für diese Besucher bietet die Webseite eine virtuelle Ausstellung der Karten und Veduten, ergänzt mit kurzen Texten.

Auch technisch weniger versierte Benutzer können hier einfache kartografische Anwendungen ausprobieren. So können sie zum Beispiel mit Hilfe eines einfachen Programms, versuchen, eine alte Karte auf ein zeitgenössisches kartografisches Werk zu legen, und die Veränderungen während der letzten Jahrhunderte in dem angezeigten Gebiet zu vergleichen.
Die Sammlung ist in geographisch unterteilt. Der für uns Regensburger interessante Teil der "Moll-Sammlung" sind Bilder und Karten, die dem bayerischen Gebiet zugeordnet wurden. Diese findet man auf der Unterseite: http://mapy.mzk.cz/mollova-sbirka/bavorsky-kraj/


Atlas Germanicus, Bereich Bayern (Bavorsky kraj)
http://mapy.mzk.cz/mollova-sbirka/bavorsky-kraj/

Google-Übersetzung: "Abschnitt widmet sich dem bayerischen Raum enthält auch die Gesamtzahl Karten und Spezialkarten von diesen Bereichen - vor allem die bayerischen Herzöge und wichtigen geistlichen Fürsten, vor allem die Salzburger Erzbischof und Bischöfe von Passau und Regensburg. Die Datei enthält auch eine kleinere Anzahl von Zeichnungen von Karten"

Viele der Grafiken und Karten kannte ich bereits, aber zu meiner Überraschung waren etliche komplett neue (sonst nirgends im internet  veröffentlichte) historische Bilder von und zu Regensburg enthalten. Ferner sind einige der mir schon bekannten Bilder in einer viel höheren Auflösung vorhanden, was mich begeisterte. Schauen Sie rein, Sie werden überrascht sein.

Nachtrag: ich habe jetzt eine deutsche Version auf den Seiten des Museums gefunden: http://www.mzk.cz/de. Diese enthält allerdings keinen Link zu oben genannter Subdomain (mapy.mzk.cz) sondern bietet zwei andere Datenbankprojekte für die Suche an. Bis jetzt ist die hier besprochene Webpräsenz ein Geheimtipp.

2. Nachtrag (Juli 2012):

Seit juli 2012 steht die Webseite auch in Deutsch und Englisch zur Verfügung.
Die richtige Anlaufadresse: http://mapy.mzk.cz/de/

Screenshots:





In obiges Bild kann man zoomen. Nachfolgend ein paar Details. Wo sich der Betrachter gerade befindet, kann man in der Ecke links oben erkennen.

Hier zum Beispiel Stadtamhof (damals Statt am Hof genannt):







Die Sammlung enthält diverse alte Karten, nicht nur von Merian, auch von Ortelius u.a.
























 
Atlas Germanicus
Atlas Austriacus