Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Samstag, 30. Januar 2016

Rätsel um Bilder von Lina Ammer



Holzschnitt von Lina Ammer, Ort unbekannt
Holzschnitt von Lina Ammer, Ort unbekannt

Ich möchte hier eine verstorbene Künstlerin vorstellen und gleichzeitig die Leser bitten, bei der Lokalisierung zweier ihrer Bilder zu helfen.

Lina Ammer (1873-1935) war eine Künstlerin aus Straubing, die im Raum Regensburg wirkte. Sie war Schülerin von Lina Kempter aus München und beschäftigte sich mit Drucktechniken, insbesondere dem Holzschnitt. Nach ihrer Ausbildung in München machte sie in Regensburg offenbar eine Malschule auf.

Man weiß von ihren Arbeiten, dass sie Motive aus der Region bevorzugte und dabei sehr genau tatsächlich vorhandene Gebäude und Landschaften abbildete (Eichstätt, Regensburg etc.)

Lina Ammer, Dominikanerkirche St. Blasius,
rechts die Säulen des Präsidial-Palais (Haus der Musik)


Anlass war eine email-Anfrage eines Kunstliebhabers, die mich vor zwei Wochen erreichte, und eine daran anschließende Korrespondenz

Sehr geehrter Herr Burkes, als privater Sammler und Kunstliebhaber versuche ich derzeit gemeinsam mit Kollegen das Motiv auf dem beiliegenden Farbholzschnitt von Lina Ammer zu identifizieren. Ammer lebte von 1871 bis 1935 und arbeitete als Künstlerin und Mallehrerin überwiegend im Raum Regensburg. Wir wissen von anderen Arbeiten, dass sie Motive aus der Region bevorzugte und dabei sehr genau tatsächlich vorhandene Gebäude und Landschaften abbildete (Eichstätt/Altmühl, Regensburg/Musikhalle etc.)
Leider hat sie niemals ihre Bilder mit Titeln versehen.
Nun ist mir auf historischen Aufnahmen in Ihrem Blog-Eintrag http://www.regensburger-tagebuch.de/2011/02/der-regensburger-kalvarienberg-teil-2.html sowie auch auf anderen alten Stichen, die man im Internet sehen und kann, aufgefallen, dass es auf dem Regensburger Calvarienberg gleich eine ganze Reihe von Marterl gegeben haben muss, die dem auf dem Ammer-Bild vom Stil her absolut ähnlich sehen.
Halten Sie es für möglich, dass das Blatt ein Motiv vom Calvarienbild zeigt? Ist Ihnen ein solches Marterl (unter Bäumen, links vor/neben einer Kapelle?) bei ihren Spaziergängen einmal begegnet? Wir gehen davon aus, dass das Ammer-Bild die Situation etwa zwischen Jahrhundertwende 19./20. Jhd. und den 1930er Jahren wiedergibt.  Für jede Auskunft bin ich Ihnen überaus dankbar und verbleibe mit besten Grüßen

Der in der email  erwähnte Kollege ist ein Holländischer Sammler namens Gerbrand Caspers, der einen interessanten Blog über Kunst mit Schwerpunkt Linoldruck und Holzdruck führt:
The Linosaurus
http://gerrie-thefriendlyghost.blogspot.de


Dort war die Künstlerin schon vorher vorgestellt worden und einige Bilder von ihr gezeigt worden, und zwar im Rahmen eines Artikels über Lina Kempter, bei der wiederum Lina Ammer studierte: (The Linosaurus: Two printmakers and a Munich teacher.)


Eines der Bilder konnte aufgrund des Blogartikels von Lesern lokalisiert werden, es handelte sich um eine Stadtansicht von Eichstätt.




 Ein anderes Bild wurde von jemand als Bild der Regensburger Kirche St. Blasius (Dominikanerkirche beim Bismarckplatz) identifiziert.

Dominikanerkirche St. Blasius, rechts die Säulen des Palais am
Bismarckplatz, das heute als Haus der Musik bekannt ist. Zwei Versionen desselben Stichs

Aber ein Bild blieb rätselhaft: darauf wird eine Frau vor einem Marterl gezeigt, und das war der Gegenstand der Anfrage. Ich selbst konnte die Frage nur dahingehend beantworten, dass es sich nicht um den Kreuzweg zum Dreifaltigkeitsberg handelt, weil die dortigen Stationen viel kleiner sind.




Aber es gibt Dutzende von Marterl im Raum Regensburg (ich fand im Internet ein Ortsverzeichnis der Marterl vom Arbeitskreis für Flur- und Kleindenkmalforschung in der Oberpfalz
 in Regensburg aus dem Jahre 2002; dort sind aber keine Bilder). Daher habe ich die Anfrage an Freunde weitergeleitet, die sich ebenfalls für Regensburger Geschichte interessieren. Bisher habe ich nichts mehr von dem Bild gehört.

Es gab dann noch eine zweite Anfrage bezüglich eines weiteren Bildes, das ebenfalls noch nicht lokalisiert werden konnte:



Ich wollte dann noch ein bisschen über Lina Ammer schreiben und recherchieren, fand aber nichts. Alle Informationen, die ich hier abdrucke, stammen aus dem oben genannten Blog:

Lina Ammer returned to Regensburg and had a career as painter, is well known for her fine woodblock prints and like her Munich teacher started her own painting school in Regensburg. One of her prints recently was identified by faithful reader Wolfgang as showing the "Haus der Musik" and backside of the "Dominikaner-kirche St.Blasius" in Regensburg. ...

Working on more unknown or forgotten locations shown on prints we ask the help of readers to identify two more prints by Lina Ammer. There is this typical for the South of Germany small road-side shrine. Called in German a "Bildstock" or "Marterl". This type is also commonly seen in Austria. Perhaps an impossible task to find where Lina Ammer saw it.

Im "Bauer" jedenfalls fand ich nichts, und im Internet auch nicht. Vielleicht hat ja ein Leser Tipps zu diesem Thema?



Update 16.4.2016

Eine andere Leserin sandte mir dieses Fotos eine Aquarells von Lina Ammer: