Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Donnerstag, 4. Oktober 2018

Ausstellungseröffnung Eichhofen - Wanderung durch das Haus Europa

Im Rahmen der landkreisweiten Veranstaltungsreihe „Kultur.Erbe“ fand am Mittwoch, den 03. Oktober um 15 Uhr die Eröffnung der Ausstellung „Wanderung durch das Haus Europa“ statt.

Die Ausstellung zeigt Werke aus dem Projekt „Gemeinsames Haus Europa“, das die Künstlerin Renate Christin und ihre europäischen Freundinnen und Freunde vor über 25 Jahren in Eichhofen ins Leben gerufen haben. 

Christin und die teilnehmenden Künstler der Gruppe „SaFiR“ nähern sich dem Thema Europa mit unterschiedlichen Sichtweisen und Techniken. 

Die Feierleichkeiten fanden im rappelvollen ersten Obergeschoß der ehemaligen Kunstmühle statt, die Exponate sind sowohl auf 1. und 2. OG der Mühle verteilt, als auch in der Schlossbrauereigaststätte und in der gegenüberliegenden Eingangshalle des Schlosses zu sehen.

Thema ist "Europa", und mit diesem Thema haben sich sowohl die ausstellende Künstlerin Renate Christin als auch die von ihr mitgegründete Gruppe SaFiR (Salzburg-Firenze-Regensburg) seit über 20  Jahren intensiv beschäftigt.
 
Dr. Doris Gerstl, Leiterin der Museen in Regensburg, bei der Eröffnung von "Wanderung durch das Haus Europa"






 Springen wir zurück, auf eine halbe Stunde vor der Eröffnung:

Die ehemalige Mühle, seit 1990 Veranstaltungsort für Kunst unter dem Namen "Mühlenkunst"

Das 1.OG der ehemaligen Mühle, hier finden später die Eröffnungsreden statt


2. OG der ehemaligen Kunstmühle in Eichhofen



Durch die Fenster sieht man rüber zur Felsen und Burgruine Loch



Langsam füllen sich die zwei Räume..






Die Eröffnungsfeierlichkeiten werden "angeblasen". Darf man das so sagen?

Edgar Feichtner (Wikipedia)


Daniela Schönharting

Michel-Andreas Schönharting, Betreiber der Schlossbrauerei

Prof. Dr. Markus Bresinsky

Dr. Doris Gerstl, Leiterin der Museen der Stadt Regensburg


Renate Christin



Nach der letzten Ansprache ertönt vom Eingang her bayrische Musik von der Gruppe DrahDeWadl.

Gruppe DrahDeWadl


Die Besuchermenge verteilt sich. Zeit zum Bilderbetrachten oder Gespräche führen. Und zwar auf zwei Ebenen: in diesem Geschoß (dem 1. OG) gibt es Werke von Renate Christin, im 2. OG findet man Werke der anderen Künstler der Gruppe SaFiR.










Renate Christin (rechts)


Renate Christin ist mit ihren Ausstellungen, Symposien und Kursen in ganz Europa herumgekommen. Die Themen Europa oder internationale Zusammenarbeit begleiten die Künstlerin, die im Labertal zu Hause ist, ihr ganzes Schaffen hindurch.

Sie ist keine regionale, sondern war von Anfang eine international agierende Künstlerin. Ein Blick in ihre Vita auf ihrer Homepage, oder (noch besser aufbereitet) auf die Profilseite im artspace Erdel, zeigt folgenden Ausschnitt:
Engagement
  • 1987-2013 Künstlerische Leiterin des „Internationalen Kunstforums“ im Schloss Eichhofen
  • 1993 Gründungsinitiative zur Künstlerinnengruppe “GReK”
  • 1996 Gründungsmitglied der internationalen Künstlergruppe "SaFiR"
  • seit 1998 Gastdozentin an der United Nations of the Arts U.N.A., Libera accademia d´arte à Trieste
  • 1998 - 2009 Fachbeirätin für bk und ak, GEDOK Gruppe FRANKEN
  • 2002 - 2008 Vorstandsvorsitzende der „Internationalen Gesellschaft für Bildende Künste“)
  • 2002 - 2008 Vorstandsmitglied der Bundes-GEDOK
  • 2006 - 2008 Stellvertretende Vorsitzende der Bundes-GEDOK
  • 2003 - 2007 Vorstandsmitglied in der ECA (europe council of artists)
  • 2010 - 2015 1. Vorsitzende im KunstvereinGRAZ, Regensburg

 Schon die Ausbildung war überregional
Ausbildung
  • 1976 - 1980 Internationale Sommerakademie der Bildenden Kunst Salzburg, Millstatt, Universität Haifa
  • 1980 Meisterschülerin bei Prof. A. Bitran
  • 1989 Aufenthalt im Virginia Center for the Creative Arts, USA, 
  • Stipendium der Stadt Regensburg
Und die in obiger Quelle aufgelisteten Projekte runden das Bild ab:


Kunstprojekte
  • seit 1989 „Zeitvermerke“
  • seit 1994 „Fremde-Freunde“
  • seit 1996 „Straßen in Europa“
  • seit 1997 „Gemeinsames Haus Europa“ unter der Schirmherrschaft von Frau Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Staatsm. a.D.,
  • 1998 „Halle in Erwartung“ (Unterbau Walhalla, mit Gruppe GReK)
  • seit 1999 „Lebens-Fluss Donau“



.
Gehen wir in den ersten Stock, um die übrigen Künstler und Werke von SaFiR zu sehen

Treppe zum OG der Kunstmühle

Im 1. OG hört man eine gute Stunde lang französische Chanson-Musik. Dort gibt es auch ein Cafe mit Leckereien.


Trio Trikolore





Im 2. OG findet man Werke der übrigen Künstler der Gruppe SaFiR

Künstler der Gruppe SaFIR:
  • GIAN PIERO MANCA
  • PIERANTOZZI PIERGIOVANNI
  • GIANFRANCO SACCETTI
  • PATRIZIA BIGARELLA
  • RAFFAELLA BUSDON
  • CINZIA CIANCOVICH
  • NORMANNO LOCCI
  • JOHANN JASCHA
  • GLORIA ZOITL
 
Die Künstlergruppe SaFiR (Name abgeleitet aus Salzburg, Firenze, Regensburg) wurde offenbar 1996 gegründet; Renate Christin ist Gründungsmitglied der Gruppe. Im Kulturportal der Stadt Salzburg fand ich folgenden Text:

KünstlerInnengruppe SAFIR

Die von der Salzburger Malerin Gloria Zoitl organisierte Künstlergruppe SAFIR (Salzburg/Firenze/Regensburg) veranstaltet seit vielen Jahren unter dem Titel ESTATE Symposien und Ausstellungen in Salzburg. Kunstschaffende aus Österreich, Italien, Deutschland und anderen Ländern treffen sich regelmäßig in Salzburg, um Projekte und Präsentationen zu erarbeiten. Das Netzwerk internationaler KünstlerInnen unterstützt Austauschprojekte in verschiedenen Ländern Europas.

Das Projekt der Gruppe heißt "Gemeinsames Haus Europa" und die gezeigten Werke sind Ergebnisse dieses Projekts.

Zur Entstehungsgeschichte der Zusammenarbeit fand ich auf der Homepage von "Mühlenkunst" folgende Erklärung:

Ein Symposium mit den beiden rumänischen Künstlern Gina Hora und Sorin Vreme im Mühlengebäude des Schlosses Eichhofen wurde für Renate Christin zum Ausgangspunkt für das Projekt GEMEINSAMES HAUS EUROPA. Um ihre Freundschaft zu demonstrieren, haben die Künstler/innen seinerzeit ein dreiteiliges Gemeinschaftsbild gemalt. Dabei ist – so ganz zufällig, ein Strichhäuschen entstanden, eines mit Kreuz in der Mitte, um das herum die Außenmauern des Häuschens laufen. Gerade so, wie man das als Kind, oder aber auch als erwachsener Mensch so in Gedanken, mit dem Stift auf irgendeinem Stück Papier oder an den Zeitungsrand kritzelt. Man stoppt dabei den einmal angefangenen Strich erst nach „Fertigstellung“ des gesamten Häuschens. Das war 1991. Seitdem hat Renate Christin dieses Häuschen nicht mehr losgelassen und ist für sie ein Symbol für Hoffnung auf ein grenzenloses Europa geworden.

Gerade in letzter Zeit muss man einigen Optimismus mitbringen, um den Glauben an ein GEMEINSAMES HAUS EUROPA nicht zu verlieren. Der Untertitel mit der Frage „Wunschtraum oder Realität?“, der bereits zu Beginn des Projekts die Sorge um Europa umschrieb, wird wohl durch die Zeit beantwortet werden.

Quelle:
http://mühlenkunst.de/index.php/kunst.html


Gegenüber, im Schlossgebäude, wurde die Eingangshalle als weiterer Ausstellungsort zur Verfügung gestellt.

Hier gibt es u.a. Bilder und ein Video zum Projekt "die vergessenen Frauen von Tuzla"

Schloss Eichhofen (Wikipedia)





Inzwischen hole ich Yorki aus dem Auto und zeige ihm die Ausstellung. Ich erkläre ihm anhand der Werke die Idee von Europa und hoffe, dass er auf diese Weise zum Europahund wird.

Regensburger Tagebuchschreiber und Europahund

Zu sehen ist auch wieder mal die Skulptur von Renate Christin, entstanden aus einem längerfristigen Projekt, das Projekt "Europa-Straßen".






Die Hintergründe zu dem Projekt schildet sie auf ihrer Webseite (http://www.renatechristin.de/proEuropa.htm),

ich ´sichere´ spuren auf strassen, bzw. plätzen, die durch wichtige funktionen bedeutung erlangt haben. das können sowohl alte handelswege oder ereignisreiche historische plätze sein, als auch wichtige verkehrsknotenpunkte der gegenwart.
dazu verarbeite ich die in quadrate geschnittenen unterlagen mit den spuren der passanten, und verarbeite sie zu sog. ´steinen´. die strasse, die ich damit ´pflastern´ kann, wird sich im laufe der zeit netzartig quer durch ganz europa ziehen.

aufzeigen will ich jedoch den zeitpunkt meiner gegenwart, durch das sichern der spuren während der aktion. diese verdanken ihre entstehung den individuen, die in diesem moment den jeweiligen platz beleben und prägen, wenn auch nur vorüber-gehend. sie hinterlassen ihre spuren auf der von mir vorbereiteten unterlage, bleiben aber darüber hinaus anonym.

bisher durchgeführte aktionen:
salzburg, hohe tauern / österreich
triest, florenz, rom, sardinien / italien
snina / slowakien
paris / frankreich
odessa / ukraine
(Fortsetzung auf: http://www.renatechristin.de/proEuropa.htm)

Übrigens: die hier verwendete Formulierung der "Spurensicherung" ist in der Kunst eine bekannte und international verbreitete Methode, mit der sich auch mein Sohn während seines Studiums intensiv befasst hat. Sie hat nichts mit der kriminalistischen Spurensicherung zu tun. Wikipedia hat hierzu eine eigene Seite, die aber nicht unbedingt das gegenwärtige Verständnis von Spurensicherungskünstlern widerspiegeln muss:  https://de.wikipedia.org/wiki/Spurensicherung_(Kunst)


Mühlenkunst oder Kunstmühle? 

Nun etwas zum Gebäude, einem ehemaligen Getreidespeicher bzw. einer ehemaligen Mühle. Sie liegt rechts neben der Schlossbrauerei und der Gaststätte in Eichhofen. Sie ist seit 1990 Ort für Ausstellungen aber auch Kunst-Kursen unter dem Namen "Mühlenkunst".





Auf der Homepage dieses Veranstaltungsorts, www.muehlenkunst.de, heißt es:

Vom Frühjahr bis zum Herbst wird die alte Kunstmühle in Eichhofen zum Treffpunkt unterschiedlichster Künstler. Wir drehen das Wort Kunstmühle um zur Mühlenkunst und schaffen in der Umkehr einen Ort, an dem Menschen sich begegnen, Strömungen in der Kunst aufeinandertreffen - Wirbel entstehen, um Neues an altbekanntem Ort zu erschaffen.
Das verwirrt mich. Also sehe ich bei Wikipedia nach und lese erstaunt, dass der Begriff "Kunstmühle" nichts mit Kunst zu tun hat:
 Als Kunstmühle wurden ab dem 19. Jahrhundert Mühlen bezeichnet, die einen (für die damalige Zeit) besonders hohen technischen Standard aufwiesen. Der Wortbestandteil „Kunst“ bezieht sich dabei nicht auf Kunst im Sinne des Schaffens eines Kunstwerks, sondern auf die Ingenieurskunst, also die Technik. 
Ergebnis: der Veranstaltungsort, ein ehemaliger Getreidespeicher bzw. eine ehemalige Kunstmühle, wurde "Mühlenkunst" getauft und der (bildenden) Kunst gewidmet.

Mehr zur Geschichte des Gebäudes: http://www.mühlenkunst.de/index.php/muehlengeschichte.html


Man kann um das Gebäude herum gehen und kommt in einen malerisches Tal, durch das die schwarze Laaber fließt; über eine kleine Fußgängerbrücke geht es rüber nach "Loch" mit seiner bekannten Burgturmruine. Die Häuser gegenüber dem Fluss sind also kein Ortsteil von Eichhofen, sondern ein eigener Ort.



Die Rückseite der Kunstmühle

Der verwilderte Weg liegt auf einer Insel zwischen zwei Zweigen der Laaber




Wohl aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt die Burg Loch, eine Höhlenburg mit Resten der Außenmauern und einem Bergfried, der einen Erker trägt


 Die Vernissage wird noch lange andauern. Nach der Musik von Trio Trikolore wollte Renate Christin noch eine Führung bieten. Ich konnte allerdings nicht so lange warten, denn ich musste zurück nach Regensburg.