Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Hauzenstein und die gräfliche Familie Walderdorff

Hauzenstein ist ein kleines, idyllisches Dorf zwischen Regenstauf und Kürn. Obwohl ich als Ex-Regenstaufer schon unzählige Male den Namen gehört habe, war ich nie dort. Erst vor ein paar Wochen entdeckte ich es, eher zufällig, als ich nach einer Samstag-Vorlesung bei dem Eckert-Fernlehrinstitut meinen Hund abholte und einen Ausflug in die Wälder hinter den Eckert-Schulen machte.

Ich war in den folgenden Tagen überrascht, wieviele meiner Kollegen das Dorf kennen, das faktisch in Privatbesitz steht - nämlich im Besitz des Adelsgeschlechts der Walderdorffs.  Auch meine Mutter erklärte, sie sei in ihrer Kindheit oft in der Gegend gewesen. Der Vater ihrer Schulfreundin hätte für den Grafen gearbeitet - eine Formulierung, die ich noch oft gehört habe.

Kern des Dorfes ist das Schloss Hauzenstein. Das Schloss ist ein denkmalgeschütztes Gebäude, es gibt einen Wikipedia-Eintrag dazu (https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Hauzenstein)

Um das Schloss herum gibt es ein paar Häuser. Ein Großteil des Grundstückskomplexes gehört der gräflichen Familie. Der Rest gehört einer Privatperson, deren Familienzweig vor langer Zeit die Grundstücke geerbt hat.

Eine Burg Hauzenstein wird erstmals 1372 erwähnt. Die Burg war vermutlich die jüngste Burg im Landkreis Regensburg. Besitzer war damals ein Hermann Hauzendorfer. Später Besitzer waren Paulsdorf ab 1592 die Familie Freidl und Brentano von Brentheim.

Die heutige Anlage wurde Ende des 17. Jh. von der Familie Freidl aus Steinen der alten im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Burganlage erbaut. Seit 1830 ist es im Privatbesitz der Familie Walderdorff.

Einer der Familienmitglieder bewohnt derzeit das Schloss in Kürn, zwei andere wohnen im Schloss in Hauzenstein bzw. in einem Dorf in der Nähe. Zum Besitz gehören viele andere Felder und Gründstücke in der Gegend.

Eine Anwohnerin hat mich aufgrund des Artikels angeschrieben. Sie erzählte, wie sehr sie die Idylle dort genießt und wie sie Angst darum hat. Unter anderem schreibt sie:

"Vor allem Mountainbiker und insbesondere Motorcross-Fahrer sind ein sehr großes Ärgernis. Diese rücksichtslosen Zeitgenoss/innen brettern buchstäblich über Stock und Stein ohne jegliches Interesse daran, ob sie auf ihren nicht als Wege markierten Fahrstrecken das Wild aufscheuchen und die Natur ZERSTÖREN! Da frage ich mich schon oft, ob diese Leute eigentlich einen Sinn für die Natur haben oder nur ihrer gedankenlosen Zerstörungswut freien Lauf lassen ... Denn wer wirklich ein Auge und eine Liebe zur Natur hat, der zerstört sie nicht in fehlgeleitetem "sportlichem" Ehrgeiz ..."


Das Schloss

Zum Gebäude heißt es in Wikipedia:

Die Anlage besitzt einen markanten Glockenturm mit Zwiebeldach und einen dreigeschossigen Walmdachbau und Putzgliederungen als Hauptbau. Rückwärtig befinden sich ein zweigeschossiger Flügel mit Satteldach und ein zweigeschossiger Mansarddachbau mit Zwerchhaus aus dem 17./18. Jahrhundert. In der Säulenhalle im Erdgeschoss befindet sich die Schlosskapelle von um 1835. Die Kapelle war vermutlich ursprünglich ein Pferdestall. Die Kapelle ist ein quadratischer viergeschossiger Turm mit Uhr, Pyramidendach und zwiebelbekrönter Haube. Die Torpfosten mit sitzenden Löwen und der Gusseisenzaun stammen von um 1870. Das ehemalige Verwalterhaus (Schloßstraße 3) ist ein zweigeschossiger, gruppierter Massivbau mit Schopfwalmdächern und Putzgliederung und trägt das Baujahr 1902. Im Süden der Anlage gibt es einen Barockgarten. Vereinzelte Reste der alten mittelalterlichen Burg sieht man nahe dem Schloss im Wald.


Hugo Graf von Walderdorff - der Regensburger Chronist

Einer der Vorfahren der gräflichen Familie war eine bedeutsame Persönlichkeit für Regensburg: Hugo Graf von Walderdorff, der von 1828 bis 1918 lebte. Er wirkte als Geschichtsforscher und als Vorsitzender des "Historischen Vereins". Von ihm stammt auch das bekannte Werk "Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart" aus 1896, eine wichtige Quelle für die Geschichtsforscher (Digitalisate gibt es auf google-books oder z.B. hier)

Einen schönen Aufsatz über Hugo Graf von Walderdorff gibt es auf dieser Seite der Uni Regensburg: http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/phil_Fak_III/Geschichte/Alte_G/roemer/kapitel4/k4_po8.htm

Über das überregional wirkende Adelsgeschlecht der Walderdorf gibt es einen Eintrag in Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Walderdorff_(Adelsgeschlecht)) ; der Abschnitt über die in Hauzenstein übergesiedelten Familienmitglieder ist etwas verwirrend formuliert - ich versuche gelegentlich in einem eigenen Blog-Artikel  eine bessere Darstellung.


Hauzenstein in alten Karten:

Hauzenstein taucht schon in sehr alten Karten auf:
Appian, 1566, Bayerische Landtafeln, Tafel Nr. 8




Hauzenstein und die Walderdorffs

Hauzenstein existierte schon lange, als  einer der Grafen aus dem Adelsgeschlecht der Walderdorffs in unsere Region kam.

Hugo Graf von Walderdorff kam 1828 in Frankfurt am Main zur Welt. Seine Mutter aber stammt aus unserer Region, von Schloß Regendorf (bei Zeitlarn). Im Jahre 1830 siedelte die Familie nach Schloß Hauzenstein.

Sein Gymnasium machte er im "Alten Gymnasium" in Regensburg, 1846 sutdierte er Philosophie in München, ab 1847 Rechtswissenschaften in Wien. Revolutionsbedingt ging er nach Bonn und war dann bis 1856 beim Militär. Im Januar 1856 heiratete er und zog mit seiner Frau wieder nach Hauzenstein. (Quelle)







Fotostrecke

Von Regenstauf her kommend sieht man im Tal das Schloss, davor ein zum Gut gehörender Gutsbetrieb. Normalerweise fährt man an dem Dorf vorbei; als Durchfahrt ist das Dorf ziemlich ungeeignet, da der (eigentlich private) östliche Weg nach Kürn in eine Schotterstraße übergeht (dadurch begründet, dass vor vielen Jahren sowohl der Graf als auch die Gemeinde sich weigerten, die Straße zu unterhalten).




Das idyllische Tal vor Hauzenstein





Schloss Hauzenstein
Am Ortsanfang beginnt  ein idyllischer Wanderweg an einem Bach entlang in die Wälder.