Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Dienstag, 27. Juli 2021

In Gedenken an Yorki



Wutzl (alias Yorki), 2007 - 15.07.2021


Mein Hund Yorki, das Maskottchen des Blogs,  ist vor zwei Wochen von uns gegangen. Er weilt jetzt im Hundekatzen-Himmel und spielt dort vergnügt mit Kater Giorgio und Kater Fritzi. Dort lahmt er nicht mehr, und dort kann auch wieder sehen, so dass er wie in früheren Jahren herumtollt. Das freut mich für ihn.

Er hieß mit richtigem Namen "Wutzl", aber im Blog nannte ich ihn "Yorki". Nur das TVA-Team hatte im Jahre 2016 den Realnamen aufgedeckt, ich bin aber in Blogartikeln bei "Yorki" geblieben.

Dieser Yorkshire-Terrier war daran schuld, dass es diesen Blog als eigenes Webprojekt gibt. Ab Mai 2007 bereicherte er mein Leben und zwang mich täglich zum Spazierengehen. Ich lernte die Stadt von ganz anderen Seiten kennen, und begann wieder zu fotografieren. Und auch bei den vielen Kunst-Events, die ich besuchte, war er mit dabei.

Es entstand das Bedürfnis, die vielen Fotos zu zeigen und darüber zu berichten. Die ersten Artikel platzierte ich auf einer Unterseite auf meiner Homepage, wo es aber mehr um Recht und Steuern geht. Bald beschloss ich, einen eigenen Blog über Regensburg zu erstellen: das Regensburger Tagebuch. Wutzl alias Yorki war bei meinen Streifzügen meistens dabei. Er war gewissermaßen das Maskottchen des Blogs.

Dass er von uns gehen wird, hat sich seit  Monaten abgezeichnet. Vor zwei Wochen musste ich ihn dann nach einem schweren Schlaganfall ein letztes Mal zum Tierarzt bringen. 

Begleitet hat er mich schon seit seit Ende 2019 nicht mehr auf meinen Ausflügen. Mehrere Beinoperationen machten Stadt-Spaziergänge in den letzten zwei Jahren immer schwieriger, und am Ende kam dann der graue Star und andere Beschwerden dazu. Die meiste Zeit schlief er. Nachts musste ich mehrmals raus, um mich um ihn zu kümmern. Die Trauer mischt sich mit der Erleichterung darüber, dass er jetzt erlöst ist.

Hier ist eine Dia-Show mit ausgewählten Bildern, die ich auf youtube hochgeladen habe (Falls das hier eingebettete Video verschwunden ist, hier ist das Video auf youtube:


 https://youtu.be/5VlHAc3iF9c



Und hier ist die  Lebensgeschichte von Wutzl in Wort und Bild:


Die Ankunft

Als er Mitte Mai im Jahre 2007, kurz vor meinem Geburtstag, in unser Haus kam, verzauberte er mit seiner quirligen Art alle Leute. Das erste Jahr als Welpe raste er in Wohnung oder Garten wie ein Derwisch hin und her. Oft schleppte er dabei sein Lieblingsspielzug mit sich herum, obwohl das größer war als er: ein Tigerkrallen-Hausschuh. Auf dem schlief er auch gerne, klein zusammen gerollt. Überhaupt mochte er es, erhöht zu schlafen.





Auch schloß er Freundschaft mit dem großen Stoffhund, dessen Herkunft ich nicht mehr weiß. Jedenfalls legte er sich zum Schlafen quer drüber. Oft verbiss er sich erst in den Kopf des Stofftiers und schlief dann so ein. Eine Prozedur, die sich niemand von uns erklären konnte.



Auch bei anderen Stofftieren gehörte der Biss zum Schlaf-Procedere


Sein bunter Papagei zählte zu seinen Lieblingstieren


Aber er konnte schon auch alleine schlafen

Die erste Katzenfreundschaft

Die ersten paar Monate hatten wir eine Nachbarkatze namens Pünktchen, die unten im Erdgeschoß wohnte. Wir guckten nur noch groß und klein, als wir sahen, dass er die Katze auf seinem Schlafplatz duldete - und sich zum Schlafen dazu kuschelte.



Wie konnten die nur so schlafen? Das ist doch umbequem!

Irgendwann traute ich mich zum Spazierengehen den Garten oder die Blumenstraße zu verlassen. Wir entdeckten zuerst die Wiesen am Unteren Wöhrd (Inselspitze beim Pesthof), dann gegenüber beim Weichser Ufer, dann wieder Unterer Wöhrd im Bereich unterhalb des Grieser Stegs, später bis Steinerne Brücke und andere Plätze. 

Überall lernten wir viele andere Hunde und ich lernte viele interessante Menschen kennen. Etliche Hunde sind schon vor Wutzl gegangen, leider auch so einige Hundebesitzer und -besitzerinnen.






Wutzl senkt den Donauwasserstand


Die Wöhrdwiesen sind ideal für Hunde, die ohne Leine laufen wollen





Wutzl und Otto




Der Brückenhund




Wutzl und das Hochwasser






2008 unter der Steinernen Brücke in Regensburg. Der Frühlingswind pfeift um seine Ohren.




Dann kam Kater Giorgio. 

Sie liebten sich, aber im Gegensatz zum späteren Kater Fritzi spielten sie nicht viel miteinander. Wir gingen aber oft zu dritt spazieren  - bis an das Ende der Blumenstraße, dort wo es zum Safferlinger Steg abzweigt. Einmal versteckte sich dort Giorgio ängstlich vor einem Hund und blieb - was ich nicht gleich merkte -  bis Abends im Heckenstrauch versteckt. Dort fand ich ihn schließlich, denn er ging schon manchmal seine eigenen Wege - aber so lange war er doch nie weg.


Giorgio occupiert Wutzls alten Liegeplatz, dafür nimmt sich Wutzl Giorgios Kissen.



Die Spaziergänge beschränkten sich nicht auf Wiesen und Donauufer - von Anfang an begleitete er mich bei Spaziergängen in der Stadt. Als ich das erste mal fotografierte, merkte ich etwas Seltsames: sobald er mich fotografieren sah, setzte er sich hin und wartete - er wollte also nicht in der Nähe herum streunen, wie sonst. Das machte mir die Foto-Sessions schon leichter.

https://www.regensburger-tagebuch.de/2008/03/yorki-entdeckt-regensburg.htm

So ein Stadtspaziergang macht müde. Redaktionspause im Palletti




Kater Fritzi

Nachdem Kater Giorgio verloren ging, holten wir uns eine neue Katze: Kater Fritzi. Der war unglaublich lebendig, und nach den ersten Tagen vorsichtigen Beschnupperns ging es richtig los. Egal ob zu Hause oder unterwegs: ständig balgten sich Wutzl und Fritzi.




Erste Annäherungsversuche in den Tagen nach der Ankunft: dort, wo sich der eine hinlegte, ruhte sich auch der andere aus. 




Erste Spielversuche:


Bald sind sie ein Herz und eine Seele









Die Balgereien  der beiden waren legendär





Eines Tages wurde Kater Fritzi an der Landshuter Unterführung angefahren. Nachdem er zwei Tage scheintot auf der Insel gelegen hatte, kroch er zurück nach Hause - am Rückgrat schwer verletzt. Der Schwanz musste amputiert werden. Nach einigen Wochen durfte er das erste mal in den Garten, vorsichtshalber mit Leine. Denn Fritzi hatte eine unbändige Energie und wäre mit Sicherheit in die Nachbarschaft geeilt

Wutzl ignorierte zunächst mal die Spielaufforderungen von Fritzi, und schleckte statt dessen liebevoll den Kater ab.


Aber früher oder später musste es so kommen: sie gingen wieder aufeinander los. Natürlich nur spielerisch. Und das hatten sie in der Wohnung schon geübt. Die Leine war nur, damit er nicht in der Nachbarschaft verschwindet.



Fritzi und Yorki - sie liebten sich wie Hund und Katze

Die Spaziergänge

Wenn Fritzi merkte, dass ich mit Wutzl spazieren gehe, schloss er sich an. Er ging dabei viel weitere Strecken als Giorgio, gelegentlich sogar bis zum damaligen Baugebiet Zuckerfabrik. Auf alle Fälle liefen wir oft die Blumenstraße auf und ab.











Oktober 2013 Zuckerfabrikgelände
auf dem großen Erdhügel, der später zum Lärmschutzwall wurde

Auch hier muss gebalgt werden

Mit vielen Fotos von Wutzl  verbindet sich für mich die Stadtentwicklung


2016, als das TVA-Team für Dreharbeiten bei uns war, konnte er noch gut laufen.

TVA-Drehaufnahmen 2016



Im Jahr darauf, also 2017,  begannen die Operationen an den Beinen.  Kaum konnte er wieder normal laufen, kam das nächste Problem.



Die türkisfarbene Wurstpelle. Der OP-Body als Trick, um den unangenehmen Kragen zu vermeiden







Das letzte Jahr konnte er nur noch vorsichtig gehen, und irgendwann kam die Blindheit durch grauen Star dazu, so dass er nicht mehr drauflos spazieren konnte. Statt Spaziergänge gab es Schnupper-Sessions an geeigneten und vertrauten Abschnitten, wobei ich 10 Minuten für 5 Meter einplante. Dann trug ich ihn an eine andere interessante Stelle und weiter ging es.


Der letzte Blogeintrag mit einem Foto von Yorki stammte von einem Spaziergang im April 2019 am Ufer des ehemaligen Eisstadions

https://www.regensburger-tagebuch.de/2019/04/abendstimmung-am-unteren-wohrd.html

Der letzte Foto, das ich von ihm habe, stammt vom März 2021. Mit dem stolzen Alter von 14 Jahren war es klar, dass er die meiste Zeit des Tages schlief. Es ging ihm aber nicht schlecht - in den kurzen Wachphasen gab es Essen, Trinken und kurze Gassi-Gänge. Dann war schon wieder müde.


Wutzl hat uns am 15. Juli 2021 verlassen.

Wutzl, 2007 - 2021