Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Montag, 15. Juli 2013

Sagenbuch Nr. 114: Das Mannlein am Dome zu Regensburg



Fundstück: ein Abschnitt in einem alten Buch über das Bruckmandl, dort fälschlicherweise als Männlein am Dome bezeichnet.

Auch der Inhalt ist nicht wissenschaftlich korrekt. Aber es spiegelt eben wider, was man lange Zeit geglaubt hat. Nicht nur die Wette zwischen dem Dombaumeister und dem Brückenbaumeister ist eine Sage, auch der Glaube, dass das Männchen auf der Brücke diese Geschichte repräsentiert ist falsch.

Buch: Schöffner Alexander, Sagenbuch der Bayerischen Lande, 1853

114. Das Männlein am Dome zu Regensburg.

Wer dieses Männlein nicht gesehen hat, ist nicht zu Regensburg gewesen. Dasselbe befindet sich am äußern Chor gegen Norden, unweit[115] des Eselsthurmes1, hält einen Topf über den Kopf und steht im Begriffe, sich herabzustürzen. Dieses Männlein stellt den Dombaumeister vor, der mit dem Baumeister der steinernen Brücke eine Wette machte, daß derjenige, welcher seinen Bau früher vollendete, dem Besiegten eine Leibesstrafe auflegen dürfte. Als die Brücke nun früher vollendet war, so ließ ihr Baumeister dem Dombaumeister zum Hohne auf einem Häuschen in Mitte der Brücke ein steinernes Männchen setzen, welches, die eine Hand über die Augen haltend, und gegen den Dom schauend, in der andern einen Zettel mit der Inschrift hielt: »schuck, wie heiß.« Wegen dieses Schimpfes gerieth der Dombaumeister in Verzweiflung und stürzte sich jählings vom unvollendeten Dome herab.
Fußnoten

1 Eselsthurm, weil in ihm ein Weg ohne Treppen hinaufführt, worauf beim Dombaue die Steine durch Esel hinaufgetragen worden.



Quelle: Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 114-115.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20005668344