Regensburger Tagebuch

Notizen von der nördlichsten Stadt Italiens

Freitag, 23. September 2016

Verschwende deine Zeit nicht mit Gedanken über das, was andere angeht

Frage an den Leser: was haben folgende philophische Betrachungen einer berühmten Persönlichkeit mir Regensburg zu tun?:

Verschwende deine Zeit nicht mit Gedanken über das, was andere angeht, es sei denn, daß du jemand damit ersprießlich sein kannst.
Du versäumst offenbar notwendigere Dinge, wenn dich nichts weiter beschäftigt, als was der und jener macht und aus welchem Grunde er so handelt, was er sagt oder will oder anstellt.
So etwas zieht den Geist nur ab von der Beobachtung seiner selbst. Man muß alles Eitle und Vergebliche aus der Kette der Gedanken zu entfernen suchen, vorzüglich alle müßige und nichtswürdige Neugier, und sich nur an solche Gedanken gewöhnen, über die wir sofort, wenn uns jemand fragt, was wir gerade denken, gern und mit aller Offenheit Rechenschaft geben können, so daß man gleicht sieht: hier ist alles lauter und gut und so, wie es einem Gliede der menschlichen Gesellschaft geziemt, hier wohnt nichts von Genußsucht und Lüsternheit, nichts von Zank oder Neid oder Mißtrauen, nichts von alle dem, wovon der Mensch nur mit Erröten gestehen kann, daß es seine Seele beschäftige.


Und ein solcher Mensch--dem es nun ja auch nicht an dem Streben nach Auszeichnung fehlen kann--ist ein Priester und Diener der Götter, der Gewinn aus dem inneren Gottesbewußtsein zu ziehen weiß, so daß ihn keine Lust beflecken, kein Schmerz verwunden, kein Stolz berücken, nichts Böses überhaupt reizen kann; er ist ein Held in jenem großen Kampf gegen die Leidenschaft und eingetaucht in das Wesen der Gerechtigkeit vermag er jegliches Geschick von ganzer Seele zu begrüßen.
Ein solcher Mensch aber denkt selten und nur, wenn es das allgemeine Beste erfordert, an das, was andere sagen oder tun oder meinen. Sondern die eigene Pflicht ist der einzige Gegenstand seines Tuns, so wie, was ihm das Schicksal gesponnen im Gewebe des Ganzen, der Hauptgegenstand seines Nachdenkens. Dort hält er Tugend, hier den guten Glauben.
Und in der Tat ist jedem zuträglich, was sich mit ihm zuträgt nach dem Willen des Schicksals. Stets ist er eingedenk, daß alle Vernunftwesen einander verwandt sind, und daß es zur menschlichen Natur gehört, für andere zu sorgen. Nach Ansehen strebt er nur bei denen, die ein naturgemäßes Leben führen, da er ja weiß, was die, die nicht so leben, sind, wie sie´s zu Hause und außer dem Hause, am Tage und bei Nacht und mit wem sie ihr Wesen treiben. Das Lob derer also, die nicht sich selber zu genügen wissen, hat für ihn nicht den geringsten Wert.

Marc Aurel, Selbstbetrachtungen

Das Zitat stammt aus dem Werk Selbstbetrachtungen, und damit von Marc Aurel, ehemaliger römischer Kaiser und faktischer Gründer der Stadt Regensburg.

Denn Marc Aurel entschied sich im 2.Jahrhundert, am Donaubogen das  Legionslager "Castra Regina" zu errichten, ein Vorgang, der immer auch gleichzeitig mit der Ansiedlung einer begleitenden Zivilsiedlung einhergeht.

Als die Römer später abzogen, verschmolz das Militärlager (Altstadtbereich zwischen Dachauplatz und Bachgasse) mit der Zivilsiedlung (ab Bachgasse nach Westen) zum späteren Rataspona, Regensburg.



Young Folks' History of Rome illus326
Marc Aurel



Marc Aurel war sowohl römischer Kaiser als auch Philosoph, Wissenschaftler, Gelehrter. Marc Aurel, der im Jahr 121 nach Christus geboren wurde, beschreibt in seinen berühmten Schrift namens "Selbstbetrachtung" eine sehr schöne Kindheit, die er unter anderem seinen Erzieher Diognetus verdankte. viele kluge Gedanken, die immer noch gültig sind.

Ein wirklich lesenswertes Werk, das man kostenlos im Internet findet.

Links: